Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
und Jo dachte sich, daß dieser Mann Arthur Dickson mußte.
"Mister Dickson?"
Der Mann blickte auf, kaute seinen Bissen zu Ende und murmelte dann: "Was wollen Sie? Ich kenne Sie nicht!"
Jo setzte sich zu ihm an den Tisch.
"Ich Sie auch nicht, aber die Beschreibung Ihrer Sekretärin paßt auf Sie..."
Dickson verzog das Gesicht.
"So?"
"Mein Name ist Jo Walker. Miss Kostler hat mich engagiert wegen der Sache mit ihrem Vater."
Dickson blickte auf und nahm einen Schluck aus dem Glas Rotwein, das neben seinem Teller stand. Dann wischte er sich mit der Hand den Mund ab und schob den halb abgegessenen Teller ein Stück von sich weg.
Aus irgendeinem Grund schien ihm der Appetit mit einem Mal vergangen zu sein.
"Was wollen von mir, Mister Walker? Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, und wenn Sie mir schon meine Mittagspause stehlen, dann haben Sie dafür hoffentlich einen guten Grund!"
"Ich habe ein paar Fragen", erklärte Jo sachlich. "Und diese Fragen halte ich für einen guten Grund!"
Dickson machte ein zweifelndes Gesicht.
"Ich habe eigentlich keine Lust, mich mit Ihnen zu unterhalten!"
"Sie haben Gelder der Larry Kostler Holding veruntreut, nicht wahr?"
Er runzelte die Stirn, dann löste er den obersten Hemdknopf, so daß sein Doppelkinn etwas mehr Platz bekam. Dickson schien sich sichtlich unwohl in seiner Haut zu fühlen und Jo konnte das durchaus nachvollziehen.
"Sie können es ruhig zugeben, Mister Dickson. Ich weiß es, die Polizei weiß es."
"Es hat mich niemand angeklagt."
"Weil niemand einen Skandal wollte."
"Sehr richtig. Mr. Kostler und ich waren uns einig, daß..."
"Was, wenn Kostler und Sie sich doch nicht so einig gewesen sind, wie Sie es allgemein glauben machen wollen und er Sie auf irgendeine Art und Weise ans Messer liefern wollte."
"Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Mister Walker. Ich habe aber nicht die Absicht, dieses Spiel mitzumachen!"
"Es ist kein Spiel, Dickson!"
Der dicke Mann zuckte mit den Schultern.
"Wie dem auch sei." Dann verengte er die Augen und fixierte Jo Walker mit einem ärgerlichen Blick. "Sie wollen doch nicht behaupten, daß ich in dem Wagen gesessen habe, von dem aus auf Mister Kostler geschossen wurde!"
"Sie hätten vielleicht ein Motiv!"
"Aber ich habe ein handfestes Alibi! Ich war auf einer Konferenz, als es passierte! Dafür gibt es ein halbes Dutzend Zeugen!"
"Sie könnten die Tat in Auftrag gegeben haben, Mister Dickson!"
Er wurde noch bleicher, als er ohnehin schon war. Dann bleckte er wütend die Zähne.
"Guten Tag, Mister Walker! Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen!"
Walker erhob sich.
"Ich schätze, daß ich nicht der einzige bleiben werde, der Ihnen diese Fragen stellt!"
Dicksons Gelassenheit machte auf Walker einen gespielten Eindruck.
"Abwarten, Walker!"
"Auf wiedersehen, Mister Dickson. Es würde mich nicht wundern, wenn wir uns in nächster Zeit noch öfter über den Weg laufen!"
Während Walker schon in Richtung Tür unterwegs war, knurrte Arthur Dickson noch etwas Unverständliches vor sich hin. Aber es hörte sich alles andere als freundlich an.
*
Tom Rowland war nicht gerade gut gelaunt, als Jo ihn auf dem Flur abpaßte.
"Ah, Jo! Du hast mir heute noch gefehlt!" Er keuchte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Du solltest langsam mal ans Abnehmen denken, Tom! dachte Jo bei sich, aber er hütete sich davor, es auch laut auszusprechen.
"Hey, Tom! Was soll denn das heißen? Ich dachte, wir sind Freunde!"
"Klar, sind wir auch! Aber wenn du hier auftauchst, dann gibt das garantiert Arbeit für mich! Und stecke schon bis über beide Ohren drin! Bis über beide Ohren, hörst du, Jo?"
Rowland stemmte die Arme in die Hüften und baute sich breitbeinig auf.
Jo wollte nicht wissen, auf welche Werte der Blutdruck des Polizei-Captains in den letzten zwanzig Sekunden gestiegen war.
Rowland atmete tief durch und quetschte dann zwischen den Lippen hindurch: "Also schieß los! Worum geht's?"
"Es geht um den Mordfall Kostler."
"Larry Kostler?"
"Ja, welcher Kostler wohl sonst!"
"Ein Mann aus meinem Revier bearbeitet den Fall. Er heißt Cummings. Sieht ein bißchen merkwürdig aus, aber er soll ein ganz toller Hecht sein. So viele Belobigungen in einer Personalakte habe ich selten gesehen..."
"Ich habe mit Cummings bereits gesprochen. Die Sache ist die: Hinter dem Mord steckt wahrscheinlich Tony Maldini. Und ich möchte wissen, was der im Augenblick so treibt."
Rowland pustete wie ein Walroß.
"Komm mit!" meinte er.
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