Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
"Wozu habe ich schließlich so ein gastliches Büro?"
Wenig später saßen sie sich dann in Rowlands Büro gegenüber.
Der Captain lehnte sich zurück und kratzte sich im Genick.
"Der Name Maldini dürfte dir doch noch von früher her geläufig sein, Jo!" meinte er.
Walker nickte.
"Ist er auch. Aber das ist schließlich schon eine ganze Weile her!"
"Aber einer wie Maldini ändert sich nicht. Der steigt entweder auf oder endet vorher als Wasserleiche im East River - mit einem schönen, runden Loch in der Stirn!"
Jo Walker zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Nach allem, was man hört ist Maldini aufgestiegen!"
"Kann man wohl sagen! Früher haben wir ja immer vermutet, daß er illegal Elektronik in den Ostblock exportiert hat. Aber das ist lange her. Heute vermutet man ihn hinter Waffenschieber- und Drogenringen. Aber wir konnten dem verflixten Hund bisher nichts nachweisen. Er ist einfach zu geschickt! Strohmänner machen die Drecksarbeit für ihn und die schweigen eisern, denn jeder von ihnen weiß, daß ein toter Mann ist, sobald er singt. Sein Arm reicht bis in die Gefängnisse hinein - vielleicht sogar bis in die Polizei und die Staatsanwaltschaft."
"Dann gibt es also im Grunde genommen nichts Neues!"
"Nein. Was Maldini angeht nicht. Es ist alles nur ein paar Nummern größer geworden."
"Nichts Konkretes?"
"Jo, wenn ich etwas Konkretes hätte, würde er nicht mehr frei herumlaufen und seine unsauberen Geschäfte machen!"
"Verstehe..."
"Dann ist da allerdings noch etwas, das dich interessieren könnte."
In Jos Augen blitzte es.
"Heraus damit, Tom!"
"In den letzten Wochen gibt es eine Art Mord-Serie. Alle begangen in der Art von professionellen Killern - so, wie es auch bei Larry Kostler der Fall zu sein scheint. Alle Opfer hatten etwas gemeinsam: Sie machten Geschäfte mit Tony Maldini!"
"Eine Säuberungsaktion?"
"Ja, so etwas in der Art muß es wohl sein."
"Ich möchte eine Liste der Opfer."
"Kannst du haben!"
Tom Rowland stand auf, holte eine Akte aus dem Schrank und knallte sie vor Walker auf den Tisch. "Schreib dir die Namen heraus, wenn es dir Spaß macht!"
"Danke!"
"Was willst du damit, Jo?"
Walker zuckte mit den Schultern.
"Mal sehen. Ich weiß es noch nicht."
*
Es war bereits ziemlich dunkel und es regnete wieder, als Roy Brady ins Freie trat und sich nach rechts und links umdrehte.
Er schlug sich den Mantelkragen hoch und schlang sich den Schal vor den Mund.
Es war hundekalt und dennoch stand Brady der Schweiß auf der Stirn, als er die Straße überquerte. Es war kalter Angstschweiß und sein Gesicht war von nackter Furcht gezeichnet.
"Oh, mein Gott!" flüsterte er kaum hörbar in seinen Schal hinein, obwohl er eine Kirche zum letzten Mal von innen gesehen hatte, als seine Mutter ihn zur Taufe getragen hatte.
Er schluckte.
Ich hätte mich nie auf diese Dinge einlassen sollen! durchfuhr es ihn.
Aber nun war es zu spät.
Einfach zu spät.
Bis zum Hals steckte er im Sumpf und er sah nicht die geringste Chance, sich selbst wieder herauszuziehen.
Brady fühlte seinen Puls bis zum Hals schlagen. Überall konnte er auf ihn lauern.
Er mußte auf der Hut sein und aufpassen.
Er mußte hinüber zur Telefonzelle auf der anderen Straßenseite.
Er wollte auf jeden Fall ungestört sein, wenn er den Hörer abnahm.
Brady atmete schwer.
Er war derart nervös, daß ihn beinahe ein Auto erwischte, das dann hupend weiterfuhr.
Oh, verdammt! schoß es ihm durch den Kopf. Ich beginne bereits die Nerven zu verlieren!
Jetzt hieß es kühlen Kopf zu bewahren. Nur dann hatte er noch eine Chance. Kühlen Kopf und stahlharte Nerven. Aber wie es schien, hatte er weder das eine noch das andere.
Schließlich hatte er die andere Straßenseite erreicht.
Noch einmal blickte er sich nach allen Seiten um. Er sah einen Stadtstreicher mit speckigem Parka, vor Dreck starrenden Jeans und einer schmuddeligen Wollmütze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte.
Der Mann hob eine Zeitung vom Boden auf, die irgendjemand achtlos weggeworfen hatte und blätterte darin.
Keine Gefahr! dachte Brady bei diesem Anblick oder besser: Er versuchte, es sich einzureden. Immer wieder: Keine Gefahr!
Außer dem Stadtstreicher sah er niemanden in der Nähe.
Er öffnete die Tür des Telefonhäuschens, ließ sie dann hinter sich zuschlagen und fingerte mit zitternden Händen ein paar Münzen aus der Manteltasche heraus.
Dann begann er eine Nummer zu wählen. Wieder und wieder drehte sich die Wählscheibe vor und
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