Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
zurück und schließlich kam das Freizeichen.
Mach schon! rief es in ihm. Verdammt noch mal, nun nimm doch endlich ab!
Sein Stoßgebet wurde im nächsten Moment erhört. Eine weibliche Stimme meldete sich.
"Ist da das Büro von Jo Walker?"
"Ja. Wer spricht dort, bitte?"
"Hier ist Roy Brady. Ich habe Mr. Walker etwas Wichtiges mitzuteilen. Ich..."
"Kann ich Mr. Walker etwas ausrichten, Mr. Brady? Hallo... Sind sie noch dran?"
Brady war noch dran, aber ihm waren die Worte vor Entsetzen buchstäblich im Halse steckengeblieben, als er sich umgewandt und in das Gesicht des Stadtstreichers geblickt hatte, der urplötzlich vor der Telefonzelle aufgetaucht war.
Alles, was dann geschah, dauerte kaum länger als eine Sekunde.
Plötzlich war Brady klar, daß dieser Mann gar kein Stadtstreicher war, sondern sich nur so aufgemacht hatte.
Der Kerl hatte hier auf ihn gewartet, ihn wahrscheinlich schon längere Zeit beobachtet und nun war seine Chance gekommen!
Der Mann hatte ein kalt glitzerndes Augenpaar, das ihn geschäftsmäßig musterte.
Eine häßliche Narbe, die vermutlich von einer Messerstecherei herrührte, zog sich von der Stirn über das Auge und fast die gesamte rechte Wange.
Der Mann verzog das Gesicht und bleckte die Zähne.
Brady sah die Zeitung seines Gegenübers, jene Zeitung, die dieser vom Boden aufgesammelt hatte.
Die Zeitung glitt zur Seite und die Mündung einer Automatic mit Schalldämpfer wurde für den Bruchteil eines Augenblicks sichtbar.
Bradys Augen waren vor Schreck weit aufgerissen.
"Nein!" flüsterte er fast tonlos, aber da hatte sein Gegenüber bereits abgedrückt.
Am Ausgang des Schalldämpfers blitzte ein Mündungsfeuer.
Es gab ein häßliches, dumpfes Geräusch.
Das Projektil durchschlug die Scheibe der Telefonzelle, ließ das Glas splittern und fuhr Brady dann direkt in die linke Brust.
Brady wurde durch die Wucht des Geschosses nach hinten gerissen, ließ den Hörer fallen und ächzte noch einmal unterdrückt.
Der Killer wollte sichergehen.
Ein zweiter Schuß traf Brady mitten in der Stirn, bevor er dann mit starren, weit aufgerissenen Augen zu Boden rutschte.
Der Killer steckte die Waffe in die weite Seitentasche seiner Parka, beugte sich nieder, hob den Hörer auf und hängte ihn die Gabel.
*
Das Autotelefon schnurrte und Jo nahm augenblicklich den Hörer ab.
Es war April.
"Was gibt es?" fragte Jo.
"Ein Mann namens Roy Brady hat angerufen. Er ist ein Informant, nicht wahr?"
"Ja, was hat er gesagt?"
"Er ist nicht mehr dazu gekommen, etwas auszupacken. Es sei sehr wichtig hat er gesagt, und dann gab es ein merkwürdiges Geräusch - wie aus einer Schalldämpferpistole. Ich fürchte, er lebt nicht mehr, Jo!"
Jo atmete tief durch.
"Das fürchte ich auch, April."
"Er hat aus einer Zelle angerufen!"
"Ich kann mir denken, wo das ist", flüsterte Jo, mehr zu sich selbst als zu seiner Gesprächpartnerin an der Strippe. "Hast du die Polizei schon benachrichtigt?"
"Nein. Ich dachte mir, ich sage erst dir bescheid."
"Okay, dann werde ich das von hier aus erledigen..."
Zwei Sekunden später hatte Jo Walker aufgelegt. Er suchte eine Seitenstraße, in der er seinen 500 SL drehen konnte.
Verdammt! dachte er.
Brady war umgelegt worden und es gab sicher ein paar Dutzend Leute, die dafür in Frage kamen. Aber einer von ihnen war Tony Maldini!
Jo Walker dachte an die Liste, die Captain Rowland ihm gegeben hatte. Brady paßte vorzüglich in diese Liste von Leuten hinein, die zwei Dinge gemeinsam hatten: Sie hatten mit Maldini zu tun und sie waren mausetot.
So viele Zufälle kann es nicht geben! dachte Walker. Brady hatte ihm etwas Wichtiges zu sagen gehabt, was nur heißen konnte, daß er etwas über Maldini herausgefunden haben mußte.
Eine andere Möglichkeit gab es kaum.
Endlich hatte Jo eine Möglichkeit zum Drehen gefunden. Es dauerte ein bißchen, bis er sich wieder in den Verkehr - diesmal in entgegengesetzte Richtung - einfädeln konnte. Dann wählte er an seinem Autotelefon die Nummer der Polizei.
*
Es war ganz so, wie Jo Walker gedacht hatte.
Brady war in der Telefonzelle ermordet worden, die der Kaschemme gegenüber lag, in der man ihn sonst immer antreffen konnte.
Wahrscheinlich hat er ungestört mit mir sprechen wollen! kam es Jo in den Sinn, als er seinen Wagen an der Seite abstellte, die Tür öffnete und die zerschossene Zelle sah.
Brady lag mit seltsam verrenkten Armen und Beinen in der Zelle. Seine Augen blickten Jo starr an, während sich
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