Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Houston. Beste Lage, aber sicher nicht billig. Ihre Geschäfte konnten also nicht schlecht gehen.
Jo hatte Glück, sie an diesem Tag überhaupt noch zu erwischen. Ihre Mitarbeiter hatte sie schon nach Hause geschickt. Sie kamen Kommissar X auf dem Flur entgegen. Und sie selbst hatte auch schon ihre Sachen zusammengepackt, um für heute Schluß zu machen.
Aber die Tür zu ihrem Makler-Büro war noch nicht abgeschlossen worden, und so ging Jo einfach hinein.
Rosa war dunkelhaarig und kurvenreich. Und der tiefe Ausschnitt ihres Sommerkleides zeigte genug, um jede Art von fairer Verkaufsverhandlung von vornherein unmöglich zu machen.
Sie blickte auf und musterte Jo mit ihren dunkelbraunen Augen.
"Wer sind Sie?" fragte sie.
"Mein Name ist Walker. Ich komme aus New York und interessiere mich für ein bestimmtes Objekt." Jo nannte ihr die Adresse und sah, daß Rosa Blick sich sogleich etwas veränderte.
"Eigentlich wollte ich gerade Schluß machen, aber wenn Sie ernsthaft interessiert sind... Ich sage Ihnen aber gleich, daß unter einer halben Million Dollar nichts zu machen sein wird. Wollen Sie es sehen?"
"Gerne", nickte Jo.
"Ich nehme an, Sie sind mit dem Wagen hier."
"Richtig."
"Dann fahren Sie hinter mir her."
Rosa fuhr einen kleinen Sportflitzer und Jo mußte sich ganz schön ranhalten, um ihr auf den Fersen zu bleiben. Keine Viertelstunde brauchten sie, dann hatten sie Claire Levines Haus erreicht. Es war wirklich ein schönes Anwesen. Der Garten wirkte inzwischen ein wenig verwildert. Leider hatte Claire nicht allzu lange Freude an diesem Besitz gehabt.
Rosa fuhr mit dem Sportflitzer auf den Hof, Jo stellte den Landrover dahinter.
"Kommen Sie, Mister Walker!" Sie winkte ihm zu, war dann auch schon an der Tür und drehte den Schlüssel herum.
Jo folgte ihr.
Rosa führte ihn durch die Räume. Jo blickte sich ein bißchen um, fand aber kaum Persönliches über Claire Levine. Auf dem Nachttisch im Schlafzimmer stand ein Foto, das sie zusammen mit einem Mann zeigte. Aber es war nicht Eric LaRue.
Vermutlich sein Nachfolger in Claires privater Gunst, dachte Jo.
Im Wohnzimmer wurde es interessant. Kommissar X erkannte es von den Fotos wieder, die er in den Akten gesehen hatte. Nur von der Bronze-Figur war nichts zu sehen. Aber die war ja schließlich auch ein Beweisstück.
"Ist irgendetwas, Mister Walker?" hörte Jo Rosas Stimme, während er den Blick schweifen ließ. Die Spurensicherung hatte sicher jeden Flecken in diesem Raum abgesucht. Aber Jo hoffte auch nicht darauf, auf eine neue Spur zu treffen. Er versuchte vielmehr, sich den Hergang der Tat vorzustellen.
In den Berichten stand nichts von Einbruchsspuren. Also hatte Claire ihren Mörder selbst hereingelassen, vermutlich, weil sie ihn kannte. Vor dem Kamin hatte der Mörder nach der Bronze-Figur gegriffen und zugeschlagen... So sah es der Staatsanwalt. Und die Jury war dieser Sichtweise gefolgt.
"Verschwinden Sie!" hörte Walker indessen Rosa ziemlich ärgerlich sagen. Sie hatte ihre schlanken Arme in Hüften gestemmt und schien ziemlich aufgebracht zu sein. "Sie wollen dieses Haus überhaupt nicht kaufen!"
"Das habe ich auch nie gesagt", erwiderte Jo gelassen.
"Sie haben mir vorgespielt..."
"Ich habe gesagt, ich sei an dem Haus interessiert. Und das stimmt auch!"
"Wegen dem Mord an Claire Levine, nicht wahr?"
"Ja."
"Ich hatte gehofft, die Sache wäre jetzt langsam ausgestanden. Aber jetzt, wo die Hinrichtung des Mörders bevorsteht, wird die Geschichte noch einmal interessant!"
"Nun..."
"Sind Sie von der Presse? Es ist soviel über die Geschichte geschrieben worden. Sie hätten nur bei Ihren Kollegen abzuschreiben brauchen, anstatt mir die Zeit zu stehlen! Aber da sind Sie leider nicht der erste, der das nicht kapiert hat!"
Jo holte seine Lizenz aus der Jackentasche und reichte sie ihr. Sie nahm das Dokument stirnrunzelnd, während Jo dazu sagte: "Ich versuche herauszufinden, was geschehen ist."
Rosa verdrehte die Augen, gab ihm die Lizenz zurück und schüttelte dann energisch den Kopf.
"Es ist doch nicht zu fassen!" meinte sie. "Ein Privatdetektiv aus New York! Was wollen Sie? Diesen Hund noch in letzter Sekunde vom Haken holen, der Claire umgebracht hat?"
"Eigentlich hatte ich gehofft, ich könnte mit Ihnen ein paar Takte über die Sache reden. Schließlich sind Sie es, die die Tote entdeckt hat."
Rosa lachte kopfschüttelnd. "Ich habe nichts dagegen, daß man diesen Eric LaRue demnächst vom Leben zum Tode befördert! Ich
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