Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
charmanten Mitarbeiterinnen hat es mir verraten. Haben Sie was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?"
"Würde es etwas nützen, wenn ich 'Ja' sagen würde?"
Jo lächelte. "Käme auf einen Versuch an!"
"Am besten Sie sagen gleich, was Sie diesmal wollen, dann sparen wir eine Menge Zeit. Stöbern Sie immer noch in dieser Mordgeschichte herum?"
Jo Walker setzte sich und nickte. "Das ist mein Job", meinte er. "Dafür werde ich bezahlt."
Sie blickte Jo mit ihren dunklen Augen ruhig an. "Sie werden dafür bezahlt, zu glauben, daß dieser Eric LaRue unschuldig ist. Aber ich fürchte, Sie werden im Trüben fischen, Mister Walker! Ich glaube nicht an einen Justizirrtum oder dergleichen!"
"Und ich glaube gar nichts", erwiderte Jo. "Ich versuche einfach nur herauszufinden, was passiert ist."
"Ist das nicht eindeutig?"
Jo beugte sich ein wenig vor und erklärte dann: "Eric hat damals angegeben, zur Tatzeit mit dem Wagen unterwegs gewesen zu sein."
"Ja, ich weiß. Ich war im Gerichtssaal. Eine plumpe Lüge, die schwer zu widerlegen ist, weil es keinen Zeugen gibt, wenn man auf dem Highway unterwegs ist, keinen Unfall baut und nirgends tankt."
"Es gab eine Zeugin. Eine Anhalterin."
"Die niemals existiert hat!"
"Wir haben sie gefunden."
Jetzt veränderte sich Rosas Gesicht deutlich.
"Ist das Ihr Ernst?"
"Ich sage Ihnen das, damit Sie begreifen, daß es vielleicht doch lohnt, mal darüber nachzudenken, wer sonst noch für den Mord an Ihrer Freundin Claire in Frage kommt. Denn irgendjemand muß sie ja schließlich getötet haben."
Sie überlegte einen Moment und erwiderte dann: "Haben Sie jetzt nicht, was Sie wollen? Jemand, der Eric LaRue ein Alibi gibt. Na bravo! Ich schätze, Sie können bald ins heimatliche New York!"
"So einfach ist das nicht", meinte Jo. "Die Anhalterin ist tot. Goldener Schuß. Aber sie hatte die Tasche noch bei sich, die sie Eric gestohlen hatte. Samt Führerschein." Jo zuckte die Achseln. "Sein Bruder Miles verhandelt gerade mit dem Staatsanwalt und dem Richter."
"Aber es wird nicht reichen, meinen Sie!"
"Da werden einige Leute zugeben müssen, daß sie Fehler gemacht haben - und wer tut das schon gerne? Auf jeden Fall wäre es besser für Eric, wenn ich den wirklichen Täter präsentieren könnte. Sie waren Claires Freundin. Denken Sie nach, wer sie sonst noch hätte umbringen können!"
"Ich habe keine Ahnung."
"Was ist mit diesem Jim Graham?"
"Sie waren erst kurze Zeit zusammen, Claire und Jim. Ich weiß nicht viel über ihn. Aber wenn es dieser Eric LaRue nicht war und Sie unbedingt einen Verdächtigen präsentiert haben wollen, dann würde ich an Ihrer Stelle mal einen Blick auf seinen Bruder werfen."
"Miles?"
"Ja."
Jo kniff die Augen zusammen. "Weshalb?"
Rosa stand auf, legte das Geld passend neben ihr Gedeck und wandte sich zum Gehen. "Ich schlage vor, Sie fragen ihn selbst, Mister Walker!"
Und damit ließ sie Jo einfach stehen. Kommissar X blickte ihr nach, wie sie mit der Mappe unter dem Arm davonging. Den Bruchteil einer Sekunde lang ließ sich der Privatdetektiv dabei von ihrem Hüftschwung hypnotisieren.
Warum nicht? dachte er dann. Ich werde Miles fragen!
*
Jo traf Miles LaRue vor dem Gerichtsgebäude.
"Wie ist es gelaufen?" fragte der Privatdetektiv ohne Umschweife.
"Sie werden die Sache prüfen", meinte er. "Das Auffinden dieser Anhalterin ist meiner Ansicht nach ein neuer Umstand, der das rechtfertigen könnte. Könnte, wohlgemerkt. Aber ob die Hinrichtung wirklich ausgesetzt wird, müssen wir abwarten."
Jo zuckte die Achseln. "Wir werden wohl noch etwas drauflegen müssen."
"Was sollte das sein?"
"Den wahren Mörder zum Beispiel."
Miles blickte auf. In seinen Augen flackerte es. Ein Muskel zuckte unkontrolliert unterhalb des linken Auges. Dann machte er eine ausholende Bewegung und winkte ab. "Das ist illusorisch, Mister Walker."
"Es schien auch illusorisch zu sein, die Anhalterin zu finden."
Miles sah Jo jetzt fast ein bißchen ärgerlich an und sagte sehr bestimmt: "Das war schon der Fehler bei Erics Verteidigung! Nach der Taube auf dem Dach zu greifen, an statt den Spatz in der Hand zu nehmen!"
"Hätte er sich wirklich schuldig bekennen sollen, obwohl er Claire nicht getötet hat?"
"Lassen wir das!" meinte er. "Es ist sinnlos, über vergangene Fehler zu diskutieren. Trinken Sie einen Kaffee mit mir?"
Jo schüttelte den Kopf.
"Keine Zeit", meinte er.
Miles sah sein Gegenüber einige Augenblicke lang nachdenklich an. Dann nickte er langsam. "Sie
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