Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
biederer Geschäftsmann und ein Arzt, dessen Spezialität es ist, Privatpatienten von chronischen Krankheiten zu heilen, miteinander gemein? Es muss da irgendetwas geben, denn höchstwahrscheinlich sind alle drei von demselben Täter umgebracht worden!"
Steen verzog das Gesicht, nahm die Zigarette aus dem Mund und erwiderte: "Wenn ich es weiß, werden Sie in der Zeitung davon lesen können!"
19.
Victor bremste sein Motorrad so hart ab, dass das Hinterrad etwas ausbrach und auf dem Pflaster des Parkplatzes eine dunkle, leicht gebogene Bremsspur entstand.
Er grinste dabei.
Das machte immer wieder Bock!
Victor ließ sein Motorrad nochmal richtig aufbrüllen, bevor er es vor dem X-Ray abstellte.
Ein Nachtclub mitten auf dem platten Land. Auf so eine Idee konnte nur ein Geschäftsmann vom Schlag des Leeraners Tom Tjaden kommen. Ehedem war das Gebäude die Lagerhalle eines großen Restposten-Discounters gewesen, der sich NIX WIE GEIZIG! genannt hatte und mit mehreren Filialen in Wittmund, Norden und Aurich vertreten gewesen war.
Gartenmöbel hatten da neben Büchern gestanden. Kistenweise Spielzeug oder Plastikblumen hatten das Angebot abgerundet. Es gab nichts, was man hier nicht zu erheblich reduzierten Preisen hatte finden können. Und das meistens palettenweise.
Aber es gab starke Konkurrenz aus Emden.
Und die hatte schließlich dafür gesorgt, dass die NIX WIE GEIZIG!-Filiale in Aurich nicht mehr rentabel gewesen war und die Segel streichen musste. Angebot und Nachfrage regierten eben die Welt.
Tom Tjaden hatte die Immobilie günstig aufgekauft. Natürlich über einen Strohmann, denn jemandem wie ihm hätten sie ein Unternehmen, dass ja weiterhin in der Region Geschäfte machen wollte, kaum überlassen.
Und Tjaden hatte alle Zeit der Welt gehabt, um aus dem ehemaligen NIX WIE GEIZIG!-Gebäude das X-Ray zu machen.
Mitten in dem faulen Apfel Ostfriesland (außen an der Küste das Faule, der schwere, feuchte Marschboden; innen das gute Land), in unmittelbarer Nähe der Stadt Aurich, die gewissermaßen den Kern dieses Apfels darstellte.
Victor musste immer grinsen, wenn Abend für Abend neben Limousinen auch ein paar Trecker auf dem Parkplatz standen.
Aber noch war es nicht so weit.
Noch herrschte gähnende Leere auf dem Parkplatz.
Victor war der Mann fürs Grobe im X-Ray. Als Türsteher sorgte er dafür, dass Leute, von denen von vornherein Ärger zu erwarten war, gar nicht erst hineingelassen wurden. Ab und zu kam es allerdings auch vor, dass einer der Gäste auf die rustikale Weise des Hauses verwiesen werden musste. Manche der Trecker-Gäste glaubten offenbar, dass sie die Girls des X-Ray genauso grob betatschen konnten, wie das bei der künstlichen Besamung ihrer Kühe angebracht war.
Victor betrat das X-Ray.
Ein paar philippinische Putzfrauen schrubbten noch den Boden. Jonny Cornelius, der Bar-Tender, stand hinter dem Schanktisch und war damit beschäftigt, Gläser zu polieren. Eines der Girls saß auf einem der Hocker und trank einen Espresso. Victor starrte einen Augenblick lang die kurvenreichen, geradezu atemberaubenden Linien ihrer Figur an. Sie hatte schwarzes Haar und nannte sich Melinda. Victor hatte irgendwann einmal mitgekriegt, dass sie eigentlich Frauke hieß. Und vermutlich waren ihre Haare in Wahrheit auch nicht pechschwarz, sondern aschblond.
Victor bedauerte, dass er vermutlich nicht mitbekommen würde, wenn Frauke alias Melinda sich auf der Bühne auszog, weil er dann meistens draußen vor der Tür seine Aufgabe hatte. Tom Tjaden bezahlte den Job gut genug, um das verschmerzen zu können. Immerhin hatte das Motorrad innerhalb weniger Monate dringesessen.
Jonny Cornelius wandte sich sogleich an Victor.
"Hey, der Boss ist da und will dich sofort sprechen!"
"Kein Problem, Alter!", meinte Victor.
"Na, du musst es ja wissen!"
Jonny Cornelius grinste breit über sein aufgedunsenes Gesicht. Er hatte früher Andenken an Bord einer der Borkum-Fähren verkauft, die von Emden aus verkehrten. Aber seine gegenwärtige Tätigkeit gefiel ihm um einiges besser. Noch früher war er angeblich als Schiffskoch um die halbe Welt gefahren. Victor hatte sich die Geschichten schon einige dutzendmal anhören müssen. Das Gute für Jonny Cornelius war, dass immer wieder Touristen ins X-Ray kamen, denen er seine Stories von neuem erzählen konnte - auch wenn diese Zuhörerschaft durch die Geschehnisse auf der Bühne naturgemäß leicht abgelenkt zu sein pflegten.
"Wo isser?", fragte Victor.
"Der
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