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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wohnzimmer wirkte fast ein bisschen unpersönlich. Es war in schwarz und weiß gehalten. Kühle, moderne Sachlichkeit, so konnte man diesen Stil umschreiben. Auf einem niedrigen Tisch lagen ein paar Motorradzeitschriften. Ein Foto an der Wand zeigte den braven Arzt in Ledermontur auf einer Harley.
    Ein Mann mit zwei Gesichtern, dachte Lorant.
    Eine Art Feierabend-Easy-Rider.
    Etwa zwei Regalmeter Bücher besaß Purwin. Ein paar medizinische Nachschlagewerke älteren Datums --- Lorant nahm an, dass die neueren im Behandlungszimmer zu finden waren ---, außerdem ein Windows-Handbuch und einige dickleibige Romane von Stephen King und John Saul. Noah Gordons MEDICUS lag quer.
    Aber auf der leicht zerfledderten Ausgabe des MEDICUS lag etwas, das Lorants Interesse weckte. Ein Streichholzbriefchen, auf dem die Silhouette einer nackten Frau aufgedruckt war. Ein Schattenriss. Instinktiv nahm Lorant das Briefchen, öffnete es. Von den Streichhölzern war keines benutzt worden. Auf der oberen Innenseite stand COME TO THE X-RAY CLUB!!! mit drei Ausrufungszeichen.
    Sieh an, da verbringt also ein lediger Arzt seine wenigen freien Stunden!, dachte Lorant. Was er mit dieser Information anfangen würde, wusste er noch nicht. Er legte das Briefchen zurück, hörte gleichzeitig die Polizeisirenen.
    Für einen Blick ins Schlafzimmer blieb leider keine Zeit mehr. Lorant sah zu, so schnell wie möglich wieder zurück in die Praxis-Räume zu gelangen.
    Beamten in Uniform und in Zivil stürmten herein.
    "Sie sind der Mann, der uns angerufen hat?", wurde Lorant angesprochen.
    "Bin ich."
    "Jansen, Kripo Emden."
    "Wo bleibt denn Ihr Herr und Meister, Kriminalhauptkommissar Steen?"
    "Nur Geduld, Herr..."
    "...Lorant."
    "Hauptkommissar Steen wird gleich eintreffen. Warten Sie hier bitte so lange. Ich habe mit ihm telefoniert, und er hat mir gesagt, dass er Sie unbedingt sprechen will!"
    "Oh, welche Ehre!"
    "Kein Grund, sich etwas darauf einzubilden!"
    Lorant zuckte die Achseln.
    Die Praxis von Dr. Purwin glich einem Taubenschlag. Der Gerichsmediziner wurde verständigt. Draußen suchten weitere Beamte nach Spuren. Offenbar war jeder verfügbare Beamte im ganzen Kreisgebiet mobilisiert worden. Ein so großer Aufwand verwunderte Lorant etwas.
    Schließlich traf Steen ein. Zunächst nickte er Lorant nur knapp zu, ließ sich dann das Arbeitszimmer zeigen.
    Nach ein paar Minuten kam er zurück und wandte sich an Lorant. "Kommen Sie, wir gehen ins Wartezimmer."
    "Nichts dagegen."
    Augenblicke später ließen sie sich in den Ledersesseln nieder.
    "Sie haben hier wirklich nichts angefasst, Lorant?"
    "Für wen halten Sie mich."
    Lorants Handy klingelte. Er ging an den Apparat, wies den Anruf mit einem Knopfdruck ab. "Das sind Ihre Kollegen. Die haben wohl die Wahlwiederholungstaste von Purwins Telefon gedrückt."
    "Er hat mit Ihnen zuletzt telefoniert?"
    "Ja."
    "Warum?"
    "Er wollte mir etwas sagen, was für den Mordfall Sluiter wichtig sei."
    "Und was?"
    "Wenn ich das wüsste. Ich war auf dem Rückweg aus Oldenburg und versprach, in einer Stunde hier zu sein. Dann habe ich ihn so gefunden."
    Steens Gesicht wurde dunkelrot. "Sie waren in Oldenburg", sagte er gedehnt. Dabei spielte er nervös mit seinem Dienstausweis herum.
    "Ja, stimmt", bestätigte Lorant.
    "Dann sind Sie für den Trouble verantwortlich, den wir heute hatten!"
    Lorant lächelte dünn. "Haben Ihre Kollegen Ihnen ein bisschen Feuer unter dem Hintern gemacht?"
    "Spielen Sie sich nicht so auf, Lorant. Viel haben Sie in diesem Fall auch noch nicht erreicht."
    "Naja, wenn Sie jetzt auch schon davon überzeugt sind, dass es einen FALL überhaupt gibt, dann bin ich schon ganz zufrieden. Frau Sluiter hat wochenlang versucht, diese Meinungsänderung bei Ihnen zu bewirken und ist kläglich gescheitert."
    Meinert Steen holte eine Zigarettenschachtel hervor, steckte sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Wenn Lorant etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Zigarettenrauch. Und so klinisch rein, wie Praxis und Wohnung des ermordeten Arztes Dr. Purwin aussahen, hätte das dem Toten auch nicht gefallen. Kein Respekt mehr vor den Verblichenen!, dachte Lorant und hustete demonstrativ.
    "Sie sind nicht mehr ganz auf dem Laufenden, Herr Lorant."
    "So?"
    "Inzwischen ist die Tatwaffe gefunden worden, mit der Gretus Sluiter wahrscheinlich umgebracht wurde."
    "Ach!"
    "Ein Ruderholz. Es waren noch Blutspuren dran."
    "Nach so langer Zeit?"
    "Der Mörder hat es unter ein Boot geschoben, das

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