Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Boss? Im Büro natürlich."
"Erst gib mir Schluck!"
"Immer noch nix Deutsch gelernt, du Russe?"
"Ich mehr Deutscher als du! Willst du sehen Pass? Oder willst du haben neue Zähne?"
Jonny hob beschwichtigend die Hände. Er sah ein, dass er den Bogen überspannt hatte. "Ist ja schon gut."
"Ich nicht Plattdeutsch reden, sondern Hochdeutsch!"
"Jo, jo, aber zu Trinken gibt's nix, solange du nicht beim Boss warst. Der wird sonst echt sauer!"
Victor knurrte noch etwas auf Russisch vor sich hin. Jonny Cornelius war nicht weiter neugierig darauf, diesen letzten Kommentar aus Victors Mund zu verstehen. Eine Freundlichkeit war es bestimmt nicht gewesen.
Victor ging durch eine Nebentür und verließ den Hauptsaal des X-Ray. Er passierte einen schmalen Korridor. Am Ende lag das Büro. Victor klopfte.
"Komm rein!", kam es aus dem Inneren.
Tom Tjaden saß hinter dem Schreibtisch, tickte nervös mit einem Kugelschreiber herum. Erst auf den zweiten Blick sah Victor, dass es gar kein Kugelschreiber war, sondern der Stift für den Touchscreen seines PDA.
"Wie ist die Sache gelaufen?", fragte Tjaden.
"Alles klar, Boss!"
"Wenn ich noch mal ein paar mehr Leute brauche, um etwas zu erledigen, dann..."
"Null Problemo."
"Gut..."
20.
Lorant fuhr zu seiner Unterkunft bei Beate Jakobs. Er hatte Hunger, da er den ganzen Tag über noch nichts Richtiges gegessen hatte.
Außerdem musste er darüber nachdenken, wie er weiter vorgehen wollte. Eine Option war, dem X-Ray einen Besuch abzustatten. Es musste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ihm dort nicht jemand etwas über Eilert Eilers erzählen konnte. Zwar stand es noch keineswegs fest, dass es sich bei dem verschwundenen Bar-Tender des X-Ray wirklich um die Leiche vom Huntetal handelte, aber andererseits dachte Lorant nicht im Traum daran, sich an Meinert Steens Anweisungen zu halten.
Sollte der Kripo-Mann nur fleißig weiter hinter ihm her ermitteln!
Wenn es am Ende um eine Verhaftung ging, brauchte Lorant ohnehin dessen Hilfe. Leider.
"Na, den ganzen Tach unnerwegs?", begrüßte ihn Beate Jakobs, nachdem er den Schankraum betreten hatte.
"Jo", imitierte Lorant die Sprechweise der Einheimischen.
Der einzige Gast, der sich zur Zeit im Schankraum befand, saß an der Theke vor seinem Bier. Ein rotgesichtiger, dickbäuchiger Mann mit Prinz Heinrich-Mütze. An seinen Gummistiefeln klebte Mist. Ein Bauer also, schloss Lorant messerscharf.
"Junger Mann, kann ich was für Sie tun?", erkundigte sich Beate Jakobs.
Ihr nahm Lorant den 'jungen Mann' nicht übel, so wie dem Meerwart Benno Folkerts. Entweder deshalb, weil der Altersunterschied entsprechend war, oder weil Beate Jakobs einen zwar etwas herben, aber auf ihre Art und Weise doch auch unwiderstehlichen Charme hatte, der dem Meerwart schlicht und ergreifend abging.
"Ich habe Hunger", sagte Lorant wahrheitsgemäß.
"Dann hole ich Ihnen mal die Karte!"
Oh, Karte!, dachte Lorant. Eine so große Auswahl, dass es sich lohnte, sie auf eine Speisekarte zu drucken, hatte Lorant dem Lokal von Beate Jakobs gar nicht zugetraut.
"Gerne!"
"Einen Moment!"
Lorant setzte sich an den Tresen. Beate Jakobs gab ihm eine Karte. Schön eingebunden in feinstes Kunstleder.
"Sach mal, du bist nicht von hier, was?", fragte der Bauer an Lorant gewandt.
"Nein. Von Ostfriesland kenne ich nur die Ostfriesenwitze."
"Kennst du den schon: Wie heißt die älteste Stadt der Welt?"
"Keine Ahnung."
"Leer in Ostfriesland."
"Wieso?"
"Na, das steht doch schon in der Bibel: 'Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde und auf der Erde war es wüst und LEER!"
Lorant lachte aus Höflichkeit mit, während sich der Bauer gar nicht einkriegen konnte. Mit einem Auge überflog der Detektiv dabei die Angebote aus Beates Küche. Konventionell-rustikale Pommesbuden-Gastronomie, so ließ sich der Inhalt der Karte zusammenfassen. Pommes mit Schnitzel, ein halbes Hähnchen, Bockwurst mit Kartoffelsalat. Wahrscheinlich alles von einem Tiefkühldiscounter angeliefert und vorgefertigt. Aber Lorant war keineswegs ein gläubiger Anhänger irgendeiner Nahrungsmittel-Religion. Weder Vegetarier, noch Fettverächter oder Fast Food-Ablehner. Hauptsache satt, war seine Devise.
Er entschied sich für das Schnitzel mit Pommes.
"Das tut mir aber leid, junger Mann! Aber das Schnitzel ist leider aus!"
"Hm!"
"Vielleicht ist ja noch was anderes dabei, was Sie mögen."
"Klar."
Der Bauer meldete sich mit dem nächsten Witz.
"Kennst du den: Das Kind eines Auswärtigen geht auf ein
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