Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Schrottpresse war eine Holzbaracke, in der vermutlich früher das Büro untergebracht gewesen war.
Zwei Kerle kamen jetzt hinter der Baracke hervor und gingen schnellen Schrittes direkt auf den Wagen zu. Beide trugen Motorradhelme mit heruntergelassenen Visieren. Von ihren Gesichtern waren kaum die Augen zu sehen. Dafür konnte Jo um so besser die Ketten und Schlagringe sehen, die sie in ihren behandschuhten Händen hielten. Vor der Motorhaube des 500 SL blieben die beiden stehen. Einer setzte seinen Fuß auf die Stoßstange, der andere drückte den Stern nieder.
"Ich verabscheue Gewalt", sagte der Mann mit den blauen Augen Jo direkt ins Ohr. Es klang allerdings wenig glaubwürdig. "Es hängt alles von Ihnen ab, Walker! Ich hoffe, Sie sind kooperativ!" Einer der beiden behelmten Gorillas strich jetzt provozierend mit dem Schlagring über die Motorhaube und kratzte den Lack herunter. "Sie haben etwas an sich gebracht, daß Ihnen nicht gehört, Mister Walker..."
Jo hob die Augenbrauen.
"Das ist mir neu!"
"Es geht um Daten, vermutlich auf einer Diskette gespeichert. Sie waren in Ted Hughes' Wohnung."
"Alles, was in der Wohnung an Datenträgern war, befindet sich jetzt bei der Polizei!"
Der Mann mit den blauen Augen lachte heiser.
"Aber Sie waren eher dort und haben sich bedient. Das wollen Sie doch nicht im Ernst abstreiten, Walker!"
Jo verzog das Gesicht zu einem müden Lächeln. "Es ist interessant, daß Sie überhaupt davon wissen, daß in Ted Hughes' Wohnung war!"
Langsam wurde der Kerl sauer.
"Nun ist es aber genug! Heraus damit, wo ist das Zeug?"
"Stecken Sie hinter dem Einbruch in meine Wohnung?"
"Ich habe keine Lust, meine Frage ein zweites Mal zu stellen!"
Walker zuckte ungerührt mit den Schultern und erwiderte sachlich: "Ich habe keine Ahnung, worum es geht!"
"Um das Know-how für bestimmte Raketenbauteile. Wenn Sie denken, daß Sie handeln können, Walker, dann vermuten Sie völlig falsch. Ihr Leben, das ist alles, was wir Ihnen bieten können. Wenn Ihnen das nicht genug ist, können wir es auch nicht ändern!"
"Ich glaube eher, daß Sie mich in jedem Fall töten werden"
"Und wissen Sie, was ich glaube, Walker? Sie brauchen erst eine Abreibung, um zu begreifen, welches Spiel hier gespielt wird!" Er winkte den beiden Gorillas zu, und die hatten schon lange ungeduldig auf ihren Auftritt gewartet. Die Fahrertür des 500 SL wurde aufgerissen und Jo herausgezerrt. Er bekam einen mörderischen Hieb mit der Kette und taumelte auf den hart gefrorenen Boden. Inzwischen kletterte auch der Mann mit den blauen Augen aus dem Mercedes heraus, die Waffe nach wie vor im Anschlag.
Jo richtete sich halb auf. Die drei Kerle standen um ihn herum. Im Hintergrund war eine kalte, kraftlose Wintersonne am Himmel. Das Rasseln der Kette mischte sich mit den Schreien einiger Krähen, die oben auf dem Kran Platz genommen hatten.
"Sagen Sie uns einfach, wo das ist, was wir haben wollen. Sie haben keine andere Chance, Walker!" knurrte der Mann mit den blauen Augen. Bei ihm klang das wie die Verkündung eines Todesurteils. Er hob den Revolver, richtete die Waffe auf Jo und spannte den Hahn. "Mischt ihn noch ein bißchen auf, Leute!" zischte er unter seinem Schal hervor.
*
Einer der Helm-Gorillas holte zu einem Schlag mit seiner Kette aus und trat dabei einen Schritt vor. Im letzten Moment konnte Jo zur Seite weichen. Der Schlag traf ihn nicht voll, und die Kette glitt seitlich ab. Jo bekam sie zu fassen und nutzte die Gelegenheit. Mit einem kräftigen Ruck zog er den Kerl zu sich heran, rammte ihm das Knie in den Magen und gab ihm einen kräftigen Stoß. Der Mann mit den blauen Augen sah seinen Komplizen auf sich zu taumeln und konnte deshalb nicht schießen. Als er dann doch losballerte, hatte Jo sich hinter einen rostigen Packard gerettet, dessen Dach an der Fahrerseite ziemlich plattgedrückt war.
Jo kauerte in seiner Deckung, während zwei Schüsse durch das dünne Blech hindurchschlugen, um dann in den von Ratten angefressenen Polstern steckenzubleiben.
"Na, los, hinterher!" rief der Kerl mit den blauen Augen. "Aber fangt ihn möglichst lebend. Wir wollen noch etwas von ihm wissen!"
Jo hörte schnelle Schritte.
Einer der Gorillas hatte den Packard umrundet und stand drohend mit dem Schlagring vor ihm. Jo wußte, daß er nicht warten durfte, bis die anderen auch bei ihm waren. Er schnellte aus seiner kauernden Stellung empor, packte blitzartig den Schlagarm seines Gegners und drehte ihn roh herum. Dann
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