Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
deren nördlichen Ende Kommissar X seine Residenz hatte. Jo Walkers Büro und Wohnung lagen in einer Traumetage mit Blick auf den Himmel über dem Central Park. Der Aufzug trug die beiden hinauf, aber schon als sie die aufgebrochene Tür sahen, war klar, daß hier etwas nicht in Ordnung war.
Jo holte mit einer schnellen, sicheren Bewegung die Automatic aus dem Schulterholster und bedeutete April wortlos, etwas zurückzubleiben. Dann schob er mit dem Fuß die Tür etwas weiter auf und trat mit der Pistole im Anschlag ein.
Es machte den Eindruck, hätte ein Orkan durch die Agentur gewütet. Alles war durchwühlt worden und nun herrschte grenzenloses Chaos.
Jo durchquerte leichtfüßig den Flur und warf einen kurzen Blick in jeden Raum. Aber von dem unfreundlichen Besucher, der das hier verursacht hatte, war nichts mehr zu sehen.
Inzwischen war April ihm gefolgt. Jo steckte die Waffe ein, ließ sich auf einer Couch nieder, deren Polster mit einem Messer zerschnitten waren, und atmete einmal tief durch.
"Wir hatten Besuch!" meinte er.
"Ich hoffe, es fehlt nichts!" April ließ den Blick schweifen, aber Jo schüttelte den Kopf.
"Ein gewöhnlicher Räuber war das nicht! Alles, was sich zu Geld machen läßt, scheint noch da zu sein." Er deutete auf den halb offenen Safe. "Nur das bißchen Bargeld ist weg!"
April verschränkte die Arme vor der Brust.
Jo erhob sich wieder, zog seinen Mantel aus und warf ihn in einen Sessel. Einen Augenblick später stand Jo vor den abschließbaren Metallschränken, in denen die Ermittlungsunterlagen der Agentur aufbewahrt wurden. Die Schränke waren allesamt gewaltsam aufgebrochen worden und dabei war der Einbrecher war alles andere als zimperlich vorgegangen.
"Scheint, als wäre eine neue Büroausstattung fällig, was?" meinte April, die neben ihn getreten war.
Jo machte eine Handbewegung und deutete auf die Schränke. "Vielleicht war er daran interessiert!"
"Du meinst, es könnte irgend jemand sein, gegen, den wir mal ermittelt haben?"
"Wenn wir wissen ob und was fehlt, werden wir schlauer sein! Du könntest übrigens die Polizei anrufen. Kann ja nicht schaden, wenn die sich die Sache auch einmal ansehen!"
*
Der Mann vom Einbruchsdezernat hieß McGuire und trug eine dicke Hornbrille, die seinem blassen, schmalen Gesicht eine Struktur gab. Er rückte mit zwei Kollegen an, aber viel kam bei der Spurensuche nicht heraus. Keine Fingerabdrücke oder dergleichen, nichts was der Täter unbeabsichtigt zurückgelassen hatte. Es war zum Verzweifeln.
"Fehlt irgend etwas außer dem Bargeld, Mister Walker?" fragte McGuire. Der Privatdetektiv zuckte die Achseln.
"Wir sind noch nicht ganz durch."
"Der Täter hat scheinbar irgend etwas Bestimmtes gesucht und in großer Eile gearbeitet - das sind wohl Tatsachen", meinte McGuire. "Haben Sie sich mit irgend jemandem angelegt? So etwas passiert einem wie Ihnen doch schon mal, oder?"
"Ach, hören Sie auf!"
"Wir nehmen die Sache zu Protokoll, aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen. Wissen Sie, wie viele Einbrüche jeden Tag in New York passieren?"
"Ich weiß schon, was Sie mir damit sagen wollen. Sie sind überlastet und haben einen Haufen ungelöster Fälle!"
McGuire machte eine hilflose Geste. "Was erwarten Sie von mir? Wunder? Was ist mit ihrer Kundenkartei?"
"Durchgewühlt, aber das Interesse des Einbrechers scheint gleichmäßig verteilt gewesen zu sein. Ich glaube nicht, daß dort etwas fehlt."
McGuire kratzte sich am Kinn und meinte dann ziemlich unvermittelt: "Sind Sie eigentlich versichert, Mister Walker?"
"Ja."
"Dann vergessen Sie die Sache am besten." Es dauerte noch ein bißchen, dann hatten die Leute vom Einbruchsdezernat ihre Arbeit beendet. Sie waren schnell verschwunden und Jo konnte sich an zwei Fingern ausrechnen, daß bei den Ermittlungen nicht viel herauskommen würde. Ein Vorgang in den Akten, das würde davon bleiben. Sonst nichts.
"Denk doch mal nach, Jo", schnitt Aprils Stimme in sein Bewußtsein. "Könnte dieser Einbruch nicht mit der Geschichte von gestern Abend zusammenhängen?"
"Du meinst..."
"Dieser Killer, ja genau!"
"Aber dieser Mann weiß von mir nicht mehr als ich von ihm! Jeder kennt vom anderen das Gesicht, das ist alles!"
April trat etwas näher an ihn heran und blickte zu ihm auf. "Der Unterschied ist der, daß dein Bild ab und zu mal in der Zeitung steht, während er peinlich darauf bedacht sein muß, daß es kein Bild gibt!"
Jo schüttelte den Kopf.
"Nein, das ist mir zu sehr
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