Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
per Anrufbeantworter meldete und unter dem sie vielleicht auch Anzeigen in der Presse aufgab.
An der Tür ihres Apartments stand Dorothy Browne - ein Name der auf jeden Fall sehr viel weniger geheimnisvoll klang als Madeleine.
Jo mußte zweimal klingeln, bis ihm jemand öffnete. Dieser jemand war ein hochgewachsenes, graziles Geschöpf in einem körpereng anliegenden Kleid, das nichts verbarg, aber einiges hervorhob.
"Madeleine?" fragte Jo.
Sie musterte Jo eingehend, dann nickte sie leicht. "Komm rein", sagte sie, als würden sie sich eine Ewigkeit kennen. Eines sah Jo schon auf den ersten Blick, als er das Apartment betrat: Madeleine war zweifellos ein Callgirl der gehobenen Klasse. Und vermutlich arbeitete sie auf eigene Rechnung.
Sie hatte die Tür geschlossen und fragte dann: "Eigentlich geht bei mir nichts ohne Voranmeldung", erklärte sie. "Ich habe einen Anrufbeantworter..."
"Ich weiß", erwiderte Jo.
"In anderthalb Stunden habe ich die nächste Verabredung."
Jo lächelte. "Ich hoffe nicht, daß es so lange dauert."
Sie erwiderte das Lächeln. Es war ein professionelles Lächeln, aber ein sehr gekonntes. Eines, bei dem man fast vergessen konnte, daß es zu ihrem Job gehörte.
"Bitte, nimm Platz! Wie heißt du?"
"Jo Walker."
"Hübscher Name! Wollen wir vorher noch etwas trinken?"
"Was hast du denn da?"
"Champagner, Bourbon, was du willst!"
"Dann Champagner."
"Okay." Sie zwinkerte ihm zu. "Bis gleich..."
Sie ging in den Nebenraum und diesen Augenblick nutzte Jo. Er hörte sie mit Gläsern und Flaschen hantieren und etwas suchen und wußte auf diese Weise, daß er noch etwas Zeit hatte. Seine Hand ging zu dem Register neben ihrem Telefon.
Das Register war alphabetisch geordnet. Das erleichterte die Sache ganz erheblich. Jo sah unter M nach. Malrone stand drin. Walkers Finger glitten schnell und geschickt über die Seiten. Unter 'H' schaute er noch Holding, fand ihn aber nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen! ging es ihm durch den Kopf. Dafür fand er unter demselben Buchstaben einen anderen Namen, hinter dem vielleicht auch ein alter Bekannter steckte.
Der Name war Hamid, Vorname Georges.
Er konnte das Telefonregister noch schnell genug zurücklegen, um nicht von seiner Gastgeberin erwischt zu werden. Sie kam mit einer Flasche und Gläsern.
"Schöne Grüße von Georges", sagte Jo Walker wie beiläufig. Madeleine war nicht dumm. Sie stockte mitten in der Bewegung und schien zu spüren, daß dieses Treffen anders ablaufen würde, als sie es sich gedacht hatte.
"Welcher Georges?" fragte sie betont kühl und gleichgültig. Sie hatte sich gut in der Gewalt, daß mußte der Neid ihr lassen. Ihr Augenaufschlag blieb professionell.
"Gibt es davon denn so viele?" fragte Jo. In seiner Stimme klang ein wenig Sarkasmus mit und Madeleine schaltete von einem zum anderen Moment um.
"Georges soll mich in Ruhe lassen", erklärte sie und wich etwas von Jo weg. Sie hatte sich eigentlich setzen wollen, blieb jetzt aber stehen. "Du bist nicht einfach nur hier, um dein Vergnügen zu haben", meinte sie und Jo dachte: Sie kombiniert rasiermesserscharf. Wahrscheinlich hätte sie auch in einem anderen Job über die Mittelklasse hinaus kommen können.
Jo hob die Augenbrauen und goß sich etwas von dem Champagner ein.
"Was beunruhigt dich so?"
"Georges hat dich geschickt, nicht wahr?"
"Warum sollte er?"
"Er hat Angst, daß ich rede. Das hatte er von Anfang an." Sie seufzte. "Ich habe meinen Job gemacht, kassiert und damit fertig. Das kannst du ihm bestellen. Von allem anderen weiß ich nichts. Und es interessiert mich auch nicht. Und wenn Georges noch einmal jemanden für so eine Sache wie bei diesem Malrone braucht, dann soll er sich jemand anderen suchen."
Jo horchte auf.
"Malrone ist tot", sagte er. Es war eine einfache Feststellung gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Aber Madeleine alias Dorothy Browne sah den Privatdetektiv an, als wäre er ein exotisches Tier.
Sie flüsterte: "Wie...? Ich meine..."
"Er wurde mit einem Messer aufgeschlitzt."
Zwei ganze Schritte wich sie zurück und stolperte fast über den Teppichrand. Sie schüttelte stumm den Kopf. Vielleicht ist jetzt die Zeit reif, die Karten auf den Tisch zu legen! überlegte Jo, griff in die Innentasche und warf ihr seinen Ausweis auf den Tisch. "Ich komme auch nicht von Georges Hamid."
Sie nahm Jos Ausweis und blickte dann zu ihm auf. Abscheu war in Ihren Augen zu lesen. "Ein Schnüffler... Verdammter Bastard!"
"Sei froh, daß ich nicht
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