Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
dafür mit eigenem Parkplatz.
Charlene schien ihn bereits zu erwarten.
Sie ging ihm entgegen und führte ihn gleich in ihr Büro, daß durch eine Tür im hinteren Teil des Ladens erreichbar war. "Kommen Sie, Jo. Ich muß Ihnen etwas zeigen!"
Jo spürte sofort, daß Charlene Angst hatte. Ihre frische Gesichtsfarbe war verschwunden und da hätte auch kein Make-up mehr etwas retten können.
"Was ist geschehen, Charlene?"
"Ich hatte einen sehr merkwürdigen Anruf."
"Von wem?"
"Anonym. Es war niemand dessen Stimme ich kenne. Aber hören Sie selbst! Nach den ersten Sätzen habe ich die Stimme mit dem Anrufbeantworter aufgenommen. Es ist nicht viel, weil das Ganze sehr schnell vorbei war."
"Lassen Sie hören!"
Charlene spulte das Band zurück und ließ es dann laufen. Die Botschaft war zwar unvollständig, aber ziemlich eindeutig. "...und Sie haben etwas, daß Ihnen nicht gehört und das sich im Besitz Ihres Bruders befand", schnarrte eine stark verfremdete Stimme, von der noch nicht einmal zu sagen war, ob sie einer Frau oder einem Mann gehörte. "Kommen Sie morgen Mittag in Crawley's Cafe. Dort werden Sie neue Anweisungen bekommen", fuhr die Stimme in gleichförmigem Tonfall fort. Dann war das Band zu Ende.
"Das Schlimmste war zu Anfang", berichtete Charlene. "Dieser Kerl - oder wer immer es auch sein mag - hat mich vor die Alternative gestellt. Entweder ich pariere oder es würde mir ähnlich gehen, wie meinem Bruder!"
"Haben Sie das, was diese Leute wollen?"
"Wie kommen Sie darauf?"
"Es ist nur eine Frage, Charlene. Und wenn Sie daran interessiert sind, noch ein Weilchen am, Leben zu bleiben, wäre es besser, sie mir wahrheitsgemäß zu beantworten."
"Gut." Sie verzog das Gesicht. "Dann hören Sie sich jetzt meine wahrheitsgemäße Antwort an: Ich weiß noch nicht einmal worum es eigentlich geht!"
"Um das, was Ihr Bruder aus der EDV von Jupiter Electronics herausgezogen hat natürlich."
"Ich sage doch, ich habe keine Ahnung! Ich..."
Jo packte sie bei den Schultern, um sie etwas zu beruhigen. Charlene war mit den Nerven völlig am Ende und irgendwie war das ja auch zu verstehen. "Was soll ich tun?" flüsterte sie. "Diese Leute haben nicht davor zurückgeschreckt, Ted umzubringen und sie werden auch bei mir keinerlei Pardon kennen!"
"Das fürchte ich auch", sagte Jo, wohl wissend, daß sie das nicht gerade ermutigen konnte. Aber es hatte keinen Sinn, ihr etwas vorzumachen. Die Lage war ernst und es war besser, wenn sie das so schnell wie möglich in ihren Kopf hineinbekam.
"Oh, mein Gott..." Jo sah ein paar Tränen ihren Augen glitzern.
"Denken Sie noch einmal genau mach, Charlene!" forderte Jo. "Vielleicht hat Ihnen Ted einmal etwas zur Aufbewahrung gegeben. Eine Diskette vielleicht... Einen Briefumschlag, irgend etwas... Versuchen Sie, sich zu erinnern!"
Ihr dezentes Make-up war ein wenig verlaufen. Sie sah Jo nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf.
"Da war nichts."
"Haben Sie zu Hause einen Computer?"
"Ja, sicher. Ted hat mir oft ein paar von den Spielen kopiert, die er besprechen mußte."
"Könnte ja sein, daß auf den Spieldisketten auch noch andere Sachen waren! Ein perfektes Versteck!"
Sie nickte.
"Daran hätte ich nie gedacht!"
"Haben Sie etwas Zeit?"
"Ja, ich kann mir frei nehmen. Der Laden wird schon auch ohne mich laufen! Ich sage nur eben noch bescheid."
"Gut. Und dann fahren wir zu Ihrer Wohnung."
*
"Sie sind ziemlich jung für Ihren Posten", meinte Jo nicht ohne eine gehörige Portion Anerkennung zu Charlene, als sie neben ihm auf dem Beifahrersitz des 500 SL saß. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich bin eben tüchtig", meinte sie. "Es war eine einmalige Chance. Der Besitzer meinte, daß ein bißchen frischer Wind nicht schaden könnte. Der Laden war ziemlich heruntergewirtschaftet, als ich die Aufgabe übernahm."
"Und jetzt?"
"Es geht bergauf."
"Wie schön für Sie!"
Sie zuckte die Achseln. "Vielleicht liegt es daran, daß ich schon früh auf eigenen Füßen stehen mußte", meinte sie. "Meine Eltern sind bei einer Massenkarambolage auf dem Highway ums Leben gekommen."
"Das tut mir Leid."
"Ich glaube, Ted hat darunter noch mehr gelitten, als ich. Ich stand ja schon auf eigenen Füßen, aber Ted ging noch zur Schule. Er hat bei mir gewohnt, aber ich konnte ihm natürlich nicht ersetzen, was er verloren hatte."
Jo zog an einem Lkw vorbei und schwenkte dann wieder nach rechts.
"Haben Sie eigentlich diesen Mann noch einmal gesehen, der bei Ted zu Besuch
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