Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Skala bekam ein sauberes, rundes Loch, daß eigentlich in Jo Walkers Kopf gehört hätte.
Jo wußte nicht, was ihn vor dieser Kugel gerettet hatte. Vielleicht die Tatsache, daß er ziemlich abrupt in seinem Gang gestoppt hatte, vielleicht eine unwillkürliche Kopfbewegung... Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken und duckte sich hinter den 500 SL. Er war noch nicht in Deckung, da pfiff schon der nächste Schuß - wieder so gut wie geräuschlos und nur um den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Jo zog seine Automatic heraus, aber sein Gegner war praktisch unsichtbar. Er konnte überall lauern, vermutlich irgendwo auf der anderen Straßenseite. Jemand schrie. Es war eine Frau in den mittleren Jahren, aber sie schrie nicht, weil sie getroffen worden wäre, sondern, weil sie Jo mit der Automatic im Anschlag hinter dem Kotflügel seines Wagens kauern sah.
Einige Passanten stoben auseinander, andere blieben völlig orientierungslos stehen und sahen sich nach der unsichtbaren Gefahr um, ohne zu ahnen, in welcher Lebensgefahr sie sich befanden.
Jo hörte quietschenden Reifen, tauchte hinter dem Mercedes hervor und sah einen gerade aus einer Parklücke gestarteten Chevy rücksichtslos in den Verkehr hineinbrechen. Nur einen Sekundenbruchteil lang sah Jo den Fahrer. Aber das genügte schon, um ihn zu erkennen. Dies war der Mann, den er in Ted Hughes' Wohnung überrascht hatte. Ein Lieferwagen mußte stoppen und zwei, drei Pkw stießen ihn von hinten ziemlich unsanft an. Der Chevy war im Verkehrsstrom drin, aber dann sprang eine Ampel auf rot und er saß fest. Wie in einer Mausefalle. Er konnte weder vor noch zurück.
Jo setzte kurzentschlossen zu einem Spurt an. Er wußte, daß er nicht viel Zeit hatte. Die Rotphase wurde vorbei gehen und bis dahin mußte er den Chevy erreicht haben. Spätestens.
Die Wagen standen fast Stoßstange an Stoßstange. Jo zwängte sich mit der Automatic im Anschlag zwischen ihnen hindurch und kletterte auch schon mal auf eine Kühlerhaube.
Der Killer merkte natürlich, in welcher Falle er saß.
Jo saß die Mündung eines kurzläufigen Gewehrs aus dem Seitenfenster des Chevys herausragen und tauchte blitzartig hinter einen Kastenwagen, in dessen Plane dann kurz hintereinander zwei kleine Löcher gerissen wurden.
Jo wußte, daß er nicht zurückfeuern konnte, wenn er nicht Unbeteiligte gefährden wollte. Sein Gegner nahm darauf keine Rücksicht. Als Jo sich mit einen Blick hinter dem Kastenwagen hervorwagte, feuerte der Killer wild drauflos. Er hatte die Tür des Chevys geöffnet und stieg aus. Mit dem kurzläufigen, vermutlich zerlegbaren Spezialgewehr in der Rechten rannte er dann davon.
Inzwischen war die Rotphase vorüber.
Die Blechlawine setzte sich zögernd aber unerbittlich wieder in Bewegung. Ein paar Ungeduldige hupten. Der Killer wurde von einem Sportwagen beinahe auf die Hörner genommen, rettete sich mit einem Sprung auf die Kühlerhaube und rollte sich zur anderen Seite herunter.
Jo sah zu, daß er den Flüchtenden nicht aus den Augen verlor. Es war ein höllisches Vabanque-Spiel, sich zwischen den anfahrenden Autos hindurch bis zum Bürgersteig zu mogeln.
Jo sah den Killer davonspurten.
Kommissar X konnte sich an zwei Fingern ausrechnen, wo dessen Ziel jetzt war. Wenn der Kerl sich ein bißchen in der Gegend auskannte, dann würde er versuchen zu der nahegelegenen U-Bahnstation zu gelangen. Der Killer drehte sich beim Laufen um und rannte dabei einen Passanten über den Haufen. Der wollte erst lautstark protestieren, ließ das aber, als er das Spezialgewehr sah.
Der Flüchtende legte seine Waffe kurz an und schoß, aber er traf Jo nicht. Das Schußgeräusch war stark gedämpft und wurde durch den Straßenlärm fast gänzlich verschluckt. Und doch verbreitete der Killer Panik.
Jo holte auf, aber da war die U-Bahn-Station schon in Sichtweite.
Um diese Zeit hatten viele Firmen in Midtown Manhattan Büroschluß. Die Rolltreppen, die hinunter zur Subway führten waren dicht besetzt. Aber der Killer arbeitete sich ohne Rücksicht durch die Massen. Er wußte nur zu gut, daß diese Menschen für ihn einen idealen Schutz darstellten.
Als sie dann beide durch die kahlen Korridore hetzten, gelang es Jo, etwas aufzuholen. Der Killer suchte sich einen Bahnsteig aus, kletterte über die Barriere mit dem Drehkreuz und hatte Glück. Ein Zug war eingefahren, die Menschen drängten hinein. Als Jo ebenfalls das Drehkreuz überwunden hatte, sah er den Killer gerade noch hinter einer sich
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