Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
etwas herausgefunden?" fragte Jo.
"Georges Hamid hat ein Kontor am Hafen."
"Ist er Franzose?"
"Libanese. Ich habe ein bißchen herumtelefoniert. Du weißt doch, eine Freundin von mir arbeitet in der Wirtschaftsredaktion des Herald. Ich habe sie gebeten, mal im Archiv nachzusehen..."
Jo lachte. "Ich wußte gar nicht, daß Hamids Firma so groß ist!"
April strich sich den Rock glatt und schenkte Charlene, Jo und sich selbst eine Tasse Kaffee ein. "Das ist nicht der einzige Weg, um im Wirtschaftsteil erwähnt zu werden, Jo!"
"Und welcher ist der, den Hamid gegangen ist?"
"Seine Unternehmen hatten die seltsame Eigenschaft, schnell Pleite zu machen, während er selbst immer reicher wurde. Das letzte Mal hat man ihm dabei Betrug nachweisen können, in den ersten beiden war es wahrscheinlich ähnlich, aber die Beweise reichten nicht und er hatte hervorragende Anwälte." April warf ihren Blondschopf in den Nacken und fuhr fort: "Betrügerischer Konkurs heißt das wohl. Nach seinem letzten Coup stand er dann mit einem Berg Schulden da. Eigentümer seiner jetzigen Firma ist er deshalb auch nicht selbst, sondern ein Strohmann. Und rate mal, wie der heißt!"
"Da bin ich aber gespannt!"
"Ein Anwalt namens Holding!"
Jo pfiff durch die Zähne. "Da schließt sich der Kreis. Langsam bekommt alles einen Sinn. Nehmen wir an, Hamid und Holding wollten an das Raketen-Know-how herankommen, das in der EDV von Jupiter Electronics zu finden war... Dann haben sie einen Hacker angeworben. Einen Jungen, der das ganze nur unter sportlichem Aspekt sah und nichts dabei fand, vielleicht auch zunächst gar nicht wußte, worum es letztlich ging."
"Daß bedeutet aber, daß Hamid von irgend jemandem gewußt hat, was da an Lohnendem bei Jupiter Electronics zu holen war!" schloß April messerscharf. "Oder glaubst du, er ist selbst darauf gekommen?"
"Ein Komplize in der Firma, der die Tips gab, aber ansonsten nicht in Aktion treten wollte, weil es für ihn zu risikovoll gewesen wäre! Du hast völlig Recht. Hamids Mann bei Jupiter war vermutlich Ross Malrone. Hamid hatte ihn in der Hand aber vielleicht wollte Malrone dann auf einmal nicht mehr so, wie die Leute, denen er diente."
"Deshalb mußte er sterben, das leuchtet ein, Jo. Und dasselbe könnte für Ted Hughes gelten."
Jo zündete sich eine Zigarette an. Er blickte nachdenklich hinaus auf den Himmel über dem Central Park. Die Sonne stand tief und war milchig geworden. Die Tage waren immer noch sehr kurz.
April fragte: "Worüber denkst du nach?"
"Ich kenne Hamid nicht, aber wie kommt er auf die Idee, daß gerade bei Jupiter Electronics etwas zu holen ist, das auf dem internationalen Markt für solche Sachen gerade gefragt ist? Die hüten doch ihr Know-how wie ihren Augapfel..." Er schüttelte den Kopf. "Jupiter Electronics ist ein Unternehmen mittlerer Größe. Warum ist Ted Hughes nicht in einen Branchenriesen eingedrungen? Warum hat er nicht dort dafür gesorgt, daß einer der Manager in seiner Hand ist? Nein, April, da ist noch ein Denkfehler drin!"
"Hinter Hamid könnten noch Größere stecken", meinte April. "Geheimdienste, die für ihre Regierungen die Daten an sich bringen wollen, um sie für militärische Zwecke zu nutzen. Vielleicht sogar die Konkurrenz, die wissen will, wie weit Jupiter Electronics ist."
Jo hörte gar nicht richtig zu. Er sah ins nichts und zog lustlos an seinem Glimmstengel. Dann drehte er sich herum und meinte: "Wir können uns hier ausdenken, was wir wollen, April. Bis jetzt haben wissen wir nur, daß Ross Malrone von Hamid erpreßt wurde. Ansonsten haben wir nur zwei Tote, einen Profi-Killer, der noch frei herumläuft und zwei Disketten, von denen wir noch nicht einmal wissen, ob sie überhaupt etwas mit der Sache zu tun haben!"
*
Jo mußte Rowland noch einen Besuch abstatten, das war unumgänglich. Morgen Mittag in Crawley Cafe sollte Charlene Hughes etwas übergeben, daß sie gar nicht besaß.
Wenn man die Sache gut vorbereitete, dann konnte man bei der Gelegenheit vielleicht ein Stück weiter kommen.
Jo sog die eiskalte Luft in sich hinein und schlug den Mantelkragen hoch. Schnellen Schrittes ging er in Richtung des 5oo SL, den er unweit seiner Residenz an der Straßenseite abgestellt hatte. Sein Blick ging zur Parkuhr, von der er annahm, daß sie bereits abgelaufen war. Er spürte etwas sehr schnelles Zentimeter an seinem Gesicht vorbeizischen und sah es dann einen Sekundenbruchteil später in die Parkuhr einschlagen. Das Glas splitterte, die
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