Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Mann um die sechzig begutachtete einige edle Zimmerpflanzen und schien darin ganz versunken zu sein. Das mußte Anthony Jennings sein. In der Rechten hielt er eine Messingkanne, die er abstellte, als er Jo bemerkte.
"Mister Walker?"
"Der bin ich", nickte Walker und sah sich ein wenig um. Es sah hier fast aus, wie in einem Gewächshaus. Die hohe Luftfeuchtigkeit war schon nach wenigen Augenblicken ziemlich schweißtreibend. Aber Anthony Jennings schien sich in diesem Klima wohlzufühlen.
Der untersetzte Mann schwieg einen Augenblick und unterzog Jo einer Art Musterung. Wahrscheinlich gehörte er zu den Leuten, die glaubten, jemandem ansehen zu können, ob man ihm trauen konnte. Schließlich hatte er sich offenbar entschieden, trat auf Jo zu und reichte dem Privatdetektiv die Hand.
"Ich bin Anthony Jennings. Wir haben miteinander telefoniert." Jennings wandte sich an den Mann im dunklen Anzug. "Lassen Sie uns bitte allein, Warren."
Der Mann nickte und verließ den Raum.
Jennings wandte sch indessen wieder an seinen Gast: "Mein Sohn hat Sie mir empfohlen, Kommissar X! Sie sollen der Beste sein und genau deswegen will ich, daß Sie die Sache in die Hand nehmen."
Jo hob die Augenbrauen. "Um welche Sache handelt es sich denn? Am Telefon waren Sie ja recht zugeknöpft!"
Jennings zuckte die Achseln. "Tut mir leid, Sir, aber ich wollte mir erst einen persönlichen Eindruck verschaffen, bevor ich mich dafür entscheide, Ihnen zu vertrauen."
"Das verstehe ich."
"Nun, um es kurz zu machen: Irgend jemand scheint es auf mich ab- gesehen zu haben. Es ist erst wenige Tage her, da hat mal wieder jemand versucht, meine Papierfabrik anzuzünden..."
Jo runzelte die Stirn. "Mal wieder?" echote er.
"Ja, es war der zweite Versuch. Gott sei Dank ist der Schaden nicht weiter erwähnenswert. Aber das ist nicht alles. Ein Wagen von mir wurde demoliert und ich bekomme seltsame Anrufe."
"Haben Sie einen dieser Anrufe aufgenommen?"
Jennings lächelte matt. "Das ist es ja eben. Wenn ich den Hörer abnehme höre ich, wie jemand atmet. Mehr nicht. Keine Antwort. Nichts. Und dann legt er - oder sie - wieder auf." Er hob die Arme zu einer fast beschwörend wirkenden Geste. "Jemand ist darauf aus, mich zu terrorisieren und zu quälen, wenn Sie mich fragen!" Jennings griff in die Hosentasche und holte einen Briefumschlag heraus, den er Jo reichte. "Und dann ist da noch das hier!"
Jo nahm das Kuvert und holte den Inhalt heraus. Es war ein Brief, der aus Zeitungsschnipseln zusammengeklebt war. Und der Inhalt war alles andere als freundlich. Dich kriegen wir kurz und klein, Jennings! stand da zu lesen. Denk daran, wie gut Papier brennt...
"Dieser hier ist noch nicht einmal der Schlimmste", erklärte Jennings mit belegter Stimme.
Es klingt auf jeden Fall sehr persönlich, dachte Jo. Wie die Zeilen von jemandem, dem es nicht in erster Linie darum ging, eine Fabrik anzuzünden, sondern darum, ihren Besitzer zu treffen. Blieb die Frage, wie weit der Unbekannte dabei gehen würde!
"Haben Sie das der Polizei gezeigt?" erkundigte sich der Privatdetektiv.
"Die ersten, die ich bekam, ja. Diesen hier nicht."
"Das sollten Sie aber!"
"Ich bekomme jetzt fast regelmäßig ein- bis zweimal die Woche so etwas mit der Post. Mittlerweile habe ich eine ganze Sammlung davon. Meinetwegen können Sie das da behalten."
"Und was erwarten Sie jetzt von mir?"
"Daß Sie herausfinden, wer dahintersteckt!"
Jo steckte den Brief ein und holte seine Zigaretten hervor. Er hob die Schachtel und fragte: "Sie haben nichts dagegen, oder?"
"Nein, nur zu!"
Jo zündete sich einen Glimmstengel an und zog daran und fragte, während er den Rauch hinausblies: "Haben Sie einen Verdacht?"
"Nein."
"Keine Feinde, die Ihnen ans Leder wollen?"
"Mein Mann hat an jedem Finger zehn Feinde!" durchschnitt eine helle Frauenstimme die etwas stickige Luft des Wintergartens. Jo drehte sich herum und blickte in die ebenmäßigen Züge einer hochgewachsenen, gertenschlanken Frau, die mindestens zehn Jahre jünger als Jennings war. Ihre Augen wirkten wach und intelligent, ihre Bewegungen waren grazil und vorsichtig wie bei einer Katze.
Sie kam auf Jo zu und gab ihm die Hand. Ihr lächeln war kühl und eher geschäftsmäßig.
"Du bist schon zurück, Liz?" fragte Jennings.
"Ja. Wer ist der Gentleman, Anthony? Der Mann, den Arthur dir empfohlen hat vielleicht? Dieser Privatdetektiv?"
Jennings nickte.
"So ist es."
Sie musterte Jo abschätzig von oben bis unten. Dann meinte Sie: "Ich
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