Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Kollegen, die sich mit Wirtschaftkriminalität befassen, einen Tip geben wollen, müssen wir ihnen wohl schon ungefähr sagen, in welchem Büro es sich lohnt zu suchen..."
"Tut mir leid, Tom. Ich fürchte, ich stehe mit leeren Händen da."
Tom deutete auf den Killer, der gerade in einen der Streifenwagen gesetzt worden war. Jemand kümmerte sich notdürftig um seine Wunde.
"Vielleicht packt er ja aus..."
"Ich glaube nicht, daß er viel zu sagen", vermutete Jo. "Genau darauf basiert doch Charleys Organisation! Daß niemand weiß, wie alles zusammenhängt. Der Kerl hier hat einen Auftrag bekommen - und zwar über einen Vermittler. Er wird uns also nicht weiterhelfen können, selbst wenn er wollte...
"Und Mrs.Tierney?" fragte Rowland. "Vielleicht packt sie jetzt endlich aus! Wo ist sie übrigens?"
Jo zuckte die Achseln. Aber dann sah er sie plötzlich. Sie kam zögernd näher und machte einen ziemlich verstörten Eindruck.
Jo und Tom bewegten sich auf sie zu.
"Ich habe die Sirenen gehört und da dachte, ich, daß alles vorbei ist...", sagte sie.
"Wo waren Sie?" fragte Jo. "Unser Gespräch wurde ziemlich abrupt unterbrochen..."
"Tut mir leid, Mister Walker. Als der Kerl an der Tür war, bin ich hinten aus dem Fenster gestiegen und davongelaufen."
Jo begriff. Der Killer hatte angenommen, daß Karen Tierney kurz außer Haus war und einfach auf sie gewartet.
"Mrs. Tierney...", begann der Privatdetektiv jetzt, aber sie kam ihm zuvor.
"Ich weiß, daß ich nicht besonders nett zu Ihnen war, Mister Walker. Aber bitte, verstehen Sie auch, in welcher Lage ich war. Ich dachte, wenn ich tue, was sie sagen, dann lassen sie mich und Michael in Ruhe. Aber jetzt ist ja wohl alles vorbei."
"Sie irren sich", meinte Jo. "Nichts ist vorbei. Dieser Kerl war nur ein Handlanger und man wird einen weiteren schicken, wann immer sein Boß es für richtig hält!"
Sie machte einen hilflosen Eindruck. "Was soll ich tun?"
"Packen Sie aus, Sie haben jetzt nichts mehr zu verlieren!"
"Was wollen Sie wissen?"
"Zum Beispiel, wer hinter dem Namen Charley steckt?"
Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht!"
"Aber Ihr Mann ist vielleicht dahintergekommen."
"Steve hat mir nicht viel gesagt, Mister Walker. Nur, daß er an einer sehr heiklen Sache arbeitete, die im Dunstkreis der Börse angesiedelt war. Er hat mir auch erklärt, wie diese Geschäfte funktionieren, die die Leute betreiben, denen er auf die Spur kam."
"Er wollte sie erpressen, nicht wahr?"
"Darüber haben wir nicht gesprochen."
"Und was war in dem Bankschließfach, dessen Inhalt für mich bestimmt war?"
"Ich weiß es nicht. Aber das habe ich Ihnen auch schon einmal gesagt!" Sie sah Jo offen an. Warum sollte sie jetzt noch lügen? Sich und ihren Jungen konnte sie nur schützen, wenn Charley so schnell wie möglich festgenommen werden konnte.
"Sie haben das Fach doch ausgeräumt!" meinte Jo.
Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Und auch das habe ich Ihnen schon einmal gesagt! Es war die Wahrheit! Glauben Sie mir doch!"
"Aber es gibt Zeugen! Sie waren dort! Und Sie haben Ihre Unterschrift hinterlassen!"
Karen Tierney schüttelte sehr energisch den Kopf. "Ich habe keine Erklärung dafür!"
Jo sah sie an und dachte: Vielleicht sagt sie ja die Wahrheit. Eine Unterschrift zu fälschen war schließlich nicht unmöglich.
*
Moira Jordan erwartete eigentlich keinen Besuch mehr. Sie hatte sich die Schuhe ausgezogen und lief dann ins Bad, um die Wanne einlaufen zu lassen. Das Entspannungsbad nach diesem anstrengenden Tag würde ihr gut tun. Es war jetzt eine Menge zu tun in der Investment-Abteilung der Golden East Bank, seit Greg Lafitte das Zeitliche gesegnet hatte. Sie mußte seinen Job praktisch miterledigen. Vielleicht würde sie sogar seine Nachfolgerin werden. Aussichten hatte sie jedenfalls.
Sie hatte gerade die Gürtelschnalle gelöst und wollte das schlichte, aber elegante lindgrüne Kleid abstreifen, da klingelte es an der Tür ihres Penthouses. Also zog sie ihre Schuhe wieder an und ging hin.
Ein kurzer Blick durch den Spion, dann öffnete sie, löste aber nicht die Kette. "Was wollen Sie?"
"Kriminalpolizei, Morddezernat!" kam es ihr entgegen. "Machen Sie bitte die Tür auf!"
Sie gehorchte. Es waren zwei Männer. Einen kannte Sie. Es war Jo Walker, mit dem Sie kurz bei Lafittes Büro in der Golden East Bank zusammengetroffen war. Der andere war korpulent gebaut und hielt ihr seine Dienstmarke unter die Nase.
"Ich bin Captain Rowland und das hier..."
"Wir
Weitere Kostenlose Bücher