Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
nicht, daß der Kerl ihn gesehen hatte. Der Privatdetektiv schlich an der Wand entlang. Die dem Innenhof zugewandten Fenster des Lagerhauses waren zwar verbarrikadiert, aber sicher war eben sicher. Jo konnte ja nicht wissen, wo eventuell jemand auf Beobachtungsposten stand.
Bevor er die Tür passierte, zog er die Automatic aus dem Schulterholster und entsicherte sie. Er versuchte so wenig Krach wie möglich zu machen, aber die Scharniere waren wohl schon eine Ewigkeit lang nicht mehr geölt worden und knarrten daher etwas.
Jo kam in einen großen, kahlen Raum. An den Seiten waren Glasbausteine in den Wänden, durch die etwas Licht fiel.
Auf der anderen Seite war eine Tür, die wahrscheinlich in einen weiteren, ähnlichen Raum führte.
Es war zur einen Hälfte ein kaum hörbares Geräusch, das Jo warnte. Zur anderen Hälfte vielleicht Instinkt. Jedenfalls sprang plötzlich die Tür auf. Alles Weitere ging blitzschnell.
Jo sah eine maskierte Gestalt hervorspringen und eine Waffe heben. Ein Mündungsblitz zuckte. Das Schußgeräusch hörte sich in diesem kahlen Lagerraum wie ein Donnergrollen an und hallte mehrfach wider.
Ein zweiter Schuß folgte unmittelbar danach, während Jo sich längst zur Seite fallengelassen hatte. Der Privatdetektiv rollte sich am Boden herum, während dicht neben ihm ein Projektil in den Betonboden schlug und als tückischer Querschläger weitergeschickt wurde.
Dann riß Jo seine Waffe hoch und drückte ab, bevor sein Gegenüber zum drittenmal feuern konnte. Der Maskierte bekam Jos Kugel ins linke Bein. Der Schrei, der daraufhin unter der Reagan-Maske hervordröhnte, schien je zur Hälfte aus Schmerz und Wut geboren zu sein.
"Waffe weg!" rief Jo, aber der Maskierte dachte keine Sekunde daran aufzugeben. Er lehnte mit dem Rücken am Türpfosten und richtete erneut seine Waffe auf Jo.
Der Kerl mit der Reagan-Maske ließ Kommissar X keine andere Wahl. Bevor der Maskierte seinen Schuß abgeben konnte, hatte Jo bereits abgedrückt. Der Kerl rutschte getroffen am Türrahmen zu Boden. Er versuchte verzweifelt, seine Waffe in Anschlag zu bringen, aber das klappte nicht mehr.
Einen Sekundenbruchteil saß er regungslos da, während sein Blut auf den kalten Betonboden sickerte.
Jo rappelte sich auf und trat an ihn heran. Der Kerl war tot, da gab es keinen Zweifel. Als der Privatdetektiv dann in der Tür stand, sah er ein zusammengeschnürtes, blauäugiges Bündel in einer Ecke liegen.
"April!"
*
"Es waren zwei!" sprudelte es aus April heraus, als Jo ihr das Klebeband herunterzog, das ihr den Mund verschlossen hatte. Geschwind glitten Jos Hände weiter und befreiten April von ihren Fesseln.
"Und wo ist Nummer zwei?"
"Das ist es ja eben, Jo! Ich vermute bei Karen Tierney!"
Jo erstarrte mitten in der Bewegung.
"Wie kommst du darauf?"
"Es war einem Jungen die Rede, der noch in der Schule sei und das Ganze nicht mitkriegen sollte..."
"Wie rücksichtsvoll!" meinte Jo ironisch.
Indessen rieb April sich die Hände. "Da glaubt jemand, sich nicht mehr auf Karen Tierneys Schweigen verlassen zu können!"
Jos Blick auf einen Stuhl, auf dem ein Funktelefon lag, dazu eine Apparatur, um die Stimme zu verändern.
"Von hier aus haben sie mich heute morgen in der Agentur angerufen, nehme ich an", murmelte Jo. "Zwei Männer, sagst du?"
"Ja. Da bin ich trotz der Masken sicher. Schon wegen der Stimmen..."
"War noch jemand hier? Jemand, der sich Charley nennt und die Fäden zu ziehen scheint. Ich hatte ihn an der Strippe - und du bist doch dabei gewesen, April!"
"Das war der andere. Er trug eine Frankenstein-Maske."
Jo nickte. "Ich habe ihn davonfahren sehen... Aber das ist nicht Charley. Charley ist wahrscheinlich eine Frau..."
"Das mußt du mir erklären!"
"Später..."
Jo nahm das Funktelefon und wählte Karen Tierneys Nummer. Es dauerte ziemlich lange, bis sie abnahm. Aber schließlich meldete sie sich doch und Jo atmete innerlich auf. Der Kerl mit der Frankenstein-Maske war also noch nicht bei ihr.
Karen schien unter starker Anspannung zu stehen und mit den Nerven ziemlich am Ende. Und sie versuchte sofort, den Privatdetektiv abzuwimmeln. "Mister Walker, ich habe Ihnen doch gesagt, daß..."
"Hören Sie mir gut zu", unterbrach Jo sie abrupt und hoffte, daß sie nicht einfach sofort auflegte. "Sie sind in großer Gefahr. Ein Mann ist zu Ihnen unterwegs, der wahrscheinlich den Auftrag hat, Sie umzubringen." Sie sagte gar nichts und das hielt Jo für ein gutes Zeichen. Vielleicht glaubte Sie
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