herumfahren. Es war ein Hubschrauber. Er landete neben dem Highway und Jo meinte: "Da kommen Ihre Kollegen, Chief! Mir scheint, daß sie ihnen eine interessante Story zu erzählen haben."
Einige Männer stiegen aus und näherten sich dem Ort des Geschehens. Und dann sah Jo jemanden, den er nur zu gut kannte: April Bondy, seine Assistentin, deren Blondschopf durch die wirbelnden Rotorblätter gehörig durcheinandergewirbelt wurde.
"Die Männer sind vom FBI", erklärte sie völlig außer Atem, als sie Jo erreichte. "Ich bin froh, daß dir nichts passiert ist!"
"Was ist mit Satans Kindern?"
"Sie werden gerade verhaftet, Jo. Diese ganzen ungeklärten Mordfälle werden wohl neu aufgerollt."
Einer der FBI-Leute hielt indessen Chief Terrance den Ausweis unter die Nase. "Sie sind verhaftet, Mister Terrance. Sie haben das Recht zu schweigen..."
Jo blickte April überrascht an und sie lächelte - nicht ohne ein triumphierendes Funkeln ihrer strahlend blauen Augen.
"Ja, da staunst du, Kommisaar X, was?"
Er zog die Augenbrauen hoch.
"Allerdings, ich schätze, du mußt mir ein paar Dinge erklären!"
"Ich sollte doch zusehen, daß wir ein bißchen offizielle Unterstützung bekommen - und zwar möglichst ohne, daß der örtliche Polizeichief einbezogen wird..."
Jo nickte.
"Mein Mißtrauen hat sich bestätigt. Terrance gehört zu Satans Kindern. Kimberley kann das bestätigen. Aber sag mal, wie hast du es denn geschafft, das FBI zu überzeugen?"
"Durch die Briefbombe. Der Sprengstoff stammt nämlich aus Polizei-Beständen, die ursprünglich bei Razzien sichergestellt worden waren. Terrance hatte Zugang dazu."
"Ich verstehe...", murmelte Jo.
Er wandte sich dann Kimberley zu, die einfach nur dastand und sich ansah, wie Chief Terrance abgeführt wurde.
Jo Walker schenkte ihr ein Lächeln.
"Sieht aus, als müßten wir jetzt nicht mehr trampen, um nach Tucson zu kommen."
"Ja", nickte sie abwesend. Sie versuchte ebenfalls zu lächeln, aber es wohl auch selbst klar, daß sie noch eine ganze Weile brauchen würde, um diese Geschichte zu vergessen. Vielleicht würde es ihr auch nie wirklich gelingen. Die Zeit würde es zeigen.
ENDE
Neal Chadwick
Bluternte 1929 - Umgelegt in Chicago
Krimi in der Tradition von Hammett und Chandler, der im Chicago der 20er Jahre spielt.
© bei Alfred Bekker
www.AlfredBekker.de
[email protected] Ein CassiopeiaPress Ebook
Ausgabe 2010
Irgendein kalter Tag in Chicago. Man schrieb das Jahr 1929. Ein böses Jahr, ein böser Tag.
Aber ich will mich nicht beklagen, schließlich lebe ich noch, sonst könnte ich diese Story auch gar nicht erzählen.
*
Es gibt Tage, an denen geht alles schief. Und genau so einer lag gerade hinter mir, als ich Clunkys „Speakeasy“ aufsuchte, eines jener illegalen Schnapslokale, die in Chicago und anderswo aus dem Boden sprießen wie faulige Pilze.
Ich brauchte jetzt einen Drink, sagte am Eingang das Passwort und wurde eingelassen.
Als ich an die Theke trat stellte Clunky, ohne ein überflüssiges Wort zu verlieren, etwas Hochprozentiges vor mich hin. Der erste Schluck brannte noch etwas in der Kehle, aber um einen Teil meiner Probleme mit hinunter zu spülen, dafür reichte er. Ich stellte das geleerte Glas auf den Tresen und Clunky schenkte nach. An diesem verfluchten Tag hatte ich einen Mann erschossen, nachdem dieser meinen Klienten erledigt hatte.
Ich fand, dass ich mir ein Recht auf schlechte Laune redlich verdient hatte, nahm meinen Drink und verzog mich damit in die hinterste Ecke. Mir war heute ausnahmsweise nicht nach Thekengequatsche. Falls ich später nicht mehr in der Lage wäre, meinen 1924er Plymouth zu fahren, den ich ganz in der Nähe abgestellt hatte, war das nicht so schlimm. Mein 1-Zimmer-Apartment befand sich nur vier Blocks entfernt und bis dahin schaffte ich es in jedem Fall noch zu Fuß.
Ich schloss für ein paar Momente die Augen und war allein mit mir und meinen Gedanken.
Ein Mann namens Zach Allister hatte mich vor einer Woche angesprochen. Er hatte ein Mitglied des irischen Syndikats um eine Menge Geld geprellt und jetzt fürchtete er um sein Leben. Zur Polizei konnte er nicht gehen, weil die ihm ein paar unangenehme Fragen gestellt hätte. Also wandte er sich an mich, Pat Boulder – Privatermittler und wenn es sein muss auch mal Bodyguard. Eine Woche schaffte ich es, meinen Klienten am Leben zu halten. Ich riet ihm, besser aus der Stadt zu verschwinden. Nach dem, was er verbockt hatte, war die Windy City