Private Dancer
südafrikanisches Bongokonzert, als ich gespielt cool wie normalerweise nach einer halben Flasche Wodka erst üblich antwortete: „Wenn es Ihr Wunsch ist, würde ich mich freuen ihn zu erfüllen.“
Ich erklärte der Dame die „übliche“ Vorgehensweise und war sehr bemüht ihr beizubringen, dass ich das bei meinen tausenden vorherigen Aufträgen genauso erledigt hatte. Es war mir sehr wichtig zu verheimlichen, dass Sie die Generalprobe sein sollte und ich noch nicht einmal ein Gesellenjahr hinter mir hatte. Grüner hinter den Ohren konnte man eigentlich nicht sein, und frecher auch nicht. (Mein Ex-Chef hatte das ungefähr so formuliert, nachdem ich ihm meine Pläne vortrug …allerdings hatte er mir auch geraten, mir die Idee patentieren zu lassen und Franchise-Verträge anzubieten, also fand er die Sache an sich wohl gar nicht sooo schlecht…)
Es wurde ein Menü mit der mir bis dahin unbekannten Dame abgesprochen und ein Termin festgelegt (nachdem ich meinen erfundenen und selbstverständlich überaus überfüllten Terminkalender durchblätterte und zu größtem Glück der Frau am Telefon, doch noch einen Termin für sie in der nächsten Woche frei hatte). Daraufhin folgten einige schlaflose Nächte, bis der große Tag also endlich da war.
Den Wagen musste ich mir von meiner Mutter leihen, da ich absolut keine Kohle besaß, mir ein eigenes Auto weiterhin leisten zu können (den eben erwähnten Passat hatte ich eine Woche nach dem Vorfall abgemeldet). Natürlich ein Widerspruch in sich, der unmobile, mobile Koch. An dieser Stelle also mal wieder ein HULD HULD HULD an meine Mam! Es war Anfang Oktober 2008 und es regnete in Strömen, als ich mit zwei Kilo Chateaubriand und den weiteren hochwertigen Zutaten an der imposanten Haustür stand und aufgeregt wie ein Junge am ersten Schultag darauf wartete, dass man mir öffnete. Frau Reichenbach war am Telefon sehr freundlich gewesen und so hatte ich trotz meiner Aufregung kein schlechtes Gefühl. Sie war die kleinste Frau der Welt und mindestens dreihundert Jahre alt, aber noch ganz schön keck! Sie sprach schneller als die Polizei es irgendjemandem erlauben sollte und ich überlegte, ob sie sich anstatt der Botox Spritzen, die andere Frauen als notwendig erachteten und sich genehmigten, eventuelle Seitenausgänge zum Luft holen hatte einbauen lassen. „Ach da sind Sie ja, der Herr Porsani, gell? Na dann kommen Sie rein, ich führe Sie direkt mal in die Küche. Haben Sie denn alles dabei? Haben Sie auch nix vergessen? AH HAHA, Sie vergessen doch nix, gell? Sie sind ja sehr professionell, das seh’ ich doch direkt. Also das ist natürlich mein Haus hier, ich wohne ja alleine müssen Sie wissen. Achtzehn Zimmer für mich alleine, na was sagt man dazu? Egal, besser als im Stall zu hausen, AH HAHAHAHA…” Ich lächelte unentwegt und nickte, als sie mich durch ihr Haus in die Küche führte. Ein Traum! Hier konnte man ganz ohne Probleme fünf Gänge für elf Personen kochen. Natürlich war die Küche nicht hochmodern aber dafür gab es vor allen Dingen viel Platz und sogar das Anrichten der verschiedenen Gänge war somit weniger problematisch als erahnt. Während ich kochte saß Frau Reichenbach am Küchentisch und sah mir zu, was anfangs etwas ungewöhnlich war. Ich fragte mich, ob sie mir vielleicht nicht vertraute. Vielleicht dachte sie, ich sei ein Betrüger und würde sie ausrauben, aber nach einer Weile wurde mir klar, dass sie einfach nur froh war, dass ihr jemand zuhörte und sie sich nicht einmal für meine Arbeit interessierte. Sie vertraute meinen Kochkünsten blind. Während sie also aus ihrem recht aufregenden Leben (unter anderem dreifache Witwe) erzählte, kippte sie ein Glas billigsten Fuselsekt nach dem anderen runter. Den teuren Champagner hatte sie für ihre Gäste besorgt und nicht angerührt, da sie selbst keinen trinke wegen der vielen Erinnerungen, die dieses Getränk in ihr wachrufe.(…)
Als ich alles vorbereitet hatte, stellte ich mich in einer frisch gewechselten Kochmontur in der Eingangshalle auf, wo Frau Reichenbach ihre Gäste empfangen wollte. Der erste Gast traf ein, als ich gerade dabei war die erste Flasche Roederer zu köpfen. Ich öffnete die Tür, da Frau Reichenbach sich entschuldigt hatte, um sich umzukleiden. Ein Mann in dunkelblauem Anzug sah mich mit großen Augen an, anscheinend überrascht über meine Anwesenheit. Ich reichte ihm die Hand und erklärte wer ich bin, während er herein trat und seinen Mantel
Weitere Kostenlose Bücher