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Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Porsani
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sehen und nichts Hören! Natürlich habe ich ALLES gehört und gesehen, aber es gelang mir, mit der Zeit so zu tun, als wäre dies absolut nicht der Fall. Schwierig wurde es, wenn zum Beispiel die Reinkarnation der Katharina von Russland am Tisch saß, zusammen mit kontrastreichen, höchst konventionellen Damen und Herren, und Katharina 2009 dann mitten während der geschäftlichen Besprechung zwischen Fischgang und Sorbet unpassenderweise, lautstark verkündete : “Können Sie sagen mir was sie wollen, aber ein guter Zungenkuss kann sich sein besser wie SEX!”  
     
    Was auch in meiner Erinnerung blieb, war der Auftrag, den ich später als Der dreizehnte Gast bezeichnete, als eine Frau namens Margit ständig beleidigt und geärgert wurde, während die zwölf anderen Gäste darüber lachten, weil sie alles über sich ergehen ließ ohne sich zu wehren. Ich weiß bis heute nicht, ob das ein sehr makabrer Spaß war oder ob die Leute das ernst meinten, aber ich fand es irgendwann richtig bedrückend. Als Margit erschien waren alle auffallend übertrieben freundlich zu ihr, „Margit, Margit, Margit, es ist Musik in meinen Ohren!” Später schwenkte das in gespielte Verwunderung mit latenter Impertinenz über, „Mensch Margit, du auch hier? Hab dich ja lange nicht gesehen, lässt du dich dazu herab, uns Gesellschaft zu leisten du hedonistische Mittvierzigerin...” Margit saß nur da und lächelte, wenn sie sich wagte etwas zu erzählen, machten die anderen sie nach, so dass zwölf Leute versuchten das Gleiche zu sprechen, was Margit gerade sagte. Oder sie stöhnten genervt und rollten die Augen, wenn sie noch etwas Wein verlangte. Als Margit sich entschuldigte und aufstand um sich frisch zu machen, sprang ein Mann auf seinen Stuhl und sang das Lied Celebration , während die anderen klatschten und tanzten. An Margits Stelle hätte ich nach spätestens fünfzehn Minuten die Gesellschaft verlassen, aber sie blieb bis nach dem Dessert… ob man sie am Leben gelassen hat, kann ich Ihnen leider nicht sagen, da ich so niedergeschlagen von dem Verhalten der zwölf Peiniger war, dass ich sofort nachdem ich die Küche aufgeräumt hatte verschwand.
    Sie wissen was ich meine? Am liebsten hätte ich laut in die Runde gefragt was das Ganze denn soll und hätte die arme Margit, die wirklich sehr freundlich auf mich wirkte, geschützt. Aber ich durfte nichts hören und nichts sehen. Ich bin mir sehr bewusst darüber, dass ich diese Regeln gerade so sehr breche wie noch nie eine Regel gebrochen wurde, aber was soll’s, ich habe lange genug geschwiegen!  Ich habe über die meisten Dinge auch vorher nie gesprochen oder geschrieben, außer wenn ich zu beeindruckt von allem war, was passierte. Wenn zum Beispiel ein einigermaßen bekannter Mensch aus der Politik mich engagierte und mir ein paar Hunderter Trinkgeld (besser Schweigegeld ) in die Tasche steckte, damit der Streit mit seiner Ehefrau und der Versöhnungssex im Hausflur danach nicht an die Öffentlichkeit geriet, dann ließ ich immer die Namen und die Berufe aus wenn ich meinen Freunden davon erzählte. War ich nicht nett? Oder die Gesellschaft der Nackten, die zwar keinen Sex miteinander hatten, aber die nackig am Tisch saßen und so taten als sei es das Normalste von der Welt. Man hätte meinen können, die hätten mich mal vorgewarnt, aber von diesem fragwürdigen Dresscode hatte der Auftraggeber keinen Mucks gemacht. Na ja, ich bekam beim Einschenken des Weines Einblicke in Welten, die ich vorher und danach nie wieder erkundete und auch wenn ich alles andere als spießig war, ich hatte nicht gewusst wo überall eine Frau sich piercen lassen kann, ganz zu Schweigen von der riesigen Tätowierung dieses einen Herrn, die auf meinen Unterarm gepasst hätte… schon gar nicht wusste ich, dass es Menschen jenseits der sechzig gab, deren Haupthaare grau aber Schamhaare pink waren…
     
    Von eben solchen seltsamen, lustigen, erschreckenden und manchmal auch unglaublichen (ja!) Aufträgen werde ich Ihnen erzählen. Darüber, wie ich die Welt mit anderen Augen kennen lernte, wie ich vor allem auch MICH mit anderen Augen sah und wie ich mich durch die Erfahrungen und Erkenntnisse veränderte… oder besser, wie ich es geschafft habe dadurch immer noch derselbe zu bleiben, dieselben Ziele zu haben, mit den selben Idealen zu leben und die Leidenschaft zum Kochen und für meinen Beruf, niemals zu verlieren!
     
     
     
     
     
     
     
     
    6
    Das Kochhasserkapitel-ein Koch rechnet

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