Private Dancer
ich mir nicht nur die Rosinen herauspicken wollte, sondern mal wieder auf eine Stelle wartete, die zuerst noch erfunden werden musste (Hey! Ich kann sehen wie Sie den Kopf schütteln!).
Da genau das bei meinem Ausbildungsplatz und bei der Fachoberschule allerdings schon funktioniert hatte, war ich trotz der wenigen Bewerbungen, die ich geschrieben hatte, (zwei) seltsam optimistisch. Als ich kurze Zeit später jedoch von dem Kloster, in dem ich mich als Koch beworben hatte eine Absage bekam (wahrscheinlich wirkte ich nicht religiös genug …ich kann’s denen nicht verübeln) und auf die zweite Bewerbung überhaupt keine Antwort bekommen hatte, wurde ich ungeduldig (Die Leute im Buckingham Palace lassen sich ungewöhnlich lange Zeit mit dem Beantworten der Bewerbungen! Tatsächlich bekam ich erst sechs Monate später eine Nachricht vom Königlichen Haushalt, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich auf der Warteliste stünde… immerhin…). Es musste eine neue Idee her und zwar schnell! Ich verabredete mich also mit meinem Bruder und meiner Mutter zur Krisensitzung und wir diskutierten über meine Zukunft. Ich erklärte den beiden ganz ehrlich meine Haltung zu den Arbeitsbedingungen und glaubte schon, dass selbst die zwei obersten Instanzen, das südliche Orakel der Realität keinen Rat mehr für mich auf Lager hatte, als meine Mutter plötzlich sagte: “Wenn du keine Stelle findest die dir gefällt, dann mach dir eine.” Daraufhin dauerte es nur noch wenige Minuten bis es endlich grün grünte und Spaniens Blüten blühten! Mein Gott, wir hatten’s! Die Idee des mobilen Kochs war geboren!
Es war herrlich in den darauffolgenden Wochen zu erfahren, dass manche gute Ideen auch tatsächlich realisiert werden können. Ich überlegte mir ein Konzept und fing direkt an mich zu vermarkten. Als ich den Leuten erzählte, ich sei mobiler Koch, wussten die meisten nichts Genaues mit dem Begriff anzufangen, was mich nicht wunderte. (Ich selbst hatte im Internet recherchiert und herausgefunden, dass es nur zwei weitere mobile Köche zu geben schien und die befanden sich in Berlin und München) Mir war wichtig zu erklären, dass ich kein Partyservice war. Ich wollte ein privater Koch in privaten Haushalten sein. Ich wollte Wünsche erfüllen und Freude verbreiten, indem ich für andere kochte, deren Alltag verzaubern, eben alles verbinden wonach ich mich in meinem Beruf sehnte. Ich wollte nicht für Menschen arbeiten, denen es nur darum ging satt zu werden, ich wollte Genießer treffen, die das Besondere und die Liebe zum Detail zu schätzen wussten (Donnerwetter, was ich alles wollte).
Es entstand also mit Hilfe einer Mediengestaltungsfirma eine hochwertige Karte (es war eine Mischung aus Visitenkarte und Flyer… aber beide Begriffe sind eigentlich zu Plump um es genau zu beschreiben) mit folgendem Text:
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Wahrer Reichtum zeigt sich nicht im Besitz, sondern im Genießen. - Ralph Waldo Emerson -
Stress in der Küche?
Bei einem besonderen Anlass oder einfach nur zur Freude der Geselligkeit möchte sich jeder der einlädt, von seiner besten Seite zeigen. Oft problematisch, wenn der Gastgeber die meiste Zeit in der Küche zugange ist. Kein Problem mit dem eigenen Koch.
Je nach Wunsch kaufe ich für Sie ein, bespreche Menüs mit Ihnen und koche für Sie bei Ihnen zuhause.
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Na los, geben Sie zu, dass das interessant klingt! Es zeigte darüber hinaus auch Wirkung, die Leute wurden neugierig und das war perfekt für mich! Ich hatte aber natürlich damals nicht geahnt, welche Menschen ich kennen lernen würde und hätte mir einiges auch nie erträumen lassen. Tatsächlich war es nur der allererste Auftrag, der wirklich genau so verlief, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte: Normal!(fast)
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Premiere
Kleine Anmerkung: da mein Service schon immer absolute Diskretion voraussetzte, sind alle Namen meiner Kunden oder Kollegen in den folgenden Kapiteln von mir geändert worden! Für Bestechungsversuche von überaus neugierigen und noch sehr viel reicheren Lesern, die den ein oder anderen echten Namen doch noch herauszufinden versuchen, habe ich ein offenes Ohr…
„Guten Tag, sind Sie jetzt der, der bei mir zuhause kocht?” Die Frau am Telefon wirkte überaus neugierig, aber freundlich. Mein Herz verwandelte sich in ein
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