Private Games - Der Countdown des Todes
gelichtet und bescherte mir einen Zustand elektrisch aufgeladener Klarheit. Ich nickte.
Sie sah mich mit ihren dunklen Augen an. » Dann rette uns.«
Der Bosnier, der Englisch sprach, kehrte zurück. » Welche Lügen erzählen dir diese Dämonen aus der Hölle?«, rief er mir zu.
» Sie haben Durst«, antwortete ich. » Sie brauchen Wasser. Glück gehabt mit dem Telefon?«
» Noch nicht«, antwortete er.
» Gut«, erwiderte ich, während ich meine Maschinenpistole entsicherte, die Mündung herumschwenkte und die Bosnier niedermähte.
Zweiter Teil
Die Spiele sind eröffnet
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Als das Taxi vor dem sterilen Hochhaus im Finanzdistrikt von London hielt, hörte Peter Knight seine Mutter noch immer schluchzen. Das einzige Mal, dass er sie so heftig hatte weinen sehen, war damals, nach dem Unfall seines Vaters, gewesen.
Amanda war in den Armen ihres Sohnes zusammengebrochen, nachdem sie vom Tod ihres Verlobten gehört hatte. Knight hatte nachempfinden und auch verstehen können, wie tief ihr Schmerz und ihre Verzweiflung reichten. Ihr war ein Messer in die Seele gerammt worden. Dieses Gefühl wünschte Knight niemandem, am wenigsten seiner eigenen Mutter. Er hatte sie, während sie seelisch und emotional ausblutete, fest in seinen Armen gehalten und seinen eigenen Verlust noch einmal durchlebt.
Schließlich war Gary Boss in die Bibliothek gekommen und hatte beinahe selbst geweint, als er Amanda in ihrer hoffnungslosen Trauer gesehen hatte. Ein paar Minuten später hatte Knight eine SMS von Jack Morgan erhalten, der ihn bat, umgehend zu Private London zu kommen, weil sie von der Sun beauftragt worden waren, einen Brief von jemandem zu analysieren, der behauptete, Sir Dentons Mörder zu sein. Boss hatte versprochen, sich um Amanda zu kümmern.
» Ich sollte hierbleiben«, hatte Knight schuldbewusst abgelehnt. » Jack wird das verstehen. Ich rufe ihn an.«
» Nein!«, hatte Amanda wütend erwidert. » Du erledigst deine Arbeit, Peter. Und tust, was du am besten kannst. Ich will, dass du dieses kranke Schwein findest, das Denton umgebracht hat. Ich will, dass der Typ in Ketten gelegt und bei lebendigem Leibe verbrannt wird.«
Als Knight mit dem Fahrstuhl bis ins oberste Stockwerk des Hochhauses fuhr, musste er wieder an die Worte seiner Mutter denken und spürte, wie er trotz des pochenden Schmerzes in seiner Seite nur eines wollte: den Täter finden. So lief es immer, wenn er an einem großen Fall arbeitete – er war völlig darauf fixiert –, doch da nun auch seine Mutter betroffen war, fühlte er sich eher wie auf einem Kreuzzug. Egal, was geschehen, wer oder was sich Knight in den Weg stellen oder wie viel Zeit er benötigen würde, er schwor, Denton Marshalls Mörder dingfest zu machen.
Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, betrat er einen hypermodern eingerichteten Empfangsbereich, der mit Kunstwerken ausgestattet war, die Meilensteine in der Geschichte der Spionage, Forensik und Kryptografie darstellten. Obwohl das Londoner Büro im Moment unerträglich unterbesetzt war, drängten sich im Empfangsbereich Mitarbeiter von Private International aus aller Welt. Sie waren hergekommen, um sich ihre Sicherheitsausweise für die Olympischen Spiele abzuholen und ihre Aufträge entgegenzunehmen.
Knight machte einen großen Bogen um das Gedränge, in dem er nur ein paar Kollegen erkannte, bevor er, vorbei an einem Modell des Trojanischen Pferdes und einer Büste von Sir Francis Bacon, weiter zu einer getönten Panzerglasscheibe ging. Dort blickte er in ein Gerät zur Netzhautabtastung, während er gleichzeitig seinen rechten Zeigefinger auf ein anderes Gerät legte. Daraufhin glitt zischend ein Teil der Wand zur Seite und gab den Blick auf einen schmuddeligen Typen mit Sommersprossen, karottenrotem Haar und struppigem Bart frei. Er trug Cargo-Jeans, ein Fußballtrikot von West Ham United und schwarze Slipper.
Knight lächelte. » Tag, Hooligan.«
» Eh, Scheiße, Peter«, begrüßte Jeremy » Hooligan« Crawford ihn mit Blick auf seine Kleider. » Hast du mit einem Orang-Utan gepennt?«
Nachdem Wendy Lee bei dem Flugzeugunglück ums Leben gekommen war, hatte Hooligan bei Private London nun die Stelle des Chefwissenschaftlers, -technologen und -forensikers inne. Mit seinen Anfang dreißig war er bissig, in jeder Hinsicht unabhängig und unverfroren frech – aber auch unsäglich klug.
Geboren und aufgewachsen in Hackney Wick, einem der raueren Viertel von London, hatte er im Alter von neunzehn Jahren bereits
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