Private Games - Der Countdown des Todes
Guilders Geständnis seien die Franzosen besonders unglücklich, dass Kronos behauptet hatte, die Olympischen Spiele wären durch und durch korrupt.
Knight schaltete den Fernseher aus, griff zum Whiskyglas und nahm einen großen Schluck, bevor er das Foto auf seiner Kommode betrachtete.
Seine verstorbene Frau Kate, hochschwanger und ausgesprochen hübsch, stand im Profil vor einer schottischen Moorlandschaft in der untergehenden Junisonne. Sie blickte über ihre linke Schulter, schien ihn aus dem Foto heraus anzusehen, strahlte die Freude und Liebe aus, die ihm vor fast drei Jahren auf so grausame Weise genommen worden war.
» War ein harter Tag, Katie«, flüsterte Knight. » Ich bin völlig erledigt. Jemand versucht, die Olympischen Spiele zu boykottieren. Meine Mutter ist am Boden zerstört. Und die Kinder haben schon wieder ein Kindermädchen verschlissen, und … ich vermisse dich. Mehr denn je.«
Wieder legte sich die vertraute bleierne Schwere auf sein Herz und sein Gemüt, ein Gefühl, als würde etwas ganz tief in ihn hineinsinken. Er gab sich diesem Gefühl hin, tauchte ein oder zwei Minuten darin unter, bis er das tat, was er immer tat, wenn er spätnachts um Kate trauerte.
Er nahm seine Decke und sein Kissen und tapste ins Kinderzimmer. Dort legte er sich aufs Sofa mit Blick auf die Bettchen, sog den Geruch seiner Kinder ein und schlief dann von dem sanften Rhythmus ihres Atems beruhigt ein.
FREITAG , 27. JULI 2012
33
Die Schmerzmittel verloren ihre Wirkung, sodass am nächsten Morgen Knights rechte Seite erneut wehtat. Er hörte ein Quietschen und drehte sich zu den Betten seiner Kinder. Isabel lag mit geschlossenen Augen, ohne einen Muckser von sich zu geben, auf dem Bauch. Doch Lukes Gitterbett wiegte sanft hin und her.
Knight richtete sich auf. Auch sein Sohn lag auf dem Bauch, hatte aber die Knie unter sich angezogen, nuckelte am Daumen und schaukelte, noch immer schlafend, von einer Seite auf die andere. Das tat er seit fast zwei Jahren, kurz bevor er aufwachte.
Nach einer Weile schlich Knight aus dem Kinderzimmer und überlegte, ob das Schaukeln seines Sohnes etwas mit dem REM -Schlaf zu tun hatte. War dieser gestört? Litt Luke beim Schlafen unter Atemaussetzern? War dies der Grund, dass er so wild und Bella so ruhig war? War er sprachlich deswegen etwas zurückgeblieben und ging noch immer nicht aufs Töpfchen, während seine Schwester ihm in der Entwicklung um Monate voraus war? Biss er deswegen so gerne mal zu?
Knight kam auf keine logische Erklärung, während er duschte und sich rasierte. Im Radio, das nebenher lief, wurde berichtet, dass nach dem Mord an Sir Denton die Sicherheit während der Eröffnungsfeier drastisch erhöht würde. Die Glücklichen, die eine Eintrittskarte für die Feier besaßen, wurden aufgefordert, bereits am Nachmittag im Olympiapark zu erscheinen, damit am Abend der Andrang an den Sicherheitskontrollen nicht so groß sein würde.
Nachdem Knight gehört hatte, dass Private bei der Verstärkung der Sicherheit mitwirken sollte, versuchte er Jack anzurufen. Der jedoch meldete sich nicht, würde ihn aber wahrscheinlich bald dringend im Büro benötigen.
Seine Mutter hatte zwar versprochen, ihm bei der Suche nach einem Kindermädchen zu helfen, doch er brauchte sofort eine. Er holte einen schmerzlich vertrauten Ordner aus einer Schublade und öffnete ihn. Darin befand sich eine Liste mit Agenturen in London, die er der Reihe nach abtelefonieren wollte. Die Frau, die Nancy und auch das Kindermädchen davor gefunden hatte, lachte, als er seine Bitte vortrug.
» Ein neues Kindermädchen?«, fragte sie. » Jetzt? Ganz unmöglich.«
» Warum?«, wollte er wissen.
» Weil Ihre Kinder einen schrecklichen Ruf haben und heute Abend die Olympischen Spiele beginnen. Alle Kindermädchen sind mindestens für die nächsten zwei Wochen ausgebucht.«
Dieselbe Geschichte hörte Knight bei den nächsten drei Agenturen. Sein Missmut stieg. Er liebte seine Kinder, doch er hatte geschworen, Sir Dentons Mörder zu finden. Zudem musste Private bei der Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen während der Spiele mitwirken. Er wurde gebraucht. Und zwar jetzt.
Statt wütend zu werden, hoffte er, dass seine Mutter bei der Suche nach einer Betreuung für die Zwillinge mehr Glück haben würde, und begann, das zu erledigen, was von zu Hause aus möglich war.
Als Erstes rief er einen Boten an, der die Haarnadel von Selena Farrell abholen und als Beweisstück ins Labor von Private London
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