Private Games - Der Countdown des Todes
den Handzettel hinab. » Haben Sie einen Lebenslauf? Referenzen?«
» Beides«, antwortete sie, ohne zu zögern, und zog einen professionell aussehenden Lebenslauf und einen estnischen Reisepass aus ihrer Tasche. » Jetzt wissen Sie, wer ich bin.«
Knight überflog den Lebenslauf und den Reisepass. » Wir machen das so. Da drüben sind meine Kinder. Luke ist auf der Rutsche, Isabel im Sandkasten. Stellen Sie sich ihnen selbst vor. Ich sehe mir das hier genauer an und rufe gegebenenfalls Ihre Referenzen an.«
Knight wollte sehen, wie seine Kinder auf Marta, eine völlig Fremde, reagierten. Sie hatten sich gegen so viele Kindermädchen gesträubt, dass er sich nicht damit abmühen wollte, ihre Referenzen anzurufen, wenn es zwischen ihr und den Kindern nicht funktionierte. Egal, wie sehr er ein Kindermädchen brauchte, die Mühe war es nicht wert, wenn die Kinder nicht mitspielten.
Marta ging zu Isabel, dem zynischeren seiner Kinder, und half ihr begeistert, eine Sandburg zu bauen. Damit hatte sie Isabel zu seiner Überraschung rasch um den Finger gewickelt. Luke wurde neugierig und ging zu ihnen, um ihnen zu helfen. Nach drei Minuten lachte Lukey Knight, das böse, beißende Ungeheuer von Chelsea, und füllte Eimer mit Sand.
Da Knights Kinder von Marta so rasch in ihren Bann gezogen wurden, las er sich den Lebenslauf genauer durch. Sie war estnische Staatsbürgerin und Mitte dreißig, hatte aber einen Abschluss an der American University of Paris gemacht.
Während ihrer letzten beiden Jahre an der Universität und sechs Jahre lang nach ihrem Abschluss hatte sie für zwei Pariser Familien als Kindermädchen gearbeitet. Namen und Telefonnummern waren auf dem Lebenslauf vermerkt.
In Martas Lebenslauf stand auch, dass sie Englisch, Französisch, Estnisch und Deutsch sprach und für das Graduiertenprogramm in Sprech- und Sprachtherapie der City University London zugelassen war, mit dem sie 2014 beginnen würde. In mehrfacher Hinsicht spiegelte sie die gebildeten Frauen wider, die dieser Tage nach London strebten – sie waren bereit, Stellen anzunehmen, für die sie überqualifiziert waren, um in der großartigsten Stadt der Welt leben und überleben zu können.
Was für ein Glück, dachte Knight, zog sein Telefon heraus und wählte die erste angegebene Nummer. Bitte, lass es wahr sein. Bitte, lass jemanden meinen Anruf …
Petra DeMaurier meldete sich fast sofort, und das auf Französisch. Knight stellte sich vor und fragte, ob sie Englisch spreche. Sie bejahte, aber zurückhaltend. Als Knight ihr erzählte, er plane, Marta Brezenova als Kindermädchen für seine Zwillinge einzustellen, wurde sie richtig überschwänglich und lobte Marta als das beste Kindermädchen, das sie für ihre vier Kinder je gehabt habe – geduldig, liebevoll und bei Bedarf dennoch streng.
» Warum arbeitet sie nicht mehr für Sie?«, fragte Knight.
» Mein Mann wurde für zwei Jahre nach Vietnam versetzt«, erklärte sie. » Marta wollte uns nicht begleiten, doch wir haben uns im Guten getrennt. Sie dürfen sich glücklich schätzen, wenn sie für Sie arbeitet.«
Die zweite Referenz, Teagan Lesa, drückte sich genauso positiv aus. » Als Marta für den Graduiertenstudiengang in London angenommen wurde, musste ich fast weinen. Meine drei Kinder jedenfalls taten es, selbst mein Sohn Stephan, der normalerweise den kleinen, tapferen Mann spielt. Ich an Ihrer Stelle würde sie nehmen, bevor es jemand anderes tut. Aber besser noch wäre, wenn Sie ihr sagen, sie soll nach Paris zurückkommen. Wir erwarten sie mit offenen Armen.«
Nachdem Knight das Gespräch beendet hatte, dachte er einen Moment lang nach. Er wusste, er sollte noch bei den Universitäten in London und Paris nachfragen, aber das würde er frühestens Montag tun können. Schließlich kam ihm eine Idee. Er zögerte, dann rief er Pottersfield zurück.
» Du hast einfach aufgelegt«, schnauzte sie.
» Ging nicht anders«, wimmelte er ab. » Du musst für mich einen estnischen Pass überprüfen.«
» Das werde ich mit Sicherheit nicht tun«, schoss sie zurück.
» Es geht um die Zwillinge, Elaine«, flehte Knight sie an. » Bei mir hat sich ein Kindermädchen beworben. Auf dem Papier sieht die Sache ganz gut aus. Ich will aber auf Nummer sicher gehen, aber weil Wochenende ist, fällt mir nichts anderes ein.«
» Namen und die Ausweisnummer, falls du sie hast«, verlangte sie nach langem Schweigen.
Knight hörte durchs Telefon, wie Pottersfield die Nummer in ihren Rechner
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