Private Games - Der Countdown des Todes
gewesen. Am Samstag nämlich hatte die Sun Popes Artikel über die Verbindung zwischen den Anschlägen und den serbischen Brazlic-Schwestern, den gesuchten Kriegsverbrecherinnen, veröffentlicht. Sie hatte auch berichtet, dass James Daring und Selena Farrell ungefähr zu der Zeit auf dem Balkan eingesetzt gewesen waren, in der die Brazlic-Schwestern unschuldige Männer und Jungs in und um Srebrenica hingerichtet hatten.
Farrell war, wie sich herausgestellt hatte, unabhängige UN -Beobachterin gewesen, die der NATO in dieser vom Krieg verwüsteten Gegend zugeteilt worden war. Was genau die Professorin dort getan hatte, war noch nicht bekannt, doch Pope hatte zumindest herausgefunden, dass Farrell im Sommer 1995 bei einer Art Autounfall stark verletzt und nach Hause geschickt worden war. Nach kurzer Genesungszeit hatte sie ihr normales Leben weitergeführt und ihr Doktorandenstudium wieder aufgenommen.
Die Geschichte hatte für Aufruhr gesorgt, bis am späten Samstagabend die Leiche von Emanuel Flores, einem brasilianischen Judo-Schiedsrichter, neben einem Müllcontainer in den Docklands gefunden worden war. Die Stelle lag mehrere Kilometer von der ExCeL-Arena entfernt, die nicht auf dem Olympiagelände lag und in der Flores als Schiedsrichter eingesetzt war. Doch obwohl er Nahkampf-Experte gewesen war, war er mit einem Kabel erdrosselt worden.
In einem Brief an Pope, an dem absolut keine forensischen Beweise gefunden wurden, hatte Kronos behauptet, Flores habe sich bestechen lassen, um bestimmte Sportler bei den Judowettkämpfen zu bevorzugen. Die beigefügte Dokumentation unterstützte die Behauptungen in gewisser Hinsicht, aber nicht in jeder.
Nachrichtensender und Journalisten aus aller Welt forderten nun, die britische Regierung möge endlich handeln. Sie empörten sich einmütig darüber, dass Kronos und seine Furien anscheinend taten, was sie wollten. An diesem Morgen hatten Uruguay, Nordkorea, Tansania und Neuseeland beschlossen, ihre Mannschaften in der letzten Woche der Olympischen Spiele nicht mehr antreten zu lassen. Mitglieder des Parlaments und die Behörden von Greater London forderten immer wieder, man solle Mike Lancer feuern, wenn er seinen Posten schon nicht freiwillig aufgebe, und die Großfahndung nach Daring und Farrell verstärken.
Lancer selbst war den ganzen Tag vor laufenden Kameras zu sehen gewesen. Er hatte sich schockiert gezeigt. Gegen Mittag hatte er verkündet, er werde F7 von der Bewachung der Eingänge zum Olympiapark abziehen und Jack Morgan von Private mit dieser Aufgabe betrauen. Gemeinsam mit Scotland Yard und MI 5 war beschlossen worden, an den Austragungsstätten drakonische Maßnahmen zu ergreifen, unter anderem sorgfältigere Sicherheitskontrollen bei bestimmten Personen, vermehrte Ausweiskontrollen und Leibesvisitationen.
Es hatte nicht gereicht, um für Ruhe zu sorgen. Zehn Länder einschließlich Russland vertraten den Standpunkt, die Olympischen Spiele sollten unterbrochen werden, solange die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleistet war.
Doch in einer spontanen und überaus heftigen Reaktion auf diese Kritik hatte eine überwältigende Anzahl von Sportlern eine Petition unterzeichnet und ins Internet gestellt, in der die Morde zwar aufs Schärfste verurteilt wurden, das IOK und LOCOG aber aufgefordert wurden, die Spiele nicht zu unterbrechen. Entworfen hatte die Petition die amerikanische Turmspringerin Hunter Pierce.
Londons Bürgermeister, der Premierminister und Marcus Morris hatten ihre Wünsche erhört und setzten die Olympischen Spiele fort. England habe sich noch nie dem Terrorismus gebeugt und werde es auch jetzt nicht tun.
Trotz der dramatischen Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen waren einige Zuschauer dem Hundertmeterlauf, dem größten Ereignis der Olympischen Spiele, ferngeblieben. Knight bemerkte hin und wieder leere Sitze, etwas, das vor Beginn der Spiele undenkbar gewesen wäre. Doch schließlich war alles, was bisher passiert war, vor den Spielen für undenkbar gehalten worden.
» Die Schweine haben alles zerstört, Knight«, beschwerte sich Lancer. Der Sicherheitschef war zu Knight getreten, der die Zuschauer mit dem Fernglas beobachtete. Beide trugen Ohrhörer, über die sie ständig mit der Sicherheitszentrale verbunden waren. » Egal was ab jetzt passiert, 2012 wird immer ein Fleck …«
Die Zuschauer um sie herum sprangen von ihren Sitzen und begannen zu johlen. Die Schlussläufer im Hundertmeterlauf der Männer kamen heraus,
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