Private Games - Der Countdown des Todes
hilft«, schlug Pope vor.
» Und woher wissen Sie das alles?« Aus der Küche drangen der Duft von in der Pfanne brutzelnden Würstchen und das Scheppern von Töpfen und Schüsseln.
» Von einer Frau namens Nell, die oft in die Candy Bar geht und in den vergangenen Jahren mehrmals eine Nacht mit Syren verbracht hat. Sie hat sie an dem Muttermal etwas oberhalb vom rechten Kiefer erkannt.«
Knight erinnerte sich, dass er gedacht hatte, unter den passenden Umständen sei die Professorin sicher hübsch. Er hätte auf seinen Instinkt hören sollen.
» Wann hat diese Nell … äh, Syren das letzte Mal gesehen?«, fragte er.
» Letzten Freitag, spätnachmittags, vor der Eröffnung der Olympischen Spiele«, antwortete Pope. » Sie kam völlig aufgedonnert in die Candy Bar, hielt sich aber Nell vom Hals, weil sie bereits verabredet war. Später hat Nell gesehen, wie Syren die Bar mit einer Fremden verließ, die einen kleinen, runden Hut mit schwarzem Schleier über den Augen trug. Ich denke, diese Frau könnte eine der Brazlic-Schwestern sein.«
In der Küche fiel etwas scheppernd zu Boden.
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Das Olympiadorf ist in Bewegung. Die australischen Schwimmer sind auf dem Weg ins Wassersportzentrum, wo sie gleich zum Fünfzehnhundertmeter-Wettkampf antreten. Die spanischen Radfahrer gehen bereits jetzt zum Velodrom, um sich dort für die später stattfindende Mannschaftsverfolgung der Männer aufzuwärmen. Gerade ist eine Handballmannschaft aus Moldawien an mir vorbeigegangen. Und dieser amerikanische Basketballspieler, dessen Namen ich immer vergesse.
Das ist egal. Es zählt nur, dass wir das Ende der ersten Woche erreicht haben und jeder Sportler im Dorf versucht, nicht an mich und meine Schwestern zu denken und sich nicht zu fragen, ob er der Nächste ist. Aber somit denken sie natürlich ständig an uns. An wen auch sonst.
Wie ich mir das gedacht hatte, sind die Medien mit unserer Geschichte durchgedreht. Für jeden rührseligen Fernsehbericht über einen Sportler, der den Krebs besiegt oder den Tod eines geliebten Menschen verschmerzt hat, um hinterher eine Goldmedaille zu gewinnen, gibt es dreimal so viele Berichte über die Auswirkungen, die wir auf die Olympischen Spiele haben. Geschwüre nennen sie uns. Eine Plage. Eine Schande für die Olympischen Spiele.
Ha! Die Geschwüre und die Schande haben sich die Organisatoren selbst zuzuschreiben. Ich enthülle sie nur als das, was sie sind.
Während ich zwischen den Olympioniken umhergehe – anonym, ernst und verkleidet wie ein anderes Ich –, habe ich das Gefühl, dass alles bis auf ein paar kleinere Pannen bemerkenswert glatt und nach Plan gelaufen ist. Petra und Teagan haben Rache an den Chinesen geübt und konnten unerkannt fliehen. Marta hat sich in Knights Leben eingeschlichen und überwacht ihn in seiner virtuellen Welt, was mir einen Blick in die Ermittlungen gestattet. Und heute Morgen habe ich den zweiten Beutel mit Magnesiumspänen aus dem Velodrom geholt, den ich dort während seines Baus vor fast zwei Jahren versteckt habe. Er befand sich noch an genau derselben Stelle.
Das Einzige, was mir Sorgen bereitet, ist …
Mein Wegwerftelefon klingelt. Ich verziehe das Gesicht. Petra und Teagan habe ich gestern Mittag, bevor sie zu ihrem letzten Auftrag aufbrachen, strikt verboten, mich anzurufen. Also ist es Marta.
» Keine Namen, und schmeiß das Telefon weg, wenn wir das Gespräch beendet haben«, schnauze ich sie an, noch bevor sie ein Wort herausbringt. » Weißt du, welcher Fehler?«
» Nicht genau«, antwortet Marta mit leicht besorgter Stimme, was bei ihr nur selten vorkommt und mich genau deswegen beunruhigt.
» Was ist los?«, frage ich.
» Sie wissen es«, flüstert sie. Im Hintergrund plärrt ein kleines Monster.
Das Plärren und Martas Flüstern treffen mich wie Steine und Autobomben und lösen einen rasenden Sturm in meinem Schädel aus, der mir mein Gleichgewicht raubt. Aus Angst umzukippen sinke ich auf ein Knie. Das Licht um mich herum scheint ultraviolett, bis auf den dieselgrünen Lichtkreis, der im Rhythmus der Einstiche pulsiert, die mein Hirn martern.
» Alles in Ordnung?«, fragt ein Mann.
Ich höre das Plärren im Telefon, obwohl ich es vom Ohr genommen habe. Ich blicke hinauf durch den grünen Lichtkreis – ein Platzwart steht vor mir.
» Alles gut«, bringe ich heraus und kämpfe gegen die in mir aufwallende Wut und das Verlangen, dem Platzwart den Kopf abzuschneiden. » Mir ist nur ein bisschen schwindlig.«
» Soll ich
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