Private Games - Der Countdown des Todes
wäre deine Aufgabe gewesen, Schwester.«
» Ich hätte es dir sagen sollen, aber du standst so sehr unter Druck«, antwortet sie, von Panik ergriffen. » In der Fabrik waren Betrunkene, als ich gestern Morgen dort war. Ich dachte, der Geruch würde sie von dem Raum fernhalten. Sie müssen das Schloss aufgebrochen und sie freigelassen haben oder so was in der Art. Ich weiß es nicht.«
» Wir müssen die Fabrik räumen«, erkläre ich. » Fahr also hin. Sofort.«
Während der Fahrt und auch als wir das Gelände der verseuchten Fabrik betreten und uns in den Keller schleichen, reden wir kein Wort mehr. Ich war bisher nur einmal hier gewesen, deshalb geht Teagan voran.
Ein widerlicher Geruch schlägt uns aus dem offenen Lagerraum entgegen, doch Teagan betritt ihn, ohne zu zögern. Ich betrachte die Eisenringe an der Tür und am Türrahmen, die noch intakt sind, dann lasse ich den Blick über den Boden gleiten.
Das Schloss liegt in der Ecke, der Bügel ist offen, aber nicht kaputt.
Ich hebe das Schloss auf und hänge mir den Bügel um den Mittelfinger wie einen Schlagring, verberge aber das Schloss in meiner Hand. Teagan hat sich bereits Handschuhe übergestreift und steckt die gebrauchte Transfusionsausrüstung in einen der Müllbeutel, die wir mitgebracht haben.
» Bringen wir das hier also hinter uns«, sage ich, trete vor sie und bücke mich, um mit der linken Hand eine gebrauchte Spritze aufzuheben.
Voller Rachegelüste wie ein enttäuschter Liebhaber erhebe ich mich, tue aber so, als wollte ich die Spritze in den Müllbeutel werfen. Plötzlich stoße ich meine rechte Hand mit dem Bügel des Schlosses um meinen Mittelfinger in einem Aufwärtshaken nach oben.
Teagan hat keine Gelegenheit auszuweichen. Sie sieht den Schlag nicht.
Den Schlag, der ihr den Kehlkopf zertrümmert.
Sie stolpert rückwärts, würgt mit rotem Gesicht und sieht mich mit großen Augen ungläubig an. Der zweite Schlag bricht ihr die Nase, schleudert sie nach hinten gegen die Wand und gibt ihr zu verstehen, dass ich ein unendlich überlegenes Wesen bin. Mein dritter Schlag trifft sie an der Schläfe. Sie sackt in sich zusammen und bleibt zusammengekauert im Dreck liegen.
9 0
» Selbstverständlich haben Sie die Musik schon einmal gehört«, schoss Pottersfield zurück. » Sie war ja schließlich auf Ihrem Rechner. Ebenso wie ein Programm, mit dem die Steuerung der elektronischen Anzeige im Olympiastadion während der Eröffnungsfeier übernommen wurde.«
» Was?«, rief Farrell, die sich bemühte, sich aufzurichten, aber vor Schmerzen zusammenzuckte. » Nein! Jemand hat vor einem Jahr angefangen, mir diese Musik auf meinen Anrufbeantworter und in E-Mail-Anhängen von anonymen Konten zu schicken. Es war, als würde mich jemand verfolgen. Nach einer Weile wurde mir jedes Mal schlecht, wenn ich die Musik hörte.«
» Der Quatsch passt Ihnen gut in den Kram«, schnauzte Pottersfield. » Was ist mit dem Programm auf Ihrem Rechner?«
» Ich weiß nicht, welches Programm Sie meinen. Jemand muss es dort abgelegt haben, vielleicht derjenige, der mir diese Musik geschickt hat.«
Auch Knight zweifelte an ihrer Aussage. » Haben Sie die Cyberbelästigung jemandem gemeldet?«
Farrell nickte kräftig. » Zwei Mal sogar. Der Polizei von Wapping. Aber die Detectives sagten, Flötenmusik sei kein Verbrechen, und ich hätte keinen weiteren Beweis für eine Belästigung. Ich sagte, ich hätte eine Vermutung, wer dahinterstecken könnte, aber das hat sie nicht interessiert. Sie rieten mir, meine Telefonnummer und E-Mail-Adresse zu ändern, was ich auch getan habe. Es hörte auf. Und die Kopfschmerzen hörten auf – bis Sie mir die Musik wieder in meinem Büro vorgespielt haben.«
Knight versuchte einen Sinn hinter dieser Erklärung zu finden. War Farrell vielleicht als Ablenkungsmanöver ins Rennen gebracht worden? Warum war sie nicht einfach getötet worden?
Pottersfield musste ungefähr dasselbe gedacht haben. » Wer steckte Ihrer Meinung hinter der Musik?«, fragte sie nämlich.
Farrell zuckte leicht mit den Schultern. » Also, ich kenne nur einen Menschen in meinem Leben, der Panflöte spielt.«
Knight und Pottersfield warteten schweigend ab.
» Jim Daring«, fuhr Farrell fort. » Sie wissen schon, der Typ vom Britischen Museum. Und der aus dem Fernsehen.«
Damit ändert sich so einiges, dachte Knight, als er sich erinnerte, in welch hohen Tönen Daring von Farrell gesprochen und mehrmals ihm und Pope geraten hatte, sich mit ihr zu
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