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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vollständig werden!«
    Ein Aufatmen ging auch durch die Frauenstation. Die Stationsärztin und die Oberschwester trugen eigenhändig die Koffer zum Wagen und drückten Karin von Putthausen die Hände. Ein toller Mensch, dieser Linden, dachten sie. Ein wahrer Kamerad! Er nimmt uns alle Sorgen ab. Keine Meldung an den Professor, keine hochnotpeinlichen Untersuchungen, keine Staatsanwaltschaft, kein Skandal … die Schwangerschaft der isolierten Patientin Karin wird die Landesheilanstalt nicht mehr belasten. Man darf schweigen. Man darf aufatmen.
    Die Stationsärztin und die Oberschwester winkten Karin nach. Ihre Gesichter strahlten vor Erlösung.
    Brosius stand am Fenster und sah den Wagen Dr. Lindens abfahren. Er war sich unschlüssig, ob er richtig gehandelt hatte. Traumatische Störungen, dachte er. Nie ist etwas von einem Unfall gesagt worden. Die Anamnese der Patientin war gründlich gewesen, er hatte sie selbst durchgeführt. Umwelteinflüsse, hatte er diagnostiziert. Aber ein Unfall …?
    »Bitte die Krankengeschichte von Putthausen«, rief er in die Sprechanlage zu Fräulein Bänkel.
    »Die Krankengeschichte haben wir mitgegeben, Herr Professor«, antwortete die Sekretärin.
    »Danke!« Brosius hieb den Schalter hoch.
    Das ungute Gefühl blieb in ihm, warum, das wußte er nicht zu erklären. Es war nicht allein seine Aversion gegen Dr. Linden, dem das Leben immer Glück geschenkt hatte und der nur in toten Sand zu greifen brauchte und ein Goldkorn hervorzog.
    Diese Eile, diese Hast bei der Verlegung, dachte Brosius. Man sollte die Verwandten anrufen und sich erkundigen. Man kann es als Unkollegialität auffassen – ich nenne es Vorsicht. Er griff, wenn auch zögernd, zum Telefon.
    Karin von Putthausen erhielt ein Einzelzimmer, eine eigene junge Schwester, die wie alle Schwestern in der Linden-Klinik in den Chef verliebt war, wodurch zum Erstaunen größerer und besser bezahlender Häuser die Privatklinik Dr. Linden keinerlei Personalmangel hatte, sie bekam eine Injektion, damit sie einschlief und die Strapazen der Verlegung überwand.
    Am Abend stand Dr. Linden allein vor Karins Bett und sah die Schlafende nachdenklich an. Ich werde sie töten, sagte er sich. Alle anderen Möglichkeiten sind sinnlos … ein künstlich eingeleiteter Abortus wäre eine halbe Sache, denn sie würde reden und erzählen und von der Stunde in der Laube des Anstaltsgartens berichten, so wie sie allen im Frauenhaus erzählt hatte, daß sie schwanger sei. Solange sie lebt, wird sie immer eine Gefahr bleiben … eine Gefahr für den Ruhm des Dr. Linden, dessen Leben und Karriere mit diesem Mädchen zusammenbrechen würde.
    Er nahm das Wasserglas, ging zum Kran des Waschbeckens, ließ Wasser hineinlaufen, kam zurück und holte aus der Tasche des weißen Kittels eine kleine braune Medizinflasche. Aus ihr schüttete er ein paar Tropfen einer wasserhellen Flüssigkeit in das Glas, rührte mit einem Glasstäbchen um und stellte das Glas auf den Nachttisch zurück. Darauf verließ er leise das Zimmer und zog die Tür lautlos hinter sich zu.
    Sein Plan war einfach und genial zugleich, wie es bei Dr. Linden nicht anders zu erwarten war. In einer halben Stunde kam die Nachtschwester. Sie maß noch einmal Fieber und gab der Kranken zur Vermeidung nächtlicher Unruhe zwei Sedativtabletten, die mit dem Wasser im Glas geschluckt wurden. Dem Wasser aber waren nun seit einer halben Stunde einige Tropfen radioaktiv aufgeladenen Wassers beigemengt. Dr. Linden, mit radioaktiven Strahlen in seinem Labor experimentierend, um bestimmte Formen von Hirntumoren durch Strahlungen zu veröden, hatte eine kleine Menge Wasser bestrahlt und abgefüllt. Genossen als Getränk schuf es im Körper eine Strahlung, die langsam, aber sicher das Blut zersetzte und eine Leukämie erzeugte. Ein sicherer Tod. Ein legaler Tod. Ein perfekter Mord. Wem würde es einfallen, die Leiche mit einem Geigerzähler abzutasten?
    Aber Karin hatte nicht geschlafen, als Dr. Linden in ihrem Zimmer den Tod aus einer kleinen braunen Flasche träufelte. Unter den Wimpern weg beobachtete sie ihn. Sie hatte es nicht vorgehabt … sie hatte ihn überraschen wollen, mit einer Umarmung, mit einem Kuß, mit einer Darbietung ihres herrlichen Körpers, wenn er sich über sie gebeugt und in ihr Gesicht gesehen hätte. Er tat es nicht … er ließ einige Tropfen in ihr Wasserglas laufen und schlich sich hinaus.
    Karin von Putthausen begriff plötzlich, was mit ihr geschah. Dieses Erkennen war so

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