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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leidenschaftslos seine Geschichte. Vom Bunkerasyl zum Bankdirektor. Die dritte Geschichte des Herrn Ewald B. glich fast den beiden anderen. Es war der Umweg eines Architekten, von der Gosse bis zum Erbauer bekannter moderner Kirchen.
    Die drei Anonymen Alkoholiker erwarteten kein Echo, keine Fragen, keine Kommentare. Sie erhoben sich nach der Rede des letzten von ihnen, grüßten die elf wie festgewurzelt am Tisch sitzenden Säufer und gingen aus dem Zimmer.
    In diesem Augenblick geschah etwas Ungeheuerliches.
    Dr. Faßbender und das ›Pferdegesicht‹ sprangen auf und rannten den drei Herren nach.
    »Bitte! Noch ein Wort!« schrie Dr. Faßbender mit weinerlicher Stimme. »Ich bin Akademiker. Ich bin Jurist! Helfen Sie mir, meine Herren! Ich will ja alles tun, alles! Aber niemand war ja da, der mir helfen wollte. Alle sperrten sie mich nur ein, redeten dumme Moral, gaben mir Spritzen und Pillen und Tabletten und rieten mir, mich sterilisieren zu lassen! Aber Sie haben einen Weg, ich sehe ihn, er führt aus dem Schlamm heraus. Helfen Sie mir, meine Herren!«
    Das ›Pferdegesicht‹ stand daneben und nickte. Seine Zähne bleckten wuchtig zwischen den hochgezogenen Lippen.
    »Ich bin Anstreicher«, sagte er mit seltsam hoher Stimme, die wie aus einem Keller kam. »Ich könnte auch wieder arbeiten, wenn man mir eine Chance gibt …«
    Am Abend waren Dr. Faßbender und das ›Pferdegesicht‹ von Station III verschwunden. Nach langen Diskussionen hatte Prof. Brosius sie den drei Herren der AA mitgegeben. Sie hatten eine Bürgschaft unterschreiben müssen, daß sie für alles aufkamen.
    »Was halten Sie davon, meine Herren?« fragte Prof. Brosius, als Dr. Faßbender und das ›Pferdegesicht‹ abgefahren waren. Die Oberärzte schwiegen. So direkte Fragen sind infam, man kann sich mit einer falschen Antwort das Wohlwollen des Chefs verscherzen. Das ist gleichbedeutend mit dem Ende einer ärztlichen Karriere. Prof. Brosius gab sich selbst die Antwort, er war viel zu sehr im Sog einer inneren Begeisterung. »Eine tolle Sache ist das, meine Herren! Daß wir als Psychiater danebenstehen müssen wie die Lehrjungen, es ist zum Jammern! Wissen Sie, was ich tue? Ich werde jeden Monat einen Vortrag der Herren von den Anonymen Alkoholikern zulassen! Wir müssen modern werden, meine Herren!«
    Die Oberärzte scharrten mit den Füßen. Brosius wird modern! Darauf mußte man einen trinken …
    Dr. Linden traf Karin von Putthausen wieder auf der Bank im Garten der Frauenabteilung. Sie schien auf ihn gewartet zu haben, denn sie winkte ihm zu, als er durch die Mauerpforte trat. Ihr wunderschönes Gesicht leuchtete, die langen blonden Haare hatte sie hochgesteckt. Fraulicher sieht sie aus, dachte Dr. Linden. Betörend und gefährlich. Er setzte sich neben sie auf die Bank und sah sie nachdenklich an.
    »Du warst vier Wochen nicht hier«, sagte sie, aber dabei lächelte sie, durchstrahlt von innerer Sonne.
    »Ich war auf einer Vortragsreise«, log Dr. Linden.
    »Macht nichts. Ich habe eine schöne Nachricht für dich … ich bekomme ein Kind. Von dir, mein Schatz! Von meinem Engel!« Sie lachte hell. Dr. Linden sah sich um. Am Haupthaus stand die Oberschwester im Gespräch mit einer Ärztin.
    »Wer weiß es?« fragte er.
    »Niemand! Wen geht das was an? Wenn wir heiraten …«
    »Ich bin verheiratet, das weißt du.«
    »Du wirst dich scheiden lassen! Oder glaubst du, ich gebe meinen Himmel her?« Sie legte den schmalen, rehhaften Kopf auf seine Schulter. »Ich weiß genau, wie es wird: Du holst mich hier heraus, du nimmst mich zu dir, wir heiraten, das Kind kommt zur Welt, und wenn wir ganz glücklich sind, betrinken wir uns. Du, ich bin ein Teufelchen, schon nach dem zweiten Glas …«
    Dr. Linden nickte zerstreut. Nun ist es doch geschehen, dachte er. Ein Zurück gibt es nicht mehr und keine Illusion, daß sich alles von selbst entwirren kann. Es muß gehandelt werden, und alles muß den Schein des Natürlichen haben.
    »Ich nehme dich in den nächsten Tagen mit, Liebes«, sagte er und stand auf. »Aber unter der Bedingung: kein Wort zu anderen.«
    »Ich schwöre es.«
    »Ich werde dich in meine Klinik verlegen lassen. Wundere dich also nicht, wenn man dich mit einem Krankenwagen abholt.«
    »Du hast eine eigene Klinik, mein Engel?«
    »Ja.«
    »Dort werden wir allein sein?« Ihr herrlicher Kopf bewegte sich hin und her. In die großen blauen Augen trat ein hektischer Glanz.
    »Was wirst du dort mit mir tun, mein Gott?«
    »Wir werden

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