Privileg Venusgeist
weh? Ich …«
Hannibal sprang fluchtartig aus Haifaras Reichweite, aber sein Grinsen war nicht zu übersehen. Seine Ratschläge und Vermutungen brachten uns fast zur Weißglut. Endlich tauchte Kenji Nishimura auf und preßte el Haifara eine Hochdruckspritze gegen den Oberarm.
Er schloß sofort die Augen. Das Stöhnen verstummte.
»Unterschenkelfraktur rechts, schwere Prellungen, hoffentlich keine inneren Verletzungen«, erklärte der Elektroniker und Programmlogist, der außerdem medizinische Kenntnisse besaß. »Hätte man das nicht verhindern können?«
»Ach, deshalb ließen sich die Beine so gut wickeln«, staunte Hannibal. »Großer, dazu sagte man früher ›rädern‹. Handlungen dieser Art sind eines GWA-Schattens unwürdig.«
Er hob beschwichtigend die Hände, als er meinen Blick bemerkte.
»Das konnte ich nicht ahnen, Major Utan«, schrie ich ihn an.
»Sicher, wer denkt schon daran. Wieso wollte er eigentlich mit dem Roboter Fußball spielen?«
Eine Antwort erübrigte sich. Auf einem Bildschirm der Internverbindung erschien Boris Petronkos Ungeheuer-Gesicht.
»Alpha-Meldung an Expeditionschef«, dröhnte seine Stimme durch den Rundgang. »Nachrichten vom HQ. Wo bleiben Sie denn?«
Mir fiel plötzlich wieder ein, warum wir die Aufenthaltsräume, Stationen und Betten verlassen hatten. Es war diese Meldung gewesen, die uns zu überhasteten Maßnahmen verleitet hatte.
Ich drehte mich um und prallte gegen einen anderen Roboter. Er war friedfertiger als sein bewaffneter Kollege, denn »mein« Automat war auf Hilfeleistungen jeder Art programmiert.
Ich zwängte mich an ihm vorbei und rannte weiter. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß die Maschine den narkotisierten Mathematiker mit Hilfe eines Antischwerkraftkissens anhob und etwa zehn Diagnostiksonden aus dem unförmigen Metallkörper ausfuhr.
Ehe el Haifara in unserer Bordklinik ankommen konnte, würde er vom Marsroboter schon untersucht worden sein.
Ich erreichte das offenstehende Panzerschott der Zentrale, schwang mich hindurch und schob einen im Wege stehenden Mann der Besatzung zur Seite.
Dr. Framus G. Allison, unser korpulentes Riesenbaby, schaute stirnrunzelnd auf eine bedruckte Kunststoffolie des Klartextschreibers.
Er gehörte nicht zum Inventar des alten Marsschiffes, sondern war von unseren Positronikern unter großen Schwierigkeiten mit dem Hyperdim-Dechiffriergerät verbunden worden.
Lobral saß im Pilotensitz und überprüfte die Schaltungen. Auf einem der ovalen Mars-Bildschirme war Dogendals Gesicht zu erkennen. Er hatte die vor einigen Minuten eingelaufene Meldung von der Funkzentrale aus auf den Klarsichtschreiber übermittelt.
Ich griff nach der Folie, doch Allison verbarg sie hinter seinem Rücken.
»Framus, ich möchte das sehen!« fuhr ich ihn an.
»Langsam, das hat noch etwas Zeit. Wohin soll der Schwere Kreuzer nach Meinung Ihrer GWA-Experten geflogen sein? Hinaus in den freien Raum zwischen den Sternen; zurück zum Eryyna-System?«
Er lächelte mich sarkastisch an. Den Streifen hielt er noch immer verborgen.
Ich war verführt, mit Hilfe meiner Psi-Kräfte in seinen Bewußtseinsinhalt vorzudringen und ihm die Nachricht zu entreißen; aber das wäre gegen unser Prinzip gewesen. Ich erkannte in dem Augenblick erneut, wie schwierig es für einen Mutanten war, seine Gaben nicht willkürlich einzusetzen. Hannibal und ich mußten uns ständig beobachten und selbst kontrollieren, oder es kam eines Tages so weit, daß wir nahezu automatenhaft das Gedankengut anderer Menschen zu durchforschen begannen.
»Das habe ich persönlich nie
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