Privileg Venusgeist
JUNITAG. Hier Captain Kojavic, Chef der Ortung. Werden von KASHAT-Kreuzer angegriffen, eigenes Energiegeschütz explodiert. Erwarten Angriff. Position wie gemeldet, Zweistunden-Orbit über Venus. Von dort keinerlei Reaktionen; keine Anrufe oder Hilfeleistung durch ein marsianisches Kommandogehirn. Kommandant eröffnet Raketenfeuer auf Schweren Kreuzer. Wir drehen mit Vollschub ab. Schwere Erschütterungen. Energieecho auf Marsanzeige. Wir …«
Die Männer im GWA-Hauptquartier sahen auf ihren Bildschirmen ein grelles Aufleuchten. Kojavics Stimme war verstummt.
Zwei Raumstationen meldeten eine heftige Energieentwicklung nahe der Venus.
Der grellweiße Gasball wurde kurz darauf mit den Teleskopen der Stationen gesichtet. Sein Standort war identisch mit der letzten Position des Plasmakreuzers TITANIC.
1.
Ahmid el Haifara war einer der drei Überlebenden des Mars-Beobachtungskommandos. Wir hatten ihn, Anne Burner und Sergeant Diego Corista kurz nach unserer Risikolandung in einem uralten Bunker gefunden. Später waren die Geretteten an Bord der »1418« gekommen.
Ein Wissenschaftler wie Dr. el Haifara hätte auf Grund seiner trüben Erfahrungen mit marsianischen Automaten wissen sollen, daß es zwecklos war, einen Kampfroboter zu treten.
Dr. el Haifara hatte einer typisch menschlichen Regung auch noch nach der Stelle gesucht, wo sich bei einem Erdgeborenen das Gesäß befindet.
Das war sein zweiter Fehler gewesen, denn ich hatte bisher keinen Marsroboter mit einem derart ausgebildeten Körperteil gesehen; allerdings war mir bekannt, daß man Kampfmaschinen dort eine Nebenschaltanlage für den korrekten Bewegungsablauf der Beine eingebaut hatte.
Jedenfalls hatte unser Mathematiker den rechten Fuß nach vorn und anschließend nach oben bewegt – und das mit beachtlicher Muskelenergie.
Ich war nur einen Meter hinter el Haifara durch den Laufgang gestürmt. Mein Bestreben, möglichst schnell in die Zentrale des Kreuzers zu kommen, war durch Haifaras plötzliche Verwandlung in einen geschoßartig nach hinten fliegenden Körper gebremst worden.
Zur Zeit war ich bemüht, mich aus dem Gliederdurcheinander herauszuwinden, mich gleichzeitig vor weiteren blauen Flecken abzuschirmen und außerdem meine strapazierten Trommelfelle zu schützen.
Alles zusammen gelang mir nicht. Mir blieb keine andere Wahl, als rohe Gewalt anzuwenden.
Unter meinen Griffen schrie el Haifara auf, aber ich kam wenigstens mit dem Oberkörper frei.
Der Roboter beobachtete uns interesselos. Schließlich wurde er jetzt nicht mehr getreten, und seine Programmierung verbot ihm, notleidende Menschen zu belästigen. Er durfte nicht einmal gesunde Menschen angreifen, es sei denn, sie waren im Begriff, einige seiner wertvollen Teile zu beschädigen.
Ich kam auf die Beine, hielt dem Tobenden die Füße fest und klemmte sie zusammen.
»Helfen Sie mir doch!« rief ich nach hinten.
Der Mathematiker tobte immer heftiger. Anscheinend waren auch seine Schienbeine getroffen worden, und mit denen kam ich zwangsläufig in Berührung.
Graham G. Maykoft eilte näher. Hannibal Othello Xerxes Utan hielt sich im Hintergrund und gab mir lautstarke Ratschläge!
Es war erstaunlich, was der Übereifer eines zur Zentrale strebenden Mannes anrichten konnte.
Zusammen mit Maykoft konnte ich el Haifara schließlich festhalten. Sein Schreien ging in lautes Stöhnen über.
»Ich wette, daß der Roboter mit allen vier Armen und beiden Füßen gleichzeitig ausgeschlagen hat«, meldete sich Hannibal. »Eh, Haifara, tut es irgendwo
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