Privileg Venusgeist
wollen, mit zwei Beibooten zu landen und das Geheimnis der auf Venus vermuteten Marsniederlassung zu ergründen.
Kojavic hatte nie daran geglaubt, daß es in der weit unter ihm liegenden Sandsturmhölle eine marsianische Stadt vom Range Zontas oder gar Topthars geben sollte.
Jetzt glaubte er es! Der soghmolische Kommandant des Schweren Kreuzers schien ebenfalls gewisse Informationen zu besitzen, oder er hätte es nicht gewagt, mit seinem Beuteschiff noch tiefer in das irdische Sonnensystem vorzustoßen.
Selbst die Geheime-Wissenschaftliche-Abwehr hatte angenommen, der KASHAT-Riese befände sich auf dem Rückflug zum Eryyna-System, in dem der Planet Soghmol den vierten Platz unter den kreisenden Welten einnahm.
Kojavic starrte wie betäubt auf die Trümmer, die ihm eine noch funktionierende Fernbildkamera übermittelte.
Die ausfahrbare Geschützkuppel war mitsamt der hydraulischen Hebevorrichtung aus dem Zellenverband der Kommandokugel herausgerissen worden.
Das Marsgeschütz glühte hellrot; der nebenan installierte Prallschockdämpfer spie dunkle Qualmwolken aus.
Von der achtköpfigen Aktivbesatzung lebte niemand mehr. Es mußte aber größere Verluste gegeben haben, denn aus den unmittelbar angrenzenden Abteilungen meldete sich niemand mehr.
Kojavic tastete nach dem biegsamen Arm seines Übermittlungsmikrophons. Plötzlich vernahm er eine Stimme, die er erst nach einigen Augenblicken identifizieren konnte.
Es war Captain Leo Lovotch, »LL« genannt. Er hatte die Bordwaffen zu bedienen.
»Feuerleitzentrale«, krächzte es aus dem Lautsprecher. »An Kommandant: Totalausfall der SA-Kuppel, keine Lebenszeichen mehr. Alle Meßwerte in Nullstellung. Verdammt, habe ich nicht immer gesagt, daß man ein Raumschiff nicht nach einem Unglücksdampfer der Seefahrtsgeschichte benennen soll! Das muß ja …«
Lovotch wurde unterbrochen. Kojavic erblickte das Gesicht des Kommandanten und die Hauptzentrale auf den Bildschirmen. Wenn der Marskreuzer jetzt nicht schoß, konnte man die Schäden vielleicht noch beheben und einigermaßen sicher nach Hause kommen.
Kojavic ahnte jedoch instinktiv, daß die menschenähnlichen Intelligenzwesen aus den Tiefen des Raumes sie nicht schonen würden. Die harte, gezielte Abwehr durch irdische Truppen und Sonderkommandos mußte sie kompromißlos gestimmt haben. Gnade hatten sie ohnehin nie gekannt.
»… sollten Ihren Aberglauben für sich behalten!« hörte er Pirrom schreien. Er vernahm die Worte wie im Traum.
Niemand außer ihm sah die größer werdenden Konturen des KASHAT-Riesen. Er wurde bereits von der Außenbordoptik erfaßt und gestochen scharf auf die Bildschirme gebannt. Die Entfernung zwischen den beiden Schiffen mußte infolgedessen auf unter dreihunderttausend Kilometer abgesunken sein.
»… endlich abwehren«, verlangte Pirrom. »Etwas wird doch wohl noch funktionieren. Feuer!«
Kojavic mußte unwillkürlich lachen. Er erschrak über sich selbst. Seine Finger schalteten automatenhaft.
Schräg über ihm leuchteten die Kontrollen des marsianischen Hyperdimsenders auf. Im Gegensatz zur Energiekanone arbeitete er ausgezeichnet und konnte auch beherrscht werden.
Andere Geräte dieses Typs standen auf dem Mond und im Hauptquartier der GWA. Die Entfernungen innerhalb des Sonnensystems waren für funktechnische Erzeugnisse dieser Art bedeutungslos.
Als Kojavic das Gesicht eines Uniformierten erblickte, sprach er schnell und akzentuiert. Er ahnte, daß er nicht mehr viel Zeit hatte.
»Venuskreuzer TITANIC, JUNITAG –
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