Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
verwandelt Ressourcen in ein Ergebnis, das dann am besten sinnvoll, schön, nützlich und innovativ ist und dessen Herstellung bei bester Teamarbeit und im verabredeten Kostenrahmen gelingt. Dazu muss sie, wie gesagt, ein guter Kenner aller Teilintelligenzen und deren Arete sein und die Professionalitätsstufen der anderen Beteiligten verstehen.
Ein Regisseur muss nicht nur die Kameraführung gut verstehen, sondern auch die Probleme und Abläufe des Berufes kennen. Ein Softwareprojektleiter muss nicht selbst exzellent programmieren können, aber er muss wissen, was gut programmiert ist (»Kenner«) und wie Programmierer jeder Professionalitätsstufe im Allgemeinen arbeiten. Der Professional muss wissen, wie alles und jeder Einzelne »tickt«. Und nun muss er alle vorhandenen Kräfte zusammenbringen, durch Coaching und Begeisterung stärken und am besten vergrößern, immer wieder zeigen, wie das Gesamtergebnis aussehen soll und es schließlich genau dorthin führen.
Dazu ist es wohl unerlässlich, dass eine Keystone-Persönlichkeit in einer Teildisziplin selbst Experte ist. Sie muss wissen, was es bedeutet, von anderen meisterhafte Resultate zu verlangen. Sie darf ja nicht alles durch Überforderung verderben.
Diese übergreifende Professionelle Intelligenz haben nur wenige. Deshalb suchen Unternehmen verzweifelt nach Leuten, die über den Tellerrand schauen, die zu verschiedenen Sichten fähig sind, die aus irgendwelchen Ressourcen immer noch etwas zu zaubern vermögen – so wie ein Sternekoch jeden beliebigen halb vollen Kühlschrank öffnet und aus dem Vorhandenen ein De-luxe-Resteessen zelebriert.
Wenn Verantwortliche zu viel jammern, sie bekämen zu wenig Etat, zu schlechte Leute, zu wenig Rückhalt im oberen Management und kaum Anerkennung für ihre Arbeit, dann sind sie meist keine Keystone-Persönlichkeiten mit hohem PQ, sie sind kein Zentrum des Gelingens. Helden weinen nicht.
Professionalitätstypen und der professionelle Charakter
Die Professionelle Intelligenz dient dem Gelingen. Der Professional ist radikal konstruktiv und um ein möglichst großes Ganzes bemüht.
Um welches Ganze? Das hängt von unserem »Professionalitätstyp« ab. Jeder von uns hat einen Charakter, jeder von uns stellt eine bestimmte Persönlichkeit dar.
Wir sind in den Teilintelligenzen verschieden. Manche sind kreativ, andere willensstark. Manche Teilintelligenzen sind in einen Charakter nur schwer zu integrieren, zum Beispiel die normale Intelligenz der Ordnung und die kreative Intelligenz.
Es gibt Berufe, die sich mit ganz verschiedenen professionellen Charakteren erfolgreich ausüben lassen. So gibt es sehr intelligente, hoch kompetente, strenge Lehrer, die Schülern viel Stoff beibringen. Es gibt andere, die es schaffen, in Schülern Wissensdurst und Begeisterung zu erzeugen, sodass sie sich die entsprechenden Schulfächer quasi zum Hobby zu machen. Es gibt wieder andere, bei denen Schule einfach Spaß macht.
Es gibt sehr wissenschaftliche Ärzte, die unser Vertrauen in ihre Kompetenz haben. Es gibt andere, die unsere Seele verstehen und zu denen wir gehen, um unser Herz auszuschütten.
Professionals können also mit verschiedenen Charakterhaltungen den gleichen Beruf erfolgreich gestalten. Das liegt oft an den »Kunden«. Schüler oder Patienten sind ja wieder jeweils eigene Persönlichkeiten. Manche Schüler schätzen klare Ansagen darüber, was sie tun sollen, andere erwarten Spaß, wieder andere wollen viel wissen. Manche Patienten wollen die beste Behandlung, andere die beste seelische Betreuung. Im Grunde muss dann die Zuordnung stimmen. Ein Professional sollte also darauf achten, dass er für Kunden arbeitet, die seinen Professionalitätscharakter zu schätzen wissen.
Natürlich muss ein Professional auch oft in Situationen gut arbeiten, in denen ihm gewisse Eigenschaften fehlen. Ich zum Beispiel bin Anfänger in energischem Auftreten. Ich kann mit dem energischen Auftreten anderer ganz gut umgehen, weil ich mit meiner Mutter viel üben konnte. Aber auch eben deshalb habe ich mich nie bemüht, die Stärken meiner Mutter zu übernehmen. Sie benutzte ihre Stärken mir gegenüber, sie hat nie daran gedacht, sie mir weiterzugeben. Wenn es also »energisch zugeht«, fühle ich mich verloren und hilflos. Ich bin sehr böse auf andere, die mich in die missliche Lage gebracht haben, kämpfen zu müssen. Ich gehe dann in den Kampf und fühle mich kläglich. Als Manager weiß ich um diese Problematik und habe in meiner
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