Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Abteilung immer jemanden, der so etwas gut kann und gerne tut. So versuche ich, die Fähigkeiten, die ich nicht habe, in meinem Umfeld zur Verfügung zu haben. Ich muss dann natürlich mit solchen starken Persönlichkeiten im Team intern gut auskommen können. Das aber habe ich – wie gesagt – bei meiner Mutter geübt.
In diesem Sinne sollte ein Professional bewusst mit der Art seines Charakters umgehen. Er muss seine Stärken und Schwächen kennen und wissen, wie er mit ihnen umgeht. Bitte sehen Sie das nicht so trivial wie »Stärken stärken«. Ein Controller muss ja nicht nur noch genauer und strenger werden, was soll das? Es ist auch nicht so einfach wie »Schwächen beseitigen«. Ich bin mehr auf der kreativen Seite und sollte vielleicht nicht versuchen, strukturierter oder prozessorientierter vorzugehen. Es kann sein, dass das Beseitigen von Schwächen die Stärken vermindert, oder? Und manche Schwächen lassen sich eben einfach beseitigen, wenn man andere zur Hilfe um sich hat.
Auch eine Keystone-Persönlichkeit muss nicht alles selbst können, sondern nur alles zum Gelingen bringen. Sie soll sich allerdings aktiv mit dem eigenen Charakter und seinen Möglichkeiten auseinandersetzen. »Erkenne dich selbst!« Sie muss versuchen, alle Eigenschaften bestmöglich zu einem Ganzen zu integrieren.
So selbstverständlich das ist, was ich jetzt schreibe, so wenig wird es betrieben! In der Schule sollen wir alle still sitzen und gleich sein! In der Armee sowieso! An der Uni auch, aber wieder anders gleich! Und dann will der Chef ebenfalls, dass wir alle in Linie antreten. Insbesondere werden die Leistungen für alle Mitarbeiter immer gleich gemessen: »Schließe XY Verträge ab, gewinne AB Neukunden, lege die und die Prüfungen erfolgreich ab.« Die Bildung eines eigenen Charakters steht nie wirklich im Zentrum unserer Oberen.
Das liegt teilweise daran, dass wir eben gewohnt sind, Menschen nur nach Intelligenz zu ordnen und für jede Intelligenzstufe ein dort scheinbar erforderliches Gleichsein zu definieren, das für die Prüfungen als Norm dient. Wenn man allgemein ernst nähme, dass wir alle ganz verschiedene Spektren von Teilintelligenzen haben, dass wir alle unterschiedlich begabt sind – dann würde man uns individueller bilden! Und wenn wir die Teil-xQs der Teilintelligenzen in Tests messen würden, dann würden wir klar sehen, was der gesunde Menschenverstand schon immer wusste. Der gilt heute leider nicht so viel, man muss alles durch Messungen belegen, auch das, was man glasklar vor sich sieht. Und was sieht man? Schauen wir auf die Bildungssysteme.
Das Bildungssystem und die Nichtachtung des Individuums
Wie die industrialisierte Logistik der Bildung den Einzelnen einengt
Unser Bildungssystem ist auf Frontalunterricht ausgerichtet. Immer steht jemand vorne und erklärt vielen anderen einen Sachverhalt, er macht eine Ansage, vermittelt eine »Message« oder er präsentiert.
• Erzieherinnen passen auf Kindergruppen auf.
• Lehrer monologisieren im Frontalunterricht oder beschäftigen alle unter ihrer Aufsicht: »Malt jetzt alle ein Stillleben!« – »Arbeitet in Gruppen, während ich die Zeitung lese.«
• Universitätsprofessoren dozieren in großen Hörsälen, am besten vertreten durch ihre Assistenten.
• Manager reden in Meetings zu den versammelten Mitarbeitern.
• Topmanager stehen vor ihren Mitarbeitern meist nur auf einer Bühne.
• Das Internet wird die größte Bühne!
Der naheliegende Grundsatz dahinter lautet: Die Zeit des Erziehers oder des Vorgesetzten ist eine knappe Ressource, die es effizient einzusetzen gilt. Ich behaupte das ziemlich pauschal, ich will damit nicht sagen, dass es immer so ist, dass alle falsch handeln und dass es keine fruchtbare Gruppenarbeit in der Schule gibt. Aber es ist »üblich«, wie ich es schreibe, und keineswegs schlecht angesehen oder gar unerwünscht.
Ein zweites wichtiges Prinzip ist die genaue Beschreibung des gewünschten Endzustandes einer Ausbildung. »Was Sie nach dieser Lektion wissen sollten: …« Die Erreichung des Endzustandes wird in der Regel durch eine Prüfung oder eine Revision von Daten, Punkten oder Geschäftszahlen festgestellt. Die Logistik verlangt, dass alle Schüler oder Mitarbeiter synchron verbessert werden, sie müssen alle Stufen gemeinsam gehen. Wer eine Stufe nicht meistert, wird eben zurückgestuft und wiederholt eine Phase. Die Prüfungen sind für alle gleich.
Diese ehernen allgemeinen Prinzipien der
Weitere Kostenlose Bücher