Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Kennerschaft.
Stufen der Exzellenz:
1. »Noch nie davon gehört!« (noch nicht bewusst damit in Berührung gekommen, »unaware«)
2. »Schon davon gehört!« (dessen gewahr geworden, »aware«)
3. »Ich weiß einiges darüber und finde es wichtig.« (Grundkenntnisse, »Knowledge«)
4. »Ich wende es in Grundzügen mit Erfolg an.« (Grundfertigkeit des Gesellen, »Skill«)
5. »Ich bin Experte und wende es professionell an. Alles klappt.« (Meisterschaft, »Mastery«)
6. »Ich bin ein Guru oder Maßgebender auf dem Gebiet, ich verbreite die Lehre und erweitere sie. Ich zeige die Erfolge.« (führender Experte, »World-Class«)
Kennerstufen:
1. »Noch nie davon gehört!« (noch nicht bewusst damit in Berührung gekommen)
2. »Schon davon gehört!« (dessen gewahr geworden)
3. »Ich weiß einiges darüber und verstehe, was gut ist.« (Grundkenntnisse)
4. »Ich kenne mich gut aus.« (gutes Gefühl und Verständnis)
5. »Ich kenne mich sehr genau in allen Feinheiten aus.« (Kennertum)
6. »Ich bin ein Guru für die Arete auf diesem Gebiet und setze durch mein feines Urteil neue Trends. Ich rege die Meister auf dem Gebiet an, über sich hinauszuwachsen.« (maßgebender Kritiker)
Darf ich mich an ein Assessment wagen, also an eine Beurteilung, wie weit unser Bildungssystem uns trägt? Bei den unter IQ verzeichneten Gebieten kommen wir normalerweise als Kenner und Anwender auf Stufe 4 (»Geselle«), einige bringen es im Zuge der Leistungskurse schon in die Nähe der Meisterschaft.
Bei der Ausbildung der anderen Teilintelligenzen ist das ganze System von sich aus eigentlich mit dem Erreichen der Stufen 3 bis 4 (zwischen Bescheidwissen und Geselle) zufrieden. Einzelne bringen es zum Teil beträchtlich weiter, wenn sie an Wettbewerben teilnehmen, sich im Sport engagieren, ein Musikinstrument beherrschen oder ehrenamtlich in Organisationen (etwa Kirche, Umweltschutz, Flüchtlingshilfe) mitarbeiten.
Das Professionelle ist kaum Gegenstand der Bildung, bestenfalls weiß man darüber Bescheid (Stufe 3).
Zusammengefasst: In unserem Bildungssystem schaffen es wenige in einigen Fächern in die Meisternähe. Bei der Bildung der nicht klassischen Teilintelligenzen kommen wir nicht weit über die Lehrlingsstufe hinaus, wenn wir uns nicht selbst entflammen oder durch unsere Eltern, unsere Vereine oder Institutionen gefördert werden. Das Bildungssystem ist durch die logistischen Beschränkungen gefesselt.
In der letzten Zeit optimiert sich das Bildungssystem noch stärker. Das Abiturwissen wird nun in acht Jahren statt früher neun vermittelt. Dazu drängt man es qualvoll zusammen, sodass die Schüler fast nur von Prüfung zu Prüfung gestresst werden. Die Bologna-Reform hat durch die Einführung der stark verschulten Bachelor-Studiengänge denselben Effekt. »Man weiß von allem etwas, von nichts wirklich Bescheid!«, so lautet die einhellige Kritik. Das Wort »verschult« wird dabei dem Sinn nach genau wie »logistisch effizient« gebraucht.
Die Tendenz: Zum Zeitpunkt des Abiturs oder des Bachelorabschlusses haben die meisten Schüler oder Studenten in den behandelten Fächern knapp den Status eines passablen »Gesellen«, der ohne Anleitung kaum selbstständig arbeiten kann. Das System der schriftlichen Prüfungen vergibt das Prädikat »bestanden« ja oft schon, wenn die Hälfte der möglichen Klausurpunktzahl erreicht wurde. Das heißt: Der Absolvent kann einiges, aber das Schwierige muss noch unter Anleitung eines Meisters lange Zeit weiter gelernt werden.
Erinnern Sie sich noch an meine Erfahrung mit dem Flugsimulator der Boeing 777? Ich konnte die Maschine einmal bei schönstem Wetter und extrem langer Landebahn aufsetzen, aber für alles andere müsste ich lange bis sehr lange üben. In diesem Sinne vermittelt uns unser Bildungssystem oft nur so etwas wie »eine halbe Stunde Flugsimulator«, und gleich darauf sollen wir der Pilot unseres Lebens sein.
»Erkenne dich selbst!« – die Stunde der Wahrheit beim Bewerben
Nach einem Bildungsabschluss kommt die Zeit des Broterwerbs. Unser Bildungssystem wagt kaum je den Blick in diese Zukunft. Manchmal wird gerade noch ein bisschen getestet und beraten, welcher Beruf für wen infrage kommen könnte. Die Erzählungen von solchen Beratungen sind durchweg sehr ernüchternd. »Ah, Sie wissen schon, dass Sie Erdkundelehrer werden wollen? Sicher? Toll, dann habe ich ja diese Beratung schon erfolgreich gemeistert. Schön, das war’s dann, auf Wiedersehen, der Nächste
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