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Professor Bingos Schnupfpulver

Professor Bingos Schnupfpulver

Titel: Professor Bingos Schnupfpulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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und noch nicht abgebrüht.
    »Es rührt sich nichts, aber Musik spielt«, sagte er zu seinem Kollegen, während er sich durch das Wagenfenster lehnte.
    Der Fahrer hörte zu, was aus dem Lautsprecher drang, dann stieg er aus. »Du übernimmst diese Seite«, sagte er und zeigte mit dem Daumen nach Süden. »Ich versuch's beim Nachbarhaus auf der anderen. Vielleicht haben die Anwohner etwas gehört.«
    »Viel kann's nicht gewesen sein, sonst würden sie uns schon über die Schulter schauen«, sagte der erste Polizist.
    »Wir fragen trotzdem.«
    Ein schon etwas älterer Mann lockerte mit einer einzinkigen Gartenhacke die Erde um die Rosenbüsche hinter dem Nachbarhaus südlich des Pettigrew-Anwesens. Der junge Polizist fragte ihn, ob er wisse, warum die Polizei zum Haus nebenan gerufen worden sei. Er wußte nichts. Ob er Leute aus dem Haus habe gehen sehen? Nein, er hatte niemand herauskommen sehen. Ein Auto besäße Pettigrew nicht. Sein Mieter schon, aber die Garage war verschlossen. Man konnte das Vorhängeschloß sehen. Was das für Leute seien? Nun, ganz normale. Fielen niemandem zur Last. Laute Musik aus dem Radio in letzter Zeit? Wie jetzt zum Beispiel? Der alte Mann schüttelte den Kopf. Er fand das nicht laut. Vorher sei es lauter gewesen. Wann das Radio leiser gestellt worden sei? Er wußte es nicht. Um so etwas kümmere er sich nicht. Vielleicht vor einer Stunde, einer halben. Hier ist gar nichts vorgefallen, Officer. Hab den ganzen Vormittag im Garten gearbeitet. Aber jemand hat bei der Polizei angerufen, sagte der Polizist. Muß falscher Alarm gewesen sein, meinte der Alte. Ob noch jemand im Hause sei? In seinem Haus? Der alte Mann schüttelte den Kopf. Nein, zur Zeit niemand. Die Frau sei beim Friseur. Läßt sich das violette Zeug ins Haar sprühen, das man heutzutage zum Tönen von weißem Haar benützt. Er lachte meckernd. Der junge Polizist hatte nicht für möglich gehalten, daß der Alte auch lachen könnte, der sich so wortkarg und wenig hilfsbereit zeigte, während er in der Erde unter seinen Rosen herumstocherte.
    Jenseits des Pettigrew-Hauses, wohin der Fahrer des Streifenwagens gegangen war, öffnete niemand die Tür des Nachbargebäudes. Der Polizist ging hinter das Haus und entdeckte ein Kind unbestimmbaren Alters und Geschlechts, das versuchte, die Stäbe seines Laufstalles aus dem Rahmen zu treten. Dem Kind hätte die Nase geputzt gehört, aber es schien sich in diesem Zustand durchaus wohlzufühlen. Der Polizist polterte an der Hintertür und bekam Gesellschaft in Form einer ungepflegt aussehenden Vettel mit strähnigem Haar. Als sie die Tür öffnete, schlugen ihm die verkitschten Klänge einer Operette aus der Küche entgegen, und der Polizist konnte feststellen, daß die Frau der Musik ebensoviel Aufmerksamkeit schenkte wie eine Abteilung Pioniere ihrer Tätigkeit, die ein Minenfeld zu räumen hatte.
    Gar nichts hätte sie gehört, schrie sie ihm in dem kurzen Intervall zwischen einem Duett zu. Sie hätte keine Zeit, sich darum zu kümmern, was draußen passiere. Ob die Nachbarn ein Radio besäßen? Ja, sie glaube, sie hätten eins. Schon möglich, daß sie es manchmal spielen gehört habe. Ob sie das Ding etwas leiser drehen könne, fragte der Polizist mit einem bösen Blick auf das Tischgerät neben der Küchenspüle. Können schon, sagte sie, nur nicht mögen.
    Wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein dünnes Mädchen mit schwarzem Haar, genau so strähnig wie das seiner Mutter, blieb fünfzehn Zentimeter vor dem Bauch des Polizisten stehen und starrte an seiner Hemdbrust entlang zu seinem Gesicht hinauf. Er wich etwas zurück, aber der Balg ließ sich nicht abhängen.
    Er entschloß sich, eine Minute verstreichen zu lassen und dann massiv zu werden. Also nichts gehört, wie? brüllte er die Frau an. Sie hob die Hand, Schweigen gebietend, hörte dem seichten Dialog aus dem Radio zu und schüttelte dann den Kopf. Sie begann die Tür zu schließen, noch während er in der Öffnung stand. Das kleine Mädchen tat mit einer zielsicher nach ihm geworfenen matschigen Himbeere ein übriges, seinen Rückzug zu beschleunigen.
    Sein Gesicht brannte ein wenig, als er am Wagen mit dem anderen Polizisten zusammentraf. Beide blickten sie über die Straße, dann sahen sie sich an und zuckten die Achseln. Der Fahrer ging um das Heck des Wagens auf seine Seite, in der Absicht einzusteigen, änderte aber seine Meinung und kehrte um und ging den Weg zur Veranda von Pettigrews Haus hinauf. Er horchte auf

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