Professor Bingos Schnupfpulver
Telefonnummer auf der Karte. Gladstone 7-4963. Er steckte ein Fünf-Cent-Stück in den Schlitz und begann zu wählen. Erst hörte er kein Rufzeichen, dann ein sehr hohes Pfeifen, ein Klicken und das Klappern der Münze, die in die Geldrückgabeöffnung fiel. Dann schaltete sich die Auskunft ein, und eine Stimme fragte: »Welche Nummer haben Sie gewählt?«
Joe Pettigrew nannte sie der Frau. Die sagte: »Einen Moment, bitte.« Es folgte eine Pause. Joe Pettigrew blickte unablässig durch die Glasscheibe der Telefonzellentür. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis jemand die Tür öffnete oder die ungewöhnliche Stellung des Telefonhörers bemerkte, der in Kopfhöhe und am Ohr eines nicht vorhandenen Fernsprechteilnehmers in der Luft schwebte. Denn anders konnte es nicht sein. Kaum wahrscheinlich, daß sämtliche Fernsprechinstallationen verschwanden, weil er einen der Apparate benützte.
Die Dame von der Auskunft meldete sich wieder. »Bedauere, aber diese Nummer gibt es nicht.«
»Muß es aber geben«, entgegnete Joe Pettigrew heftig und wiederholte die Nummer. Die Frau wiederholte nun ihrerseits ihre bereits geäußerte Feststellung und fügte dieser hinzu: »Einen Moment noch, bitte, ich gebe Ihnen die Aufsicht.« In der Kabine war es heiß, und Joe Pettigrew begann zu schwitzen. Die Aufsicht meldete sich, hörte sein Begehr, ging aus der Leitung und kam wieder.
»Bedaure, Sir. Kein Anschluß unter dieser Nummer.«
Joe Pettigrew verließ die Zelle gerade noch rechtzeitig, um den Zusammenstoß mit einer Frau zu vermeiden, die ein Einkaufsnetz trug und es anscheinend sehr eilig hatte. Im letzten Augenblick konnte er sich um sie herum ins Freie winden. Er machte, daß er weiterkam.
Vielleicht eine Geheimnummer. Darauf hätte er schon früher kommen können. Bedachte man die Art von Professor Bingos Geschäften, dann kam nur eine Geheimnummer in Frage. Joe Pettigrew blieb unvermittelt stehen, und jemand trat ihm auf den Absatz. Er sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite.
Nein, das war doch albern. Er hatte die Nummer ganz richtig gewählt. Und selbst wenn es eine Geheimnummer war, hätte er Anschluß bekommen müssen. Und die Auskunft hätte ihm sagen müssen, es noch einmal zu versuchen, da er ja die Nummer kannte und diese stimmte. Daß es anders gekommen war, konnte nur eines bedeuten: Bingo hatte kein Telefon.
»Na schön«, sagte Joe Pettigrew. »Na schön, Bingo. Vielleicht schaue ich bei dir vorbei und sag's dir. Vielleicht brauche ich gar kein Geld. Ein Mann in deinem Alter sollte klüger sein, statt sich eine falsche Telefonnummer auf seine Geschäftskarte drucken zu lassen. Wie kannst du erwarten, deine Ware zu verkaufen, wenn kein Kunde mit dir sprechen kann?«
Er sagte dies alles in Gedanken. Dann fiel ihm ein, daß er Professor Bingo vielleicht unrecht tat. Der Professor hatte den Eindruck eines ziemlich gewieften Mannes gemacht. Für das, was er tat, würde er einen Grund haben. Joe Pettigrew holte die Karte heraus und blickte sie wieder an. 311 Blankey Building in der North Wilcox Avenue. Vom Blankey Building hatte Joe Pettigrew nie etwas gehört, aber das brauchte nichts zu bedeuten. Jede Großstadt ist voll von Rattenlöchern, wie dieses eins zu sein schien. Bis zu dem Gebäude würden es nicht mehr als achthundert Meter sein. Und auf der Wilcox Avenue gab es ohnehin nicht sehr viele Bürogebäude.
Er ging nach Süden. Nach der Hausnummer zu schließen, mußte das Gebäude auf der östlichen Straßenseite liegen. Er hätte die Telefonauskunft bitten sollen, die Anschrift zu überprüfen, nachdem die Frau den Namen des Fernsprechteilnehmers in ihrem Verzeichnis nicht gefunden hatte. Vielleicht hätte sie ihm die Auskunft gegeben, vielleicht auch nicht.
Er fand den Block, in dem sich das Gebäude befinden mußte, ohne große Schwierigkeiten, das Haus mit der richtigen Nummer zu finden war dagegen nicht so einfach. Er löste dieses Problem auf dem Umweg über die Methode der Auslese. Es hieß allerdings nicht Blankey Building. Er las noch einmal, was auf der Geschäftskarte stand, um ganz sicher zu gehen. Nein, er hatte sich nicht geirrt. Die Adresse stimmte, nur war es kein Bürohaus. Auch kein Wohngebäude oder ein Geschäft.
Professor Bingo hatte schon einen recht absonderlichen Sinn für Humor. Seine angegebene Geschäftsadresse war, wie sich herausstellte, das Polizeirevier von Hollywood.
8
Außer den Leuten von der Spurensicherung, den Fotografen und einem Mann, der
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