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Professor Bingos Schnupfpulver

Professor Bingos Schnupfpulver

Titel: Professor Bingos Schnupfpulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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eine Zeichnung vom Tatort anfertigte, einschließlich der Verteilung der Möbel, der Fenster und anderer Gegenstände, waren ein Lieutenant von der Kriminalpolizei und ein Sergeant anwesend.
    Die beiden sahen etwas legerer angezogen aus, als man gemeinhin von Polizisten in Zivil erwartete, da sie zur Außenstelle Hollywood gehörten. Der eine trug den offenen Kragen seines Sporthemdes über dem Kragen seines karierten Jacketts. Darüber hinaus war er in himmelblaue Hosen gekleidet, und seine Schuhe hatten große verchromte Schnallen. Seine karierten Socken schimmerten hell in der Dunkelheit der Kammer unter der Treppe, zwischen dem Schlafzimmer und dem Bad.
    Der Teppich in der Kammer war zusammengerollt worden. Darunter war eine Falltür mit einem eingelassenen Eisenring zum Vorschein gekommen. Der Mann mit den blauen Hosen – es war der Sergeant, obwohl er älter aussah als der Lieutenant – zog an dem Ring und lehnte die Klappe der Falltür gegen die Rückwand der Kammer. Durch die Kellerfenster in den Grundmauern des Hauses fiel fahles Licht in den Raum unten. Eine Leiter aus rohem Holz lehnte an der Betonwand des Kellers. Der Sergeant, dessen Name Rehder war, stellte die Leiter zurecht und stieg so weit hinunter, daß er sehen konnte, was sich unten befand.
    »Großer Raum«, sagte er nach oben. »Früher muß hier eine Treppe hinuntergeführt haben, bevor Fußbodenbretter über die Öffnung gelegt wurden, um die Kammer darüber zu bauen. Die Falltür hat man angelegt, um an die Gas-, Wasser- und Abflußrohre herankommen zu können. Halten Sie es der Mühe wert, in die Koffer zu schauen?«
    Der Lieutenant war ein gutaussehender, großer Mann mit der Konstitution eines Prellbocks. Er hatte dunkelbraune Augen, die sehr melancholisch dreinblicken konnten. Sein Name war Waldman. Er nickte schwach.
    »Das hier ist der untere Teil der Etagenheizung im Erdgeschoß«, sagte Rehder. Er streckte den Arm aus und schlug dagegen. Der Schlag gegen das Eisenblech tönte hohl von unten herauf. »Es gibt nur diese eine Heizung. Die hat man von oben eingebaut. Hat schon jemand in den Warmluftschächten nachgesehen?«
    »Ja«, sagte Waldman. »Groß genug sind sie zwar, aber drei davon sind zugenagelt und übermalt. Der im hinteren Teil des Hauses ist offen, aber da hängt der Gasometer drin. Daran kommt niemand vorbei.«
    Rehder kam die Leiter herauf und schloß die Falltür. »Der Teppich hier«, sagte er, »läßt sich ziemlich schwer wieder an seinen Platz legen, ohne daß Falten zurückbleiben.«
    Er wischte sich die staubigen Hände an dem Teppich ab, und sie verließen die Kammer und schlossen die Tür. Sie gingen in das Wohnzimmer und beobachteten die Spurensicherer bei der Arbeit.
    »Von Fingerabdrücken brauchen wir nicht viel zu erhoffen«, sagte der Lieutenant und strich mit dem Finger über das glattrasierte Kinn. »Es sei denn, wir finden einen auf einer glatten Oberfläche. Oder etwa an einer Tür oder einem Fenster. Selbst das dürfte nicht allzu aufschlußreich sein. Es ist schließlich sein Haus.«
    »Ich möchte wirklich gern wissen, wer angerufen und den Schuß gemeldet hat«, sagte Rehder.
    »Pettigrew. Wer den sonst?« Waldman rieb weiter sein Kinn. Seine Augen blickten traurig und müde. »Ich glaube nicht an Selbstmord. Ich habe schon genug Selbstmörder gesehen, aber noch keinen, der sich aus einer Entfernung von nicht weniger als einem halben Meter, eher mehr, durch das Herz geschossen hätte.«
    Rehder nickte. Er blickte auf die Öffnungen der Wandheizung. Die eine vergitterte Öffnung, aus der die Heißluft strömte, lag dicht über dem Fußboden, die andere befand sich weiter oben in der Wand.
    »Aber gehen wir mal davon aus, daß es doch Selbstmord gewesen sein könnte«, fuhr Waldman fort. »Alle Eingänge ins Haus waren verschlossen, alle bis auf das Fenster, durch das die beiden Streifenpolizisten eingestiegen sind, und einer von ihnen blieb daneben stehen, bis wir kamen. Die Tür ist nicht nur versperrt, sondern ein Riegel, der zusätzlich zum Schloß vorhanden ist, ist vorgeschoben. Alle Fenster sind verriegelt, und die einzige andere Tür, die zum Frühstückszimmer im anderen Teil des Hauses führt, hat ein Schnappschloß auf der Innenseite, das vom Frühstückszimmer aus nicht geöffnet werden kann, und ein Schnappschloß auf der anderen Seite, das von innen nicht geöffnet werden kann. Diese Umstände beweisen, daß Pettigrew keinen Zugang zu diesen Räumen gehabt haben kann, als der Schuß

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