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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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mitnehmen.
    Ich weiß, sagte Frau Kutzenbacher, aber das macht nichts. Ich nehme immer mehr mit. Die eine Kiste ist eine antike Kapitänskiste, original ve r picht, und diese Säcke sind echte Seesäcke aus dem vorigen Jahrtausend, Mitte letztes Jahrhundert. Ich hab da schöne Sachen drin, ein altes Traw l netz von einem kaputten Spieldampfer, ‘ ne alte Schiffslaterne und dann natürlich Farben, Pinsel, Leinwände. Ich hab doch die antike Malkunst wi e der ausgegraben. Ende voriges Jahrtausend. Und dann hab ich so eine alte Musikmaschine und einen Stapel solcher schwarzer Scheiben, aus denen sie Musik hervorkratzt. Ich meine, wenn Kutzenbacher schon in See sticht, muß es mit Stilgefühl geschehen.
    Ich sagte schüchtern, bloß fürchte ich, »Totalmobil 01« hat einen and e ren Stil.
    Da haben wir die Gegensätze, das ist doch reizvoll. Aber wo bleibt das Ding? Sind wir am falschen Kai?
    Es tauchte dann zu Fuß und ohne Koffer der gute Doktor Klimm auf. Hab ich mich etwa in der Zeit geirrt, ich habe meine Sachen schon im Totalm o bil, es müßte doch längst hier sein, oh, Herr Professor, in dem dünnen Leinenanzug und barfuß, ist das nicht leichtsinnig, nehmen Sie meinen Schal.
    Ich hab ein Shirt untergezogen, sagte ich.
    Klimms Blick fiel auf den großen runden Stempel der Gesellschaft, aber er sagte nichts. Er wähnte sich wahrscheinlich würdiger aufgemacht, er trug gräuliches Strampelzeug, von Zeh bis Kinn gestrickt und unzerreißbar, mit Taschen und Ziehverschlüssen übersät.
    Klimm zog eine Tablettendose. Nehmen Sie einen Vitalisator, Herr Profe s sor.
    Ich dankte.
    Er nahm zwei und kaute sie sehr gründlich.
    Der Klimm sollte wohl mein Gesundheitswächter sein, gut, daß ich es schon roch.
    Frau Kutzenbacher wurde nun sehr zappelig, und beide spazierten wir am Kai entlang.
    Als wir uns umwandten, war gerade Professor Mittelzwerck mit einer D a me eingetroffen. Sie waren beide in sahneweißen Luftlederoveralls ve r packt und trugen große weiße Schlapphüte aus dem gleichen Material und flotte Schultertaschen an langen Riemen und dicke Schaumschuhe. Sie winkten beide fröhlich.
    Freund Mittelzwerck kam auf mich zu und packte meine Hand mit beiden Händen, der Druck war kräftig, aber nicht übertrieben, die Hände waren trocken, nicht etwa feucht vor Aufregung, er fragte auch nicht in dieser dämlich-fürsorglichen Weise, die ich nicht leiden kann, wie es mir gehe. Denn wenn es mir nicht gut gegangen wäre, wäre ich ja nicht an diesem verdammten Kai erschienen.
    Er sagte einfach, ich freue mich auf unsere Reise, und hier ist meine Frau, die mathematisch und statistisch eine gute Stütze sein wird, sie kennt ja alle meine Arbeiten, Ihre natürlich auch.
    Bei mir ist es ja nicht so schwer, entgegnete ich heiter, die Muschel läßt sich ganz einfach kennenlernen, man macht den Mund auf und schließt die Augen.
    Frau Mittelzwerck erwiderte auch heiter, leider sei es im Augenblick nicht mehr so einfach, aber das Ziel der Reise sei es ja eben, den alten Zustand wiederherzustellen.
    Und dabei hoffentlich auch etwas Neues zu entdecken, weiterzukommen, sagte Mittelzwerck.
    Ich pflichtete ihm bei, und seine Frau, die im Gesicht ein bißchen män n lich aussah, nicht streng und nicht verhärtet, aber wie ein gewissenhafter kräftiger Engel, sagte, das habe sie natürlich auch gemeint.
    Auch Doktor Klimm, der herankam, hatte es gemeint.
    Sicher meinte es auch Frau Kutzenbacher, die zwar nichts sagte und e t was scheu im Hintergrund verhielt.
    Frau Mittelzwerck kümmerte sich um sie. Ich bin sehr froh, daß gerade Sie mitkommen, ich kenne alle ihre Filme, hoffentlich fühlen Sie sich bei uns wohl.
    Das will ich auch sehr hoffen, sagte Mittelzwerck.
    Alle waren wir also guter Hoffnung und freuten uns, und ich bedauerte, daß ich den guten Mittelzwerck verdächtigt hatte, er wollte mich nicht mitnehmen.
    Ich dachte, wenn die Verdächtigungen anfangen, dann ist das Alter wir k lich da, beziehungsweise der Tod steht kurz bevor.
    So freuten wir uns. Nur das »Totalmobil 01« erschien nicht.
    Frau Kutzenbacher sagte quenglerisch, wo bleibt denn dieser Chang, und als wir sie erstaunt ansahen, na ja, ich nenne ihn den Chang, kommt von changieren, er wechselt doch die Farbe selbsttätig, oder nicht?
    Diese Bezeichnung kam bei uns allen an, sogar bei Mittelzwerck, der, wie ich glaubte, streng an einmal gegebenen Bezeichnungen festhielt, um keine Verwirrung zu stiften.
    Mittelzwerck sagte, unser Chang ist überfällig, aber

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