Professor Mittelzwercks Geschöpfe
angesprochen als je in meinem Haus am Meeresgarten. Nur beim Essen, das wir auf Wunsch Freund Mittelzwercks gemeinsam an einem weißen, eiförmigen Tisch in einem weißen, eiförm i gen Raum einnahmen, sah ich die Forschergruppe.
Ich saß am rechten oberen Ende des Eies, weil dies nach einer mir nicht ganz klaren Ordnung der Ehrenplatz sein soll, wo man die ranghöchsten Persönlichkeiten plaziert.
Und die Kollegen ehrten mich dermaßen, daß sie zu meinen beiden Seiten drei Plätze frei ließen, um sich nicht unvornehm an mich zu drängen.
Der Platz des Kapitäns blieb meistens sowieso leer, obwohl da immer ein Gedeck lag. Jedoch der Steuermann erschien, auch ein paar Ingenieure, die aber stumm blieben oder ein bißchen mit Frau Ku t zenbacher flüsterten.
Die beiden Mittelzwercks und Klimm sprachen gelegentlich auch mite i nander. Ich hörte dann die Namen der Geräte, die ausgefahren, der Me ß röhren, die eingetaucht werden sollten, der Varianten, die in das Suchnetz einzufügen wären.
Aber nie wurde auch nur ehrenhalber das Wort an mich gerichtet.
Auch die anderen Esser sprachen, wahrscheinlich eingeschüchtert, nicht mit mir. Es war wohl ungehörig, den Ehrengreis mit Fragen anzuhauen, bevor er selbst den Mund auftat.
Darauf konnten sie bei mir lange warten. Ich hatte genug mit dem Essen zu tun, das ich aus einer silbrigen Assiette mit Aufrißdeckel löffeln mußte und dessen Konsistenz wabbelig war, die Farbe grauweiß, gelegentlich blaßgelb, und das die Neigung hatte, dem Löffeldruck zu widerstehen b e ziehungsweise spontan vom Löffel abzuglitschen, obwohl es ein Speziallö f fel mit Haltenocken war, der jeder Packung beilag und dessen Handhabung auf einem Zettel graphisch dargestellt war.
Diese Nahrungsmasse, gelang es mir, sie einzuführen, schmeckte fad-süßlich, erzeugte bald ein Rülpsen, da sie, wie es auf einem anderen inli e genden Zettel stand, hochnahrhaft und voller Vitalisatoren war, die wied e rum zahlreiche Vitamine, Enzyme, Spurenelemente bargen.
Ich mußte also auch mit dem Rülpsen kämpfen und darauf achten, daß es nicht gerade auftrat, wenn ich mir das Getränk hineingoß, das im Au f rißbecher vor mir stand und auch vitalisiert war und säuerlich-fad schmec k te.
Das Essen war also anstrengend. Ich verließ die Tafel mit Anzeichen der Erschöpfung, wobei sich regelmäßig Doktor Klimm erhob und fragte, ob er mich begleiten solle, was ich jedoch mit einem Kopfschütteln ablehnte.
Ich hörte manchmal während meines Abgangs Mittelzwerck laut und frö h lich die Tafelrunde fragen, na, schmeckt es heute wieder?
Manchmal hörte ich auch noch ein Grunzen, oder war ’ s ein Stöhnen, j e desmal aber erklärte Klimm, es habe äußerst inhaltsreich geschmeckt. Der hatte eben einen Vitamingaumen, und seine Zunge spürte die Spurenel e mente alle einzeln.
Ich aber ging, um mich auf der Toilette rasch des Zeuges zu entledigen, das ich noch wie ein Hamster in den Backenhöhlen aufbewah r te, so daß ich schon aus diesem Grunde bei Tische schweigen mußte.
Zwischen den Mahlzeiten lag ich in der Kabine.
Manchmal geisterte ich durch die Gänge, die weiß wie Sanatoriumskorridore waren, und manchmal dachte ich, der Chang sei eine große Klinik, in die man mich, ein Forschungsunternehmen vorspiegelnd, ve r frachtet hatte.
Draußen, falls ich mal auf den Rücken unseres Chang zu steigen wagte, wurde ich gleich ermahnt, in meinem hohen Alter nicht zu tollkühn zu sein. Die Chang-Bewegungen seien zwar durch und durch berechnet und verli e fen programmgemäß, aber sie wirkten für den Außenstehenden unber e chenbar; ich könnte stürzen.
Tatsächlich waren die wechselnden Manöver des Fahrzeugs lästig.
Kaum hatte man sich an das Gefühl gewöhnt, durchs Wasser dahinzur a scheln, leuchtete schon das Schild auf, wir sollten unsere Gürtel anlegen.
Kurz danach stieg der Chang steil in die Luft, dann wieder landete er mit einem Ruck und in den Knien wippend auf irgendeinem Stückchen Land, um irgendwas an Bord zu nehmen.
Hinzu kam, daß ich die Manöver für nutzlos hielt, die ganze Macherei, wie ich im stillen dachte.
Manchmal reizte es mich gewaltig, einzugreifen, zu sagen, mein lieber Mittelzwerck, nun hören Sie gut zu, die Ludibundi werden Sie auf diese Art nicht kriegen, lassen Sie mich mal machen.
Dann dachte ich auch wieder, ich müßte selbst mit meinem Taschenrechner den Ludibundi Zei chen geben, sie warnen oder loc ken, w o bei es mir vielleicht gelingen könnte, sie in
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