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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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und wir sind keine passiven Reisenden, die sich dumpf-dämlich befördern lassen, wir sind aktive, kreative Menschen, und wir bedürfen besonders der geistig-kulturellen Anregung .Mir schien, als läse Mittelzwerck von einem Blatt.
    Nein, sagte Nickelsen , das macht man nicht, es sei denn, Sie betrachten die Reise als beendet.
    Frau Mittelzwerck schlug vor, man könnte die Öffnung der Kiste auf den Tag verschieben, an dem mein neunzigster Geburtstag gefeiert werden sollte. Da passe es wohl besser, heute kann uns vielleicht Frau Kutzenb a cher helfen.
    Na, wenn ’ s nicht anders geht, sagte Mittelzwerck.
    Frau Kutzenbacher holte ihre Musikmaschine und diese schwarzen Sche i ben, von denen die Stimmen verschiedener heiserer Johnnys krächzten, die Heimweh nach einer Insel hatten, vielleicht der Doktor-Droll-Insel, Hei m weh nach einem anrüchigen Lokal, nach ihrer Mama und solchen auch heute noch gängigen Artikeln.
    Nickelsen glaubte die Stimme seines Urgroßvaters zu erkennen.
    Er soll dann einen ausgegeben haben, harte Spezialmischung.
    Mittelzwerck, der mehr an Bio-Milch gedacht hatte, soll eingewilligt h a ben, weil, wie Frau Mittelzwerck, die medizinisch ausgebildet war, erklärte, einmalige Exzesse nicht schadeten.
    Es soll auch noch ein bißchen laut geworden sein. Ich hörte gelegentlich Gerenne auf den Gängen und Töne quiekenden Charakters.
    Frau Kutzenbacher soll mit Hilfe ihres Trawlnetzes aus dem Antiquitätenladen eine Ankleidenummer improvisiert haben, sie soll einem gefangenen Fischwesen geähnelt haben.
    Und alle sollen sich menschlich sehr nahegekommen sein. Zumindest las ich es am anderen Morgen auf dem Leuchtbrett.
    Das Eigentliche, das sich zugetragen hatte, erschien dort aber nicht. Ich erfuhr es erst, nachdem urplötzlich unser Kurs geändert worden war, nac h dem der Chang stelzbeinig die Doktor-Droll-Insel betreten hatte und wieder aufgeflogen war und sie umflogen und schiffsmäßig umfahren hatte, wobei er Abstand halten mußte, da diese Insel von Felsenriffs umgeben war, die sich auch unter Wasser noch ziemlich ausdehnten.
    Als Mittelzwerck verkündete, er habe hier, an der Doktor-Droll-Insel, nunmehr den Räuber der Grünen Medaillons gefunden, als diese Meldung hinausgegangen war, ich hörte sie, halb schlafend, aus meinem alten Tra n sistorchen, als dort die dünne Geisterstimme des Nachrichtenverbreiters sagte, Professor Doktor Doktor Hans H. Mittelzwerck, begleitet von dem verehrungswürdigen Professor Philemon, dem Nestor der Meeresgärtnerei, sei schon dem Ziel des Unternehmens nahe, die wesentliche Phase sei erreicht, und als ich Mittelzwerck befragte und er mir erklärte, ja, dort zw i schen den Felsenriffen der Doktor-Droll-Insel hätten die Muschelräuber sich versteckt, und mich dann stehenließ, hatte ich immer noch nicht erfahren, was bei dem Menschlichnäherkommen wirklich herausgesprungen war.
    Als ich, nun doch beunruhigt, meine Kabine aufsuchen wollte und nac h sehen, ob dort mein Taschenrechner noch vorhanden sei, saß Friederike Kutzenbacher auf meinem Bett. Sie trug den Seemannspullover, der ihr bis ans Knie reichte. Die Beine waren grün bemalt, die Zehennägel ein Ton dunkler grün lackiert.
    Ich hielt den Zeitpunkt für nicht geeignet, mir eine neue Bekleidungsnummer vorzuführen. Ich sagte knarrig, im allgemeinen schätze ich es nicht, wenn man auch noch mein Bett in künstlerische Darbietungen einbezieht.
    Hier wird nichts dargeboten, antwortete sie, ich wollte Ihnen bloß erkl ä ren, daß ich hier abhaue. Mir reicht ’ s. Soll das etwa das menschliche Ve r hältnis sein, von dem Professor Mittelzwerck andauernd redet? Soll das Zusammenarbeit sein? Ich meine, wir sind doch eine Mannschaft, im gle i chen Boot, wir sind doch alle am Erfolg interessiert.
    Ja und? fragte ich, gefaßt auf eine wolkige, abstrakte »menschliche Ve r hältnis «-Schwafelei und daher unfreundlich.
    Ich will mich nicht nach vorne drängen, aber ganz nach hinten drängen lasse ich mich auch nicht. Ich sah auf ihren Zeitanzeiger. Nachrichtenzeit, wir können gleich mal hören. Sie knipste das Transistorkästchen an. Na bitte, überzeugen Sie sich selbst. Professor Doktor Doktor Hans H. Mi t telzwerck und der verehrungswürdige Professor Philemon, Nestor der Me e resgärtnerei, aber von mir kein Wort.
    Ich habe diese Meldung nicht rausgeschickt, ich weiß nicht mehr als Sie.
    Aber Sie sind genannt, der Nestor.
    Ich hoffte, die Kutzenbacher dadurch loszuwerden, daß ich ihr kurz und barsch

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