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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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wissenschaftlicher Grundlage. Aber ich wollte ihm seine Mißerfolgsaussichten nicht vorzeitig durch eigenes Eingreifen verderben. Er mußte selber sehen oder nicht sehen.
    Jetzt bestand nach meiner Ansicht die Leistung Mittelzwercks darin, daß er conviva ludibundus dazu brachte, das Wasser zu verlassen und au f rechtgehend sich eine beinah menschlich wirkende äußere Erscheinung s form zu geben. Freund Mittelzwerck erreichte dies vermutlich dadurch, daß er mit einem intakten Rechner arbeitete. Mit einem nichtintakten alten Rechner arbeitend, erschien mir Mittelzwerck nicht vorstellbar. Und dieser, sein schön gepflegter moderner Apparat, der nicht auf natürlichem Weg entzweigegangen war, sondern durch Mittelzwerck manipuliert, tat nur, als wäre er entzwei. Auf diese Weise entstanden vielleicht Mit telzwerckische Signale, die bei conviva ludibundus den Impuls des Aus-dem-Wasser-Steigens provozierten.
    Allerdings, daß sich das System zu seiner merkwürdigen Formgebung entschloß, konnte nur daran liegen, daß es in Form von Einzelelementen nicht lange auf dem Trocknen aushielt. Der Feuchtigkeitsverlust ging dann zu schnell vor sich.
    So fand ich ein ausgedörrtes, nicht mehr aktionsfähiges Element in einer Gangecke. Vermutlich hatte es die Aufbauphase nicht schnell genug mi t machen können, hatte den Anschluß an die anderen verpaßt, die sich, um so die Feuchtigkeit für längere Dauer halten zu können, zu jener Gro ß struktur zusammenballten, die Nickelsen den Schlag versetzte und die bei Mittelzwerck eintrat.
    Ich goß über das ausgedörrte Element ein bißchen Wasser, worauf es sich so weit erholte, daß es den Rückweg ins Meer bewältigen konnte.
    Aber von meinen Versuchen soll hier nicht die Rede sein. Ich möchte Mi t telzwercks Verdienst hervorheben, der mit der Kühnheit des Nichtgenaub e scheidwissenden conviva ludibundus Fähigkeiten entfalten ließ, an die nicht einmal ich im Traum gedacht hatte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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    Übrigens hob Mittelzwerck meinen merkwürdigen Zustand als mitreisende Aushängemumie plötzlich auf. Er richtete bei der offiziellen Nahrungsau f nahme am weißen, eiförmigen Tisch das Wort an mich, so daß ich zusa m menfuhr und mir das Wabbelige aus dem Mund gefallen wäre, das ich i m mer nach Hamsterart in meinen Backenhöhlen deponierte, um es im A n schluß an die Eßver sammlung in meiner Toilette auszuspucken. Diesmal schluckte ich es notgedrungen runter.
    Ich war nicht mehr daran gewöhnt, beim Essen etwas zu sagen. So stammelte ich etwas auch mir selbst Unverständliches, als Mittelzwerck mich fragte, was denn ich zu den großen Entdeckungen des letzten Qua r tals meine.
    Er wirkte noch größer und ausgedehnter als vor der Friederike-Kutzen - bacher-Schau, wo er mit seinem Schauglas, das grüne Strünke und Medai l lonteile enthielt, auftrat. Was er damals zu bieten hatte, war gegen das Heutige nichts. Daher strahlten seine Augen, sein Gesicht glänzte, und ich befürchtete fast, seine Stirnhaut würde sich so dehnen, daß sie zerriß.
    Ja, sagte Mittelzwerck, mein guter, lieber, verehrter Kollege Philemon , wer hätte vor kurzem noch gedacht, daß wir nicht nur conviva ludibundus aufstöbern würden, nicht nur dahinterkommen, wie er funktioniert, wie man mit ihm spricht, wie man sich ihm verständlich macht, sondern auch daß man ihm Aufgaben stellen kann, die unsere besten Computer nicht besser, sondern eher schlechter bewältigen?
    Ja, lieber, verehrter Philemon, in aller Bescheidenheit darf ich wohl s a gen, es ist mir jetzt gelungen, conviva ludibundus in meinen Dienst, ich meine, in den Dienst des Menschen überhaupt zu stellen und ihn mit einer nutzbringenden Arbeit zu beauftragen. Das wäre eine ebenso einschne i dende menschheitsgeschichtliche Veränderung, wie es die Zähmung und Domestizierung der wilden Tiere durch den Menschen war, beispielsweise des Schafes und des Rindes.
    Ja, wenn man gerade selbst eine solche Veränderung bewirkt und mi t tendrin steht, empfindet man nicht immer, was historisch vor sich geht. Aber hier läßt es sich nicht übersehen.
    Denn auch Sie selber spüren ja die technische Veränderung in Ihrer Kab i ne. Conviva ludibundus ist zum Erforschungsgehilfen des Menschen gewo r den.
    Bereits jetzt hat er uns siebentausendachthundert Einzelinformationen über die Beschaffenheit des Meeresbodens und des Meeres im Bereich der Doktor-Droll-Insel geliefert. Das ist aber erst der Anfang.
    Ja, lieber

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