Professor Mittelzwercks Geschöpfe
und in der Nähe des Containers, in dem Frau Mittelzwerck auf ihrem Rost lag, auch auf der Ausstiegstreppe suchte ich.
Als ich in die Kabine kam, schon sehr verknurrt, saß Friederike auf dem Bett. Sie malte ihre Beine an, das eine schwarzgestreift, das andere schwarzgeringelt. Es müßte zu der grünen Umwelt passen, sagte sie.
Wo ist mein Rechner?
Sie klappte ohne hinzusehen mit einer Hand das Polster hoch. Da liegt er doch.
Hattest du ihn genommen?
Na ja, nicht so direkt, mehr so, eigentlich nicht.
Ich meinte, daß es verhältnism äßig einfach wäre. Conviva ludi bundus und seine Abart oder Überart, der Mittelzwerck, sind keine Lebewesen im he r kömmlichen Sinn. Dies hatte unser hoffnungsvoller junger Chef vollko m men übersehen. Ich würde sagen, sie könnten eine Art bio-mechanischer Automaten sein, und solche müßten auf die Einstellung stop reagieren. Sicher hatte auch unser Chef das versucht, aber, wie ich meinte, mit u n tauglichen Mitteln. Sein Taschenrechner war nicht der richtige. Auf den hörten sie nicht immer. Und erst dann wären es für ihn die vollkommenen Mitarbeiter gewesen, wenn er sie auch abschalten hätte können, wie man jede Maschine abschalten kann. Nur nicht den Menschen, jedenfalls nicht jeden. Vielleicht hatte unser Chef schon daran gearbeitet, die Mi t telzwercke zu so vollkommen menschennahen Wesen zu entwickeln, die sich abscha l ten lassen, aber sie hatten ihn vorher in ihren Griff bekommen.
Ich wollte versuchen, für dieses hemmungslos funktionierende System, diese außer Rand und Band geratenen biomechanischen Ludibundi, einen Mechanismus zu finden, der sie in Ruhestellung versetzen konnte. Ich hockte mich oben auf die Stiege, öffnete leicht die Klappe. Unten stand Nickelsen , um mich im Falle eines Absturzes aufzufangen.
Aber so viele stop ich auch probierte, die Mittelzwercke alias Ludibundi sprachen auf kein einziges an.
Ich dachte, unser junger Mann hat sie wie menschenartige Wesen beha n delt, und ich behandle sie jetzt wie Maschinen. Aber müssen die meisten Menschen nicht erst überzeugt werden, bevor sie etwas tun oder nicht tun? Nicht in langen Ketten überzeugen sollender Worte, aber durch eine No t wendigkeit, durch einen Impuls, der ihrem Wesen entspricht.
Welcher Impuls entsprach aber den Ludibundi?
Als ich stocksteif war, hob Nickelsen mich von der Stiege und trug mich aufs Bett.
In der Kabine schwammen Trümm er einer gewaltigen Supermu schel.
Es geht weiter, sagte der Kapitän, die sind nicht mehr zu bändigen.
Wollen Sie eine Tiefschlafkapsel, fragte Klimm, vielleicht fällt Ihnen d a nach etwas ein?
Gegen meine Gewohnheit nahm ich das kleine lila Ei. Nickelsen goß mir etwas Schnaps nach.
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Nachher wird immer vieles behauptet. Dies sei in der historisch gegeb e nen Situation notwendig gewesen, jenes konnte nicht praktiziert werden, dieses müsse heute als falsch erkannt werden, sei aber damals richtig gewesen.
Klimm, den ich später zur Rede stellte, stritt das Gespräch mit Kapitän Nickelsen ab. Ganz stritt er es aber nicht ab, sie hätten da etwas erwogen, hypothetisch.
Aber Nickelsen grinste höhnisch. So kann man es auch nennen, sagte er.
Friederike war bei dem Gespräch nicht anwesend.
Ich schlief hinter der Folie. Ich schlief, und ich schlief auch nicht. Imme r hin lag ich so, daß man mich für nicht anwesend halten konnte. In mir kämpften Nickelsen s Schnaps und Klimms lila Tief schlafei. Ich hörte die Szene jenseits der Folie, und ich glaubte sie, obwohl meine Augen g e schlossen waren, zu sehen.
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als aus den traumartigen Teilen, den Geräuschen, Tönen, die mich erreichten, ein Bild zusammenzustellen und dies wiederzugeben.
Klimm sagte demnach zu Nickelsen , ich glaube natürlich nicht, daß der Alte noch etwas machen kann. Das wäre sozusagen der Glaube an eine Wunderwaffe, eine Wunderidee. Wir kennen diesen Irrglauben aus der Geschichte. Und selbst wenn noch Möglichkeiten beständen, so ist für Ve r suche keine Zeit mehr vorhanden.
Schon wahr, sagte Nickelsen düster, wir befinden uns selbst in einem Prozeß. Nämlich jetzt geschieht es, daß wir uns umwandeln. Der histor i sche Augenblick ist da, wir werden von einem gewöhnlichen biologischen Lebewesen zu einem bio-elektronischen, einem bio-technischen. Wir ve r wachsen mit diesem Chang, wir kommen von ihm nicht mehr los, wir sind jetzt Chang-Menschen. Wir werden jetzt selbst ein bio-elektronisches Sy s tem, nur
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