Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
Zugaben lieferte, die mich mit großen Kulleraugen ansah. Es kommt noch schöner, Phil. Gleich wirst du staunen. Sieh doch mal da. Ist das nicht irr, nicht ultramaritim? Das war ihr neuester Ausdruck.
    Und soll ich vielleicht zu dem Ganzen sagen, ein Zufallsspiel, von dessen Sinn die Ausführende nichts wußte, das sie vorher nicht plante, nicht b e rechnete und dessen Auswirkungen sie nicht voraussah?
    Soll ich Frau Kutzenbacher zitieren? Ach, weißt du, Phil, ich wollte einfach sehen, ob sie nicht auch was anderes können. Ich wollte sie mal auseina n dernehmen, sie auch ein bißchen foppen.
    Und Ihre Antwort auf meine erschrockene Frage, den Taschenrechner so lange unter Wasser, ganz einfach so, uneingehüllt: Ach, Phil, es geht; im Trocknen oben, da geht es nicht so gut, aber im Wasser funktioniert es.
    Auf diese Weise, fürchte ich, ist es nicht möglich, die Sache zu erklären.
    Friederike selbst kann ich die Schilderung nicht überlassen, da würde nichts als »schön« und »sieh mal jetzt« rauskommen. Vielleicht auch gar nichts. Ich mach das eben so.
    Ganz nüchtern, wissenschaftlich von mir begutachtet, begann die Schau vor einem Felsen, der grün bewuchert war und flacher werdend im Meer verlief. Zunächst erblickte ich einige Elemente der Mittelzwercke, die auf und nieder spielten, die aber, als Frau Kutzenbacher auf meinem Rechner eine Kombination einstellte, die ich nicht ganz erkennen konnte, sich ane i nanderreihten, als wollten sie marschieren, doch dann in dieser Reihe L ü cken ließen, sie umbauten, sich aufeinandertürmten, sich plötzlich alle zu einem Klumpen ballten, das Tempo wechselten, wild hüpften, dann lan g sam auseinandertrieben.
    Man könnte sagen, hier ahmte der Taschenrechner die Schüttelbewegu n gen eines Kaleidoskops nach, die zu den wechselhaften unendlichen Z u sammenstellungen von bunten durchsichtigen Teilen führen.
    Nach einer Weile allerdings bemerkte ich, daß Friederike den Rechner gar nicht mehr bediente. Die Elemente waren durch ihn angestoßen, in Gang gebracht, sie spielten nun von sich aus weiter, sie wechselten die Farben durchs ganze Spektrum. Manchmal erblaßten sie, und nur ihr inneres G e kröse blieb schemenhaft erkennbar, dann leuchteten sie überraschend auf. Manchmal geschah es, daß Elemente ihre Farbe, nachdem eine Struktur entstanden war, noch änderten, als korrigierten sie das Bild, als fänden sie die neue Farbe passender. Manchmal arrangierten sie auch Farbzusammenstellungen, die für das Auge schmerzhaft waren. Manchmal versuchten sie sich totzustellen, sie sanken auf den Meeresboden, verflac h ten, schienen in den Sand zu sickern. Und plötzlich stoben sie wie eine Wolke wieder auf.
    Manchmal erhob sich aber auch nur ein Element, hopste ein wenig hoch und ließ sich wieder fallen.
    Sie bildeten anfänglich hyperbolische und parabolische Figuren, sie schi e nen streng mathematisch orientiert zu sein, auf Linien, Kreise, die sie vo r her berechnet zu haben schienen. Aber im Lauf der Vorstellung gerieten ihnen ungebundene, unberechenbar erscheinende Gebilde, die man mit einiger Phantasie durchaus mit Tieren, Pflanzen, Menschen oder techn i schen Gegenständen vergleichen konnte, in der Art wie man Wolken mit Schiffen, zerzausten Büschen, Federn zu vergleichen pflegt.
    Abweichend von den Kombinationen, die im Kaleidoskop entstehen, w a ren die Bilder, die die Ludibundi zusammenstellten (ich nenne sie in diesem Zusammenhang, weil es mir nicht mehr zuzutreffen scheint, nicht die Mi t telzwercke), nicht unbewegt. Sie waren ständig im Werden und Vergehen, sie wandelten sich dauernd. Aber wenn sie vorübergehend als fertig ang e sehen werden konnten, enthielten sie in vielen Fällen mobile Teile, oder sie waren ganz und gar mobil.
    Besonders blieb mir eine dafür beispielhafte Bildung im Gedächtnis. Man konnte dabei an ein merkwürdiges, umständlich konstruiertes, sperriges Gerät erinnert werden, das durch verzweigte Treibriemen und kleine und große Räder, Kette nverschlin gungen und Zahnräder, über die die Ketten laufen, etwas Profanes in Bewegung setzt. Wenn ich mich recht erinnere, ging es um das Entleeren eines Wassertöpfchens. Hier stellten sie die ko m pliziertesten Bewegungen und Gegenbewegungen der Räder, das Umkippen des Töpfchens, das Ausfließen des Wassers dar, wobei auch noch die Fa r ben wec h selten.
    Ich räume ein, die Phantasie ließ mich hier mehr erblicken, als dargestellt sein sollte. Ich kann nicht nachweisen, daß hier

Weitere Kostenlose Bücher