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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Mittelzwerck, expaniosabel, kreationivellaromatika. Er nickte eifrig. Mich sah er nicht mehr an, er starrte nur das schauerliche Auge an, in dessen Innern etwas Schillerndes sich hin und her bewegte. Er saß auch noch so da, als wieder das Grün vor seinem Fenster hing.
    Was kann ich für Sie tun, Kollege? fragte ich.
    Er buchstabierte das Unwort nach, das ihm durchs Fenster zugeschrien worden war, er schien es auswendig zu lernen, er sah mich an, er schütte l te mir beide Hände, exfusionanturbionolog.
    Wo steckte Klimm und wo Frau Mittelzwerck?
    Resistophenosibel, sagte eine Stimme. Als Klimm mich sah, verbesserte er sich, entschuldigen Sie, ich dachte, hier wäre nur der Chef.
    Was haben Sie denn da gesagt?
    Das weiß ich selber nicht, erkärte Klimm, ich rede das vor mich hin, hier wird nur so gesprochen.
    Beim Sprechen spannte Klimm die Oberlippe über seinen Zähnen. Einmal vergaß er es. Zwei Lücken wurden sichtbar, die beiden Mittelzähne standen nagezahnartig vor.
    Ja, sagte Klimm verlegen, ich weiß auch nicht. Ich faßte nur ein bißchen an, schon hatte ich zwei Zähne in der Hand. Die anderen wackeln auch schon. Ich traue mich nicht, sie zu putzen; er griff in eine seiner vielen Taschen und wickelte aus einem Fetzen Folie zwei große, schwärzlich ang e laufene Hauer. Die Wurzeln sind doch ganz gesund, Professor. Und trot z dem, jetzt schrumpft auch schon das Zahnfleisch, und dabei schlinge ich ununterbrochen grüne Medaillons in jeder Form. Ich habe eine hohe Gefr ä ßigkeit entwickelt. Wenn ich was Grünes sehe, muß ich es schlingen. Ich merke, wie meine Augen vortreten und Speichel in meinem Mund zusa m menrinnt, ich kann mich n icht beherrschen. Kreationiloma tikexpertissibel.
    Wie bitte?
    Ach ja, Sie sprechen diese Sprache nicht.
    Wissen Sie, sagte ich, das beste ist, sie holen sich vom Koch was Her z haftes, zum Beispiel einen Klops mit Zwiebeln, Gürkchen, Wurstresten, Kapern, der wäre Medizin für sie.
    Dann fiel mir ein, daß wir schon lange vom Koch nichts Derartiges mehr erhielten. Als letztes hatte ich ein halbes Bratwürstchen mit Senf zugeteilt bekommen und Friederike davon noch die Hälfte abgegeben.
    Ach, sagte ich, das gibt es ja nicht mehr, da hat mir mein Gedächtnis e i nen Streich gespielt. Wo steckt Frau Mittelzwerck?
    Im Krankencontainer links um die Ecke, exhaustransistoral.
    Frau Mittelzwerck lag starr auf einem der Roste des Containers.
    Ich zog ihn ein Stück heraus. Wie geht es Ihnen?
    Professor, ich bin schwanger, helfen Sie mir, es glaubt mir keiner, der elektronische Befund behauptet, ich wäre ganz normal, aber Sie sehen ja.
    Ihr Bauch erschein ein bißchen aufgetrieben.
    Es muß von einem solchen Ekel sein, ich habe nachts geträumt, es käme über mich, es legte sich auf mich, und die Geräusche, die es von sich gab.
    Es könnte doch auch Mittelzwerck gewesen sein.
    Welcher Mittelzwerck? Etwa mein sogenannter Ehemann? Der ist doch dazu nicht mehr fähig. Und dieser Traum muß Wirklichkeit gewesen sein, denn die Periode ist mir weggeblieben. Wie könnte sie mir sonst wegble i ben. Ich werde einen Mittelzwerck gebären, ein solches Vieh, ich hab schon alles unternommen, aber das hält sich fest, das geht nicht ab, und eines Tages wird es stückweise aus mir kriechen und sich zusammensetzen, gewaltig groß, und mir am Busen saugen.
    Beruhigen Sie sich, es können auch gewisse Alterserscheinungen vorli e gen. Sie müssen nicht gravide sein.
    Die Wechseljahre, jetzt schon? schrie sie.
    Es wäre immerhin das kleinere Übel, sagte ich.
    Was wissen Sie denn; wenn Sie was wüßten, dann hätten Sie es auf dem Chang nie so weit kommen lassen.
    Ich ging nochmals zu Mittelzwerck. Er sprach ein Wort, das nicht zu e n den schien. Merkwürdigerweise sah er noch verhältnismäßig jung aus, die Locken schienen zwar ergraut, die rötlichen Augen trieften etwas.
    Ich wartete, bis er sein Wort beendet hatte. Laut Zeitanzeiger dauerte es seit meinem Eintritt inzwischen eine halbe Stunde, wenn man einkalkuliert, daß die Anzeiger schleppender liefen. Neuerdings. Wie alles sich bei uns verlangsamt hatte. Dauerte es vielleicht bereits eine Stunde?
    Ich unterbrach ihn schließlich. Kollege Mittelzwerck, wissen Sie noch, ich wollte Ihnen damals, als Sie mich spät in meinem Haus besuchten, noch etwas sagen, etwas sehr Wichtiges.
    Er drehte sich erschrocken zu mir um, aber so langsam, als würde sein Erschreckungsprozeß in Zeitlupe aufgenommen. Sein Mund ging auf, die Augen quollen, ein Arm

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