Profit
Kupplung kommen ließ und der Saab vorwärts zu kriechen begann, fühlte er sich durch den Gesichtsausdruck des Ombudsmannes veranlasst, das Fenster herunterzulassen.
»Ach ja, Vasvik. Was die Millionen angeht, hatte ich ganz vergessen. Wussten Sie schon, dass man einen Film über mich machen wird?«
»Yeah.« Der Norweger nickte düster. »Hab ich gehört. Würde doch ein tolles Ende ergeben, wenn Sie und Bryant es schaffen, euch gegenseitig umzubringen.«
Kies knirschte unter den Rädern. »Sie können mich mal.«
»Nein, im Ernst. Den Streifen würde ich mir glatt ansehen.«
Er ging zu schnell in die Kurve zur Auffahrt, ignorierte die Bodenwelle, beschleunigte und fädelte sich auf die Autobahn. Vasviks Angebot war aus seinem Kopf verschwunden, genau wie Vasvik selbst, genau wie alles bewusste längerfristige Denken – zusammengeschnürt und als Ballast abgeworfen, flatternd nur noch im Rückspiegel zu sehen, wenn er hineingeschaut hätte. Abgeschlossen und außer Reichweite. Jetzt gab es nur noch die Straße vor ihm und die Kontrolle des Autos, in dem er saß. Der Saab knurrte rau vor sich hin, während er sich auf die Mittelspur setzte und die Freisprechanlage einschaltete.
»Fahreraufsicht.«
»Hier ist Chris Faulkner, Fahrerlizenz 260B354R.« Seine Stimme klang fest für sein Ohr. Die Freude in der Magengrube schien erneut aufzulodern. Er fühlte sich gerüstet. »Befinde mich auf der M11 stadteinwärts für eine Partnerschaftsherausforderung. Erbitte Angaben zur Duellstrecke.«
Es gab eine kurze Pause. Er fragte sich unvermittelt, ob heute wohl dieselbe Crew Dienst hatte, die für das Gangsta-Autoklau-Fiasko zuständig gewesen war.
»Wir haben Sie, Faulkner. Sie sind ungefähr zwanzig Kilometer vom nördlichen Rand entfernt. Wir werden Ihnen Bescheid geben, wenn Sie durchstoßen. Halten Sie den Kanal offen.«
»Verkehr?«
»Managementverkehr ist nicht zugelassen bis neun Uhr dreißig. Gegenwärtig haben Sie zwei hereinkommende automatisierte Großtransporter mit mittelschwerer Ladung auf der Strecke sowie Instandhaltungsfahrzeuge an der Anschlussstelle 11. Beachten Sie bitte, dass Kollateralschäden an besagten Fahrzeugen als Verstoß gegen das Duellprotokoll gewertet werden.«
»Zur Kenntnis genommen. Okay, und wo ist Bryant?«
Erneute Pause. Man konnte die Empörung förmlich mit Händen greifen.
»Diese Information ist laut Duellprotokoll unter Verschluss. Fragen Sie bitte nicht noch einmal danach.«
»Zur Kenntnis genommen. Der mangelnde Sinn für Humor, meine ich.«
»Beachten Sie bitte auch, dass innerhalb der Duellstrecke selektive Empfangsstörungen wirksam sind. Sie werden keinerlei Funkkontakt unterhalten können außer zu uns.«
»Danke, Fahrerkontrolle. Ich hab dies schon ein paarmal mitgemacht.«
Er pendelte sich auf seine Geschwindigkeit ein. Zu beiden Seiten huschten die überwachsenen Autobahnränder als ein unruhig verwischtes Grün an ihm vorbei. Der Saab saugte den Asphalt vorne dröhnend ein und spie ihn hinten wieder aus. Das Gefühl der Macht, genährt von Koffein und Adrenalin, wuchs. Ein plötzlicher Tod schien jetzt ganz weit weg, ein lächerliches Gerücht, auf das er nicht hereinzufallen gedachte.
Die Straße war die Wirklichkeit.
Er durchstieß die Duellstreckenbegrenzung mit hundertsechzig. Die Fahreraufsicht vermeldete es krächzend und mehrere Sekunden zu spät. Im peripheren Gesichtsfeld drängten sich Fahrzeuge auf der Brücke und an den Auffahrten. Polizeilichter, Übertragungswagen und aufkochende Aktivität, als der Saab an ihnen vorbeibrauste. Er glaubte fühlen zu können, wie die Kameraobjektive hungrig herumschwenkten, um ihm zu folgen.
Nee, du hast einfach viel zu viel Kaffee getrunken.
Ein leicht hysterisches Lachen saß hinter dem Gedanken. Er unterdrückte es und behielt die dahinjagende Straße im Auge, jederzeit auf das abendblaue Aufblitzen von Mikes BMW gefasst. Sein Tempo sackte auf behutsamere hundertdreißig ab. Strategische Erwägungen schwebten spukhaft vor seinem inneren Auge. Von den Bildvergrößerungen gespeichertes Wissen über die Strecke, Gespür für Bryants Fahrstil.
Bryant! Er grinste wölfisch. Heftete seine Vorbehalte ab, überließ sich dem reinen heißen Fluss des Eh-zu-spät-jetzt.
Na komm, du Arsch. Ich hab dir Liz weggenommen, jetzt wollen wir mal sehen, wie’s mit deinem schicken blauen Auto steht. Und mit deinem Plastik.
Lopez. Barranco. Die Männer und Frauen im von Kampfhubschraubern heimgesuchten Hochland
Weitere Kostenlose Bücher