Projekt Atlantis
höchstens fünfhundert Meter. Außerdem sind unsere Leute mit Sicherheit inzwischen auf dem Weg hierher.«
»Na, deine...« Zuversicht möchte ich haben, wollte er den Satz beenden, hielt sich aber gerade noch zurück. Jetzt klang er schon wie sein eigener Vater. Oder wie Peter. Was in etwa auf das Gleiche hinauskam.
»Meine was?«
»Nichts, ist schon gut.«
»Also, machst du mit?«
»Ja sicher.« Patrick sah sich in der Kabine um. Er entdeckte ein Stromkabel, das mit Klammern befestigt an der Fußleiste entlanglief. »Sehr gut. Das brauchen wir...«
Es dauerte keine zehn Minuten, bis tatsächlich jemand auftauchte. Ein Besatzungsmitglied kam herein und brachte eine Karaffe Wasser mit zwei Plastikbechern. Er entdeckte Patrick auf dem Boden und beugte sich nach unten.
Patrick sprang auf und rammte dem Mann seinen Kopf unter das Kinn, sodass dessen Zähne laut aufeinanderschlugen. Susan war im selben Augenblick zur Tür geeilt und schlug sie zu, damit keine Geräusche in den Gang dringen konnten. Aber es war unnötig. Der Mann wurde durch die Wucht nach hinten geschleudert, prallte gegen die Wand und sackte mit blutendem Mund in sich zusammen.
Sie legten den bewusstlosen Mann bäuchlings. Susan fesselte ihm mit dem Kabel die Hände auf dem Rücken, während Patrick sich sein T-Shirt auszog. Sein Kopf schmerzte höllisch von dem Stoß. Als ob eine Gehirnerschütterung innerhalb einer halben Stunde nicht reichte. Er riss mit den Zähnen ein Loch in sein T-Shirt und zerriss es in große Fetzen. Einen Ballen davon stopfte er dem Mann in den Mund. Während der Stoff sich mit Blut vollsog, schnürte Patrick zwei zusätzliche Schlaufen des Kabels um den Kopf und zwischen das Gebiss des Kubaners, sodass er den Knebel nicht ausspucken konnte.
»Und jetzt abhauen«, sagte Susan und ging zur Tür.
Sie öffnete sie einen Spalt und spähte in den Flur. Dann huschten sie hindurch.
Als sie an einem kleinen roten Metallschrank vorbeikamen, stoppte Susan. Sie riss die Tür auf und ergriff zwei Schwimmwesten, von denen sie Patrick eine in die Hand drückte. »Hier, blasen sich von alleine auf. Hoffe ich jedenfalls.« Dann griff sie noch einmal in den Schrank, hob den Deckel eines Kästchens an und entnahm eine Signalpistole. »So, komm jetzt!«
Patrick lief ihr hinterher. Der Flur blieb leer. Sie kamen an die Treppe und stiegen hinauf. Oben angekommen verlief ein weiterer Gang. Susan wandte sich nach links dem Ausgang entgegen, durch den sie das Blau des Himmels sehen konnten. Kurz bevor sie die Tür erreichten, erschien ein Mann im Rahmen und blieb verblüfft stehen. Susan hob die Pistole. »Zurück, oder ich schieße!«, brüllte sie und rannte weiter auf den Mann zu. Der stolperte erschrocken zurück und lief mit lauten spanischen Flüchen auf den Lippen fort.
»Hinterher«, rief Susan.
Patrick bemühte sich, Anschluss zu halten. Sein Kopf pochte wie verrückt. Lange würde er nicht mehr durchhalten.
Sie kamen an Deck, wo Susan sich für einen kurzen Augenblick orientierte. »Hier entlang!«, rief sie. »Und zieh dir die Weste schon mal über.«
Im Laufen versuchte Patrick, ihren Anweisungen nachzukommen, fand sich aber in dem zusammengefalteten Etwas nicht zurecht, als Susan erneut stehen blieb.
»Zurück!«, zischte sie, und Patrick erkannte, dass eine Gruppe Männer keine zehn Meter vor ihnen stand. »Ich schieße!«, drohte sie und richtete die Signalpistole auf die Gruppe.
Der vorderste der Kubaner begann zu grinsen und kam einen Schritt näher. Es war offensichtlich, dass er sich,nicht einschüchtern lassen würde.
»Ins Wasser, Patrick!«, rief sie, drehte sich halb herum und schleuderte Patrick mit einem Arm gegen die Reling. Gleichzeitig richtete sie die Pistole nach oben und drückte ab. Die rote Feuerkugel stieg in die Höhe, während der vorderste Mann augenblicklich einen Satz nach vorn machte. Susan warf ihm die Pistole ins Gesicht und schwang sich über das Geländer. Dabei zog sie Patrick mit sich. Sie stürzten unkontrolliert aus fünf Metern Höhe in die Wellen.
Nicht schon wieder!, war Patricks erster Gedanke, als ihm erneut schwarz vor Augen wurde.
Es währte allerdings nur Sekundenbruchteile. Der Schmerz und seine Panik bewahrten ihn dieses Mal davor, das Bewusstsein zu verlieren. Susan zerrte seinen Kopf über Wasser.
»Bleib oben, solange du kannst«, drängte sie. »Ich kümmere mich um deine Weste.«
Sie ignorierte die Schreie, die von Bord der Libertad zu ihnen hinunter drangen, und
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