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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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ineinander, dass sie sich noch fester verklemmten.
    Er glaubte zu träumen, als er wieder etwas golden aufglänzen sah, genau so wie in dem Haufen, der auf das Heck der Juanita gespült worden war. González beugte sich vor und griff tief zwischen zwei Balken hindurch, um das goldene Objekt zu fassen, das fast vollständig unter der Wasserlinie zwischen den Trümmern hing. Es war eine schmale Platte, vielleicht dieselbe wie zuvor. Ein Prickeln durchlief ihn, als seine Finger ihre Oberfläche berührten. Diese Farbe! Fast meinte er, eine Wärme zu spüren, die von dem Gegenstand ausging. Er zog leicht an der Platte, doch sie schwang plötzlich nach unten. Sie war schwer! Er hielt sie nur noch mit drei Fingern, der Rest baumelte frei unter dem Floß und drohte jeden Augenblick in die Tiefe zu sinken.
    Verzweifelt rutschte González in eine günstigere Position, um mit seinem anderen Arm ebenfalls durch die Lücke im Treibgut greifen zu können.
    »González!«
    Überrascht drehte er den Kopf. Einige Meter vom Floß entfernt schwamm ein Mann.
    »González! Hilf mir!«
    Es war Raul, der mit kraftlosen Bewegungen versuchte, sich über Wasser zu halten. Seine Schwimmweste war fort, er war erschöpft und offenbar verletzt.
    González wandte sich dem Mann zu, soweit es sein zwischen den Balken hängender Arm erlaubte, und streckte den anderen Arm zu ihm aus. »Komm her! Nimm meine Hand!«
    Rauls Kopf sank unter Wasser. Dann schlugen seine Arme noch einmal aus, und er kam wieder hoch. Seine Kraft reichte nicht mehr für sinnvolle Schwimmbewegungen. »Hilfe!«, brachte er hervor, bevor ihm eine Welle über den Kopf spülte.
    González musste ihm helfen! Aber er konnte nicht weg! Er zog seinen versenkten Arm versuchsweise heraus, doch die goldene Platte stieß dabei gegen die Unterseite des Haufens und glitt ihm fast aus der Hand. Nur noch mit eisern zusammengepressten Fingerspitzen hielt er die Kostbarkeit.
    »Nur noch ein paar Meter«, rief er verzweifelt über das Wasser und streckte sich noch weiter, um Raul mit dem anderen Arm zu erreichen. Aber es war viel zu weit.
    Raul sah auf, hieb um sich, doch schon wieder schwappte eine Welle über seinen Kopf, und er versank erneut. Einen Augenblick später stieß noch einmal ein Arm an die Wasseroberfläche, dann verschwand auch er in der Tiefe.
    »Nein!«, schrie González. In seinen Augen mischten sich Tränen mit dem Regenwasser, und zornig fluchte er in den Sturm. Dann drückte er sein Gesicht in den nassen Tang des Floßes. Er weinte und bebte, zunächst vor Trauer, dann immer stärker vor Wut. Er sammelte Kraft, und schließlich stieß er mit dem zweiten Arm in den Zwischenraum und hinunter zu der goldenen Platte. Er ergriff sie nun vollständig und zerrte mit wilder Entschlossenheit an ihr, bis er sie wenige Minuten später zwischen den Trümmern hindurch und an die Oberfläche gezogen hatte.
    Er drehte sich erschöpft auf die Seite und legte den Schatz neben sich. Die Platte war aus Gold, ohne Frage. Und sie war beschriftet! Spiralförmige Muster, feine Linien wie Konstruktionszeichnungen und Piktogramme einer fremden Sprache bedeckten die Oberfläche. So etwas hatte er noch nie gesehen, aus keiner Zeit und von keiner Kultur, von der er je gehört hätte. Aber wo sie herkam, dort würde es noch mehr davon geben.
    González stieß eine Faust in Richtung Meer. »Bei diesem Gold schwöre ich, dass ich wiederkommen werde! Ich werde dir deine Schätze entreißen und den Tod meines Bruders rächen! Raul, hörst du?! Ich komme wieder, und ich werde dich rächen!«

Kapitel 2
     
    Regenwald, etwa sechzig Meilen nördlich von Flores, Guatemala
     
    Patrick erwachte wie schon in den letzten Tagen durch das enervierende Gezeter eines bestimmten Vogels. Sicher war es nicht derselbe, der ihnen ständig folgte, aber diese Art gab ein besonders schrilles Pfeifen von sich.
    Er richtete sich in seiner Hängematte auf und zog das Moskitonetz beiseite, das er am Ast über sich befestigt hatte. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es kurz nach sieben war. Das Zwielicht des Regenwalds würde sich bald noch etwas weiter aufhellen.
    »Verdammter Mist«, fluchte er, als er entdeckte, dass er seine Stiefel in der Nacht auf den Boden gestoßen hatte. Er schwang sich hinunter und streckte sich.
    » ¡Buenos días, señor Patrick! « , rief einer der Scouts aus einer anderen Ecke des kleinen Nachtlagers.
    »Ja, Morgen«, knurrte Patrick. Er zog eine Packung Zigaretten aus der Seitentasche seiner

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