Projekt Atlantis
an Deck. Regen peitschte in sein Gesicht und raubte ihm fast den Atem. Durch die halb geschlossenen Augen nahm er wieder das Leuchten wahr, und er zwang sich, genauer hinzusehen. Das weiß schäumende Brodeln hatte sich rund um das Schiff ausgebreitet. Das Wasser schien förmlich zu kochen, und obwohl sich der Bug der Juanita nun einige Meter aus dem Meer gehoben hatte, spritzte es von allen Seiten bis in diese Höhe.
González griff nach der Reling und bahnte sich vorsichtig den Weg in Richtung des abfallenden Hecks. Als er ankam, traute er seinen Augen zunächst nicht. Hier war der Ozean noch stärker aufgewühlt, fremdartige Wrackteile und undefinierbare Trümmer wurden von den Wellen umhergeschleudert. Über die Slip bis weit über das Achterdeck war ein gewaltiger zusammenhängender Haufen aus Tang, Treibgut und Gestein auf das Schiff geschleudert worden. Der größere Teil davon schien noch im Wasser zu hängen, denn er zog das Heck des Trawlers unter die Wasserlinie.
Ungläubig trat González näher, bis ihm das über das Deck schlagende Wasser bis zu den Waden reichte. Aus der schwarz glänzenden Masse aus Treibgut und Bruchstücken ragte ein Arm heraus. Pedro! Ins Meer gerissen, ausgespien und begraben in einem unentwirrbaren Trümmerhaufen, der nun nach der Juanita griff!
González wollte sich gerade abwenden, als er etwas in dem Haufen aufblitzen sah. Sein Blick blieb an einem unnatürlich glänzenden Stück hängen, das unter einem von Tang umklammerten Korallenbrocken hervorstach. Er beugte sich hinunter, ergriff die freiliegende Ecke des Stücks und versuchte, das Objekt freizubekommen. Es war Teil einer altertümlichen Metallplatte. Und es war kein normales Metall. Es war Gold!
González lehnte sich mit dem ganzen Körper in die Masse, drückte sich zwischen die nassen Trümmer, stemmte sie weg und zog an der fingerdicken Platte. Gerade, als sie sich löste, gab der gesamte Haufen nach und rutschte weiter nach hinten. Entsetzt wollte González sich aufrichten, als er merkte, dass sich das gesamte Heck weiter absenkte. Doch sein Ärmel hing an den scharfkantigen Korallen fest. Die Trümmer zogen ihn mit sich! Verzweifelt bemühte er sich, sich loszureißen, als eine gewaltige Welle über das Heck des Schiffes schlug und alles in einem tobenden Strudel aus Wasser und Dunkelheit verschlang.
AUTEC U.S. Navy Recherche-Zentrum, Andros Island, Bahamas
»Sir, wir haben einen Code fünfzig, Sir!«
Der Soldat blieb in der Tür stehen und salutierte. Lieutenant Commander Walters sah von seinen Papieren auf. Er erinnerte sich vage an diese Bezeichnung, etwas Dringliches, aber seit seiner Stationierung auf Andros war es noch nicht vorgekommen.
»Danke«, sagte er schließlich und nickte. »Man soll alle Informationen zusammentragen, ich komme sofort.«
Als der Soldat gegangen war, stand Walters auf und öffnete seinen Wandsafe. Neben einigen aktuellen Projektunterlagen befand sich hier auch eine Mappe mit vertraulichen Anweisungen und Maßnahmeregelungen. Er schlug Code fünfzig nach, las einige Absätze und legte das Material wieder zurück.
Kurze Zeit später betrat er den Kontrollraum der Luft- und Seeüberwachung. Die Anwesenden sahen auf und strafften sich, aber Walters hob nur eine Hand und winkte ab. Der wachhabende Unteroffizier kam auf ihn zu.
»Ich habe Sie informieren lassen wegen des Codes fünfzig, Sir.«
»Und jetzt bin ich hier. Also schießen Sie los.«
»Wenn Sie mir folgen möchten, Sir.« Der Unteroffizier öffnete die gläserne Tür eines angrenzenden Besprechungszimmers. Dann dimmte er das Licht und bediente eine Computerkonsole, woraufhin die Projektion einer Karte an der Wand erschien.
Walters setzte sich und sah auf das Bild. Es war eine aus Satellitenaufnahmen zusammengesetzte Karte, die den Norden der Bahamas bis hinauf nach Abaco Island zeigte, sowie einen guten Teil des Atlantiks nordöstlich davon. In der Fußzeile waren Angaben über Maßstab, Datum, Uhrzeit sowie einige meteorologische Daten zu sehen.
Der rote Lichtpunkt eines Laserpointers erschien und wanderte über die Karte.
»Beachten Sie diese Region, Sir«, sagte der Unteroffizier. »Dieses Standbild ist vor etwa einer Stunde aufgenommen worden. Ich werde nun die Wolkenschichten einblenden, dann sehen Sie, dass der Himmel zwar bedeckt war, mit Windgeschwindigkeiten zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Knoten, also zum Teil starkem Wind, aber im ganzen Gebiet gab es keine Stürme oder Unwetter.«
Walters
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