Projekt Atlantis
Schulen von Delfinen und Walen, wenn sie einem kranken Leittier zu folgen versuchten. Hier aber waren alle Tiere gleichermaßen betroffen: Massive Blutungen im Gehirn, dem Innenohr und zum Teil den Augen wiesen auf die wahre Todesursache hin. Etwas hatte die Schule getroffen, kein natürlicher Feind und auch keine herkömmliche Waffe. Eine Energie, die in der Lage war, die empfindlichen Sinnesorgane der Meeressäuger regelrecht explodieren zu lassen.
Die Navy verfügte über eine solche Energiequelle, und sie hatte sie drei Tage vor den Strandungen eingesetzt. Das LFAS, das Niederfrequenz-Aktivsonar.
Unter Wasser war die Sicht schlecht, daher verwendete man zur Ortung von Schiffen und U-Booten Schallwellen, die sich noch dazu wesentlich besser unter Wasser als in der Luft ausbreiteten. Um eine möglichst große Fläche abdecken zu können, waren immer kräftigere Sonare entwickelt worden. Das LFAS war das am weitesten entwickelte. Es sendete Impulse mit über zweihundert Dezibel in den Ozean. Einer Lautstärke, die zweihundertfünfzigmal lauter war, als der Mensch ertragen konnte, und so machtvoll, dass das Signal noch in fünfhundert Kilometern Entfernung so laut war wie das Abfeuern eines Schusses. Tiere, die sich mithilfe des Gehörs im Meer orientierten und deren entsprechende Sinne um ein Vielfaches empfindlicher waren als die menschlichen Ohren, wurden von den Schallwellen buchstäblich innerlich zerrissen.
Die Navy hatte vor einigen Jahren eine zugegeben millionenschwere, aber halbherzige Studie unternommen und bemühte sich nun stets zu erklären, dass diese gezeigt habe, dass selbst hundertachtzig Dezibel das Verhalten von Walen nicht beeinflussen würden. Tatsächlich gab es haufenweise anderer, unabhängiger Studien, die das Gegenteil feststellten. Zwar versicherte die Navy vor jeder Aktivierung des LFAS mit einem herkömmlichen Sonar die Umgebung nach Meeressäugern zu scannen, um den Einsatz gegebenenfalls einzustellen. Tatsächlich reichte aber kein anderes Sonar so weit wie das LFAS, sodass diese Vorkehrungen in Wahrheit wenig nützten.
Es gab keine Beweise, aber alle wissenschaftlichen Indizien sprachen dafür, dass es eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Einsatz des Niederfrequenz-Aktivsonars und den Strandungen gab. Das LFAS tötete, und Walters, als Kommandant der AUTEC-Basis, war dafür verantwortlich.
Doch solange nichts bewiesen war und solange man die Autopsien in militäreigenen Einrichtungen vornehmen und die Ergebnisse unter Verschluss halten konnte, würde nichts den künftigen weltweiten und dauerhaften Einsatz des LFAS verhindern. Und somit war auch klar, wie die offizielle Stellungnahme von AUTEC zu diesem Vorfall aussehen würde.
Walters beruhigte sich mit dem Gedanken, dass diese Technologie im Ernstfall vielleicht Gefahren abwenden, Kriege verkürzen, Menschenleben retten konnte und dass dies schwerer wog als ein paar gestrandete Tiere. Aber er konnte immer weniger daran glauben.
Er blickte aus dem Fenster und ließ seine Gedanken schweifen. Dann schob er die Papiere zusammen, stand auf und holte die geheimen Unterlagen aus dem Safe.
Für den Fall, dass ein Code fünfzig eintrat, wurden für das entsprechende Gebiet neue Bestimmungen wirksam, so lange, bis diese von höherer Stelle wieder aufgehoben wurden. Walters musste das geplante Eindringen der beiden Forschungsschiffe melden, und die Anleitung stand hier.
Er setzte sich mit der Mappe an seinen Schreibtisch und verfasste eine E-Mail mit den entsprechenden Schlüsselbegriffen an die vorgegebene Adresse einer ihm unbekannten Regierungsbehörde, von wo aus sie dann zum tatsächlichen Empfänger weitergeleitet werden würde.
Er studierte gerade andere E-Mails seines Posteingangs, als bereits eine Antwort eintraf.
Empfang bestätigt.
Prozess unter Beobachtung halten und dokumentieren.
Keine weiteren Aktionen. Statusupdate alle 24 Stunden.
Lt. McEvoy
CSS, Fort Meade, MD
Walters lehnte sich stöhnend zurück. Er hatte erwartet, dass er bei einer höherrangigen Abteilung der Navy gelandet wäre.
Stattdessen kam die Antwort nun vom Central Security Service aus Maryland. Es war eine Organisation, die für alle Streitkräfte der USA als zentrale Schnittstelle diente und deren Aufklärungsdaten in der NSA zusammenführte. Und die NSA wiederum war der vermutlich größte Nachrichtendienst der Welt, Teil des US-Verteidigungsministeriums und zuständig für das Sammeln, Überwachen und Entschlüsseln sämtlicher
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